Sozialpädagogin Claudie Beilke, Melanie Yilmaz, Mutter von zwei Kindern, und eva-Bereichsleiterin Bianka Horinek stehen vor dem Atrium am Römerkastell 125. Foto: Gökalp Quelle: Unbekannt

(erg) - Seit einem Jahrzehnt bietet die Evangelische Gesellschaft (eva) mit dem „Atrium am Römerkastell“ eine soziale Einrichtung für den Hallschlag und Münster an. Im Durchschnitt 50 bis 60 Familien pro Jahr haben seit der Gründung Unterstützungen bei der Erziehung ihrer Kinder beansprucht. Melanie Yilmaz ist mit ihren beiden Kindern seit den Anfängen mit dabei.

Vor zehn Jahren hat Melanie Yilmaz (Name geändert) das Atrium am Römerkastell 125 erstmals betreten. Sie ist mit ihrer Familie damals in den Hallschlag gezogen und war bereits in finanziellen Schwierigkeiten. Sie war verschuldet und hatte kein Einkommen. „Wir haben Frau Yilmaz zunächst geholfen, die nötigen Anträge auszufüllen, um Sozialhilfeleistungen beanspruchen zu können“, sagt Claudia Beilke, Sozialpädagogin und Mitarbeiterin im Atrium am Römerkastell. Über Jahre hinweg hat Yilmaz mit Hilfe der Mitarbeiter der eva Unterstützung für den Alltag und die Erziehung der Kinder erhalten. „Insbesondere bei Familienkrisen mussten wir auch mal stärker in die Kindererziehung eingreifen“, sagt Beilke. Beispielsweise wurde Yilmaz depressiv, nachdem ihr Mann sie verlassen hatte. Ihr Sohn kam daher in eine der Wohneinrichtungen der evangelischen Gesellschaft. Nach intensiver Betreuung konnte sie die Erziehung ihrer Kinder wieder übernehmen. „Heute fällt es mir leichter, Hilfe anzunehmen“, sagt Yilmaz.

Früher hatte der Hallschlag noch den Ruf eines sozialen Brennpunkts. Auch wenn der Stadtteil inzwischen aufgewertet wurde, ist die Arbeit des Atriums am Römerkastell nicht weniger geworden. Meistens gehen die Mitarbeiter zu Familien nach Hause und unterstützten sie vor Ort bei der Erziehung der Kinder. Dazu nutzen sie auch Hilfsmittel wie die Video Interventionstherapie, bei der der Umgang eines Elternteils mit dem Kind gefilmt und anschließend gemeinsam analysiert wird. In schwierigeren Fällen werden die Kinder in Wohngruppen untergebracht. „Das Konzept dort ist es, die Eltern bei der Erziehung zu coachen“, sagt Beilke.

Das Ziel des Atriums ist es, betroffenen Familien dabei zu helfen, in die Selbstständigkeit zurückzufinden. Melanie Yilmaz hat nach zehn Jahren gelernt, auf eigenen Beinen zu stehen. Ihre Kinder sind inzwischen sieben und dreizehn Jahre alt. Auch wenn diese unter den Schwierigkeiten in der Familie gelitten haben, geht es für alle inzwischen wieder bergauf.