Die neun Monate alte Bärenwelpen Arthos (links) und Arian kommen ursprünglich aus Albanien. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Anika von Greve-Dierfeld

Bad Rippoldsau - Schnee! Zumindest Schneeregen. Die beiden grade mal etwa acht Monate alten Bärenwelpen im „Alternativen Wolf- und Bärenpark Schwarzwald“ in Bad Rippoldsau im Kreis Freudenstadt sind außer sich. Sie haben noch nie Schnee gesehen. Sie tollen herum und wundern sich über das komische Zeug auf ihrem Fell. In ihrem Heimatland Albanien hätte sie in diesem Moment eine Kette zurückgehalten. Die Besitzer führten die beiden Bärenkinder noch bis vor kurzem auf albanischen Stränden an Touristen vorbei. Für ein Selfie mit Bär. Leicht verdientes Geld im bitterarmen Land. „Man kann es den Menschen nicht verdenken“, sagt Bernd Nonnenmacher, Leiter des Bärenparks. „Aber für die Bärenwelpen war es eine Qual.“ Die Tiere wurden von den dortigen Behörden beschlagnahmt. Und werden nun auf der nach eigenen Angaben europaweit einzigartigen Notstation für Bärenwelpen in Bad Rippoldsau aufgepäppelt.

Stolz darauf ist Geschäftsführer Rüdiger Schmiedel im klassischen Sinne nicht. Er will ausdrücklich nicht, dass der Park Abladeplatz für Bärenwelpen wird oder ein „Mülleimer für verfehlte Zuchtpolitik“. „Was wir hier machen, ist aus der Not geboren“, sagt er. Bären aus schlechter oder auch illegaler Haltung landen hier. Anfragen, ob der Park mehr Bären aufnehmen könnte, gebe es viele. Auffangstationen, in denen Tiere aus katastrophaler Haltung ein einigermaßen anständiges Leben führen können, gebe es viel zu wenige.

Strengere Gesetze gefordert

Wildtierhaltung ist für Tierschützer seit vielen Jahren ein rotes Tuch - und keineswegs nur ein Problem in Ländern wie Albanien. So wird für deutsche Zirkus-Unternehmen längst ein Wildtierverbot diskutiert, eine Linie, die das Stuttgarter Umweltministerium nach eigenen Worten unterstützt. „An die 50 Zirkusse halten eine breite Palette an unterschiedlichen Wildtieren“, schätzt der Deutsche Tierschutzbund. Auch Zoos sind mitunter mit Vorwürfen konfrontiert, ihre Tiere aus wildlebenden Arten nicht gut genug zu halten.

Im Clinch liegen mitunter Artenschutz und Tierschutz, sagt Artenschutz-Experte Dietrich Jelden vom Bundesamt für Naturschutz (BfN). „Unter Artenschutzgesichtspunkten hätte ich gesagt: Lasst die Bärenwelpen in Albanien - um zu verhindern, dass dort weitere Tiere der Natur entnommen werden.“ Unter Tierschutzgesichtspunkten hätten die Bärenwaisen nun zwar ein viel besseres Leben im Bärenpark. „Aber das erste, was jetzt in ihrem Herkunftsland passieren wird ist, dass sich die früheren Besitzer neue Welpen wildern werden“, sagt er.

In Deutschland sind die Anforderungen für Wildtierhaltung vor zwei Jahren vom Bundeslandwirtschaftsministerium grundlegend im Rahmen des „Säugetiergutachtens“ überarbeitet worden. Vorschriften für Zoos oder Zirkusse gehen Tierschützern wie den Bärenparkbetreibern aber nicht weit genug. Auch gegen Züchtungen wenden sich Schmiedel und Nonnenmacher: „Weil nachgezüchtete Tiere von vorneherein für die Gefangenschaft bestimmt sind.“

Nach Ansicht der Bärenparkbetreiber sind solche Angebote wie ihr Bärenpark eine notgedrungene Antwort: Eine Antwort auf die schiere Existenz von Wildtieren, die Zoos oder Zirkussen zu alt, zu krank oder schlicht zu viel sind. Gezüchtete Tiere nimmt der Park grundsätzlich nicht - „um klarzumachen, dass Züchtungen aufhören müssen“. Traum des Parks: Dass es irgendwann nirgends in Deutschland mehr wilde Tiere in Gefangenschaft gibt - „und Auffangstationen wie unsere überflüssig sind“.

Den Bärchen Arian und Arthos geht es sichtlich gut. Bald kommen sie aus der Quarantäne, danach in eine größere Freianlage und bald sollen sie sich auch an die acht großen im Park lebenden Bären gewöhnen, die einst größtenteils aus Zirkussen gerettet wurden. Immerhin zehn Hektar Platz bietet das Gelände - zu wenig jedoch für Bären, das wissen die Betreiber selbst. „Artgerecht ist nur die Natur.“