An einem öffentlichen Papierkorb entsorgen Bürger ihren Hausmüll. Eine Unsitte, die in der Landeshauptstadt immer mehr Schule macht.. Fotos:Nagel Quelle: Unbekannt

Die Martinskirche feiert einen ganz besonderen Geburtstag. Das ehrwürdige Gotteshaus in der Brückenstraße wird 500 Jahre alt. Zur ältesten katholischen Kirche in der Region, der Urkirche der Katholiken im mittleren Neckarraum, kommt nun zum Festgottesdienst Bischof Gebhard Fürst, dessen Diözese auch dem Heiligen Martin geweiht ist.

Von Iris Frey

Darauf freuen sich Pfarrer Karl Böck und Manfred Scherer, stellvertretender Vorsitzender des Kirchengemeinderats. Sie sind gespannt, was der Bischof zum Heiligen Martin den Festgästen in seiner Predigt verkünden

wird. Denn mit dem Namenspatron gibt es bekanntermaßen viele Beziehungen - Jener Bischof von Tours, der in Ungarn vor genau 1700 Jahren geboren ist. Deshalb wird auch der 1700. Geburtstag des Heiligen Martin gefeiert, so Manfred Scherer. Die Ursprünge der Kirche in der Brückenstraße gehen auf das Jahr 1516 zurück. Sie hatte aber noch eine ältere Vorgängerkirche, die seit dem 6./7. Jahrhundert auf der Altenburg stand. Diese Kirche stand vermutlich im Bereich des Steigfriedhofs. Historiker Olaf Schulze vermutet sogar auf dem Steigfriedhof, sagt Pfarrer Böck. Mit Interesse wurde deshalb auch auf die neuesten Ausgrabungen am Steiggemeindehaus geschaut, die die Altenburg hervorbrachten. Auf herzogliches Geheiß wurde die Kirche im Jahr 1516 in das damals noch selbstständige Dorf Brie verlegt, die heutige Neckarvorstadt und anschließend um 1534 im Zuge der Reformation als Kirche stillgelegt. In der Brückenstraße wurde sie aus den ursprünglichen Steinen aufgebaut. 1858 konnte die Martinskirche wieder als Kirche beginnen. König Wilhelm I. schenkte am 21. Dezember 1854 der katholischen Gemeinde Cannstatt den „finanzkammerlichen Fruchtkasten“, die Martinskirche. „Er bezahlte Steuern aus seiner Privat-Schatulle, dass die Kirche wieder von den Katholiken benutzt werden durfte“, so Böck. In den Jahren 1856 bis 1858 hat Architekt Josef Egle die Kirche umgebaut, die 1985 Kulturdenkmal wurde.

Im 19. Jahrhundert war die Kirche Lager für die Volksfestkulissen, im Zweien Weltkrieg wurde sie stark zerstört. 1948 fand die Altarweihe der wieder aufgebauten statt. Nur noch der Gewölbekeller und ein Mauerteil, das zur Brückenstraße reicht, stammen noch aus den Jahren 1516. Der Rest wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Auch der Chor ist später angebaut worden. Im Kirchenraum gibt es einen Kreuzweg mit holzgeschnitzten Bildern und neben dem Altar seitlich an der Wand hängend ein weißes Relief mit dem Heiligen Martin.

Bei Sonnenlicht glänzen die farbenprächtigen Glasfenster im Chorraum. Es bringt sie, die 1974 von Rasso Rothacker gestaltet wurden, zum Leuchten. Die Kirche fasst rund 180 Menschen. Zum Festgottesdienst am 6. November mit Bischof Gebhard Fürst werden auch vier ehemalige Pfarrer von St. Martin erwartet. Auch Stadtdekan Christian Hermes kommt. Die italienische Gemeinde ist präsent. Sie belebt die Kirche, betonen Böck und Scherer und freuen sich auch über das Engagement der Italiener zum Festgottesdienst. Auftakt des Jubiläumsjahrs war der 20. März mit einem Matinée-Konzert. Zudem gab es Vorträge und Konzerte.

Feierlichkeiten rund um St. Martin

Der Heilige Martin steht bei den kommenden Feierlichkeiten von St. Martin, zu der auch die beiden Kirchen St. Rupert und St. Ottilia gehören, im Mittelpunkt. Die Kirchengemeinde St. Martin, die neu gegründet wurde, umfasst rund 6500 Gemeindeglieder. Sie werden sich am 6. November nachmittags vorstellen. Der Heilige Martin soll an einem Wintertag als Soldat am Stadttor von Amiens einem armen, unbekleideten Mann begegnet sein. In einer barmherzigen Tat teilte er seinen Mantel und gab eine Hälfte dem Armen. Bis heute wird an diese besondere Geste der Menschlichkeit erinnert. Am Samstag, 5. November, gibt es einen St. Martins-Umzug. Er startet um 17.30 Uhr an St. Rupert und geht bis zur Martinskirche in der Brückenstraße, wo die Mantelteilung dargestellt wird.

Am Sonntag, 6. November, beginnt um 10 Uhr der Festgottesdienst mit Bischof Gebhard Fürst. Im Anschluss, um 11.30 Uhr, wird im Gemeindehaus gefeiert. Um 17 Uhr gibt es ein Abendlob in St. Martin.