Bis zu 20 000 Fahrzeuge passieren den Wilhelmsplatz. Mittlerweile gibt es mehrere Varianten, die Verkehrströme dort zu entflechten und den Bereich attraktiver zu gestalten. Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Der verkehrsbelastete Wilhelmsplatz und die alte B 14 zählen städtebaulich zu den größten Problemen in Bad Cannstatt. Darüber waren sich die Teilnehmer an der Zukunftswerkstat einig, weshalb beide Themen auf der Agenda 2030 ganz weit oben stehen. Zudem soll sie künftig auch verstärkt im Technikausschuss des Bezirksbeirats diskutiert werden.

Bekanntermaßen gab es zwei Anträge für eine Umgestaltung des Wilhelmsplatzes (wir berichteten). So will die Cannstatter CDU von der Verwaltung zwei Varianten überprüfen lassen. Die erste sieht eine Tunnellösung für den Individualverkehr vor, die zweite lässt die Fahrzeuge oberirdisch und verbannt die Stadtbahnhaltestelle nach unten.

Ideen, vor allem was die Aufenthaltsqualität angeht, haben auch die Freien Wähler. Eine Info- statt der hässlichen Wassersäule war der Vorschlag von Sprecher Gerhard Veyhl. Insgesamt werden Verwaltung und SSB aufgefordert, im Bezirksbeirat die Möglichkeiten zur Attraktivitätssteigerung des Platzes zu erläutern. Neben der urheberrechtlichen Frage, was eine Umnutzung der Wassersäule angeht, wollen die Freien Wähler ebenfalls wissen, ob ein Autotunnel unter dem Platz hindurch möglich wäre. Auch soll die SSB prüfen, ob eine einzige Haltestelle für alle Linien (Bus und Stadtbahn) technisch realisierbar ist.

Doch in der letzten Bezirksbeiratssitzung beschlossen die Fraktionen, beide Anträge vorerst zurückzustellen. „Ansonsten verzetteln wir uns bei diesem wichtigen Thema“, war auch Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler dieser Meinung. Vielmehr soll das Thema im Technikausschuss des Bürgergremiums im kommenden Jahr weiter verfolgt werden. Zudem, so Peter Mielert (Die Grünen), sei die Umgestaltung des Wilhelmsplatzes eine der wichtigsten Forderungen, die die Zukunftswerkstatt erarbeitet hat.

Mielert erinnerte daran, dass ab 2018 die SSB mit der U 16, die die U 13 unterstützen soll, dann insgesamt fünf Stadtbahnlinien den Platz kreuzen lassen. Verkehrs- und platztechnisch problematisch, denn am Wilhelmsplatz werden täglich bis zu 70 000 SSB-Kunden gezählt. Zudem passieren mehr als 20 000 Fahrzeuge den Platz. Aus diesen Gründen ist ein Ergebnis der Zukunftswerkstatt, dass hier endlich ein zentraler Platz mit urbaner Attraktivität entstehen muss.

Der Vorschlag klingt banal. So soll unter anderem der Kraftfahrzeugverkehr nur noch mit einem Fahrstreifen je Richtung den Platz passieren, am besten auf der Seite des Bahnhofviertels, wo sich heute die Bushaltestellen befinden. Der große Vorteil: Auto und Stadtbahn kommen sich weniger ins Gehege und Passanten bleiben etliche der vielen Fußgängerfurten und Ampeln erspart.

Doch nicht nur am Wilhelmsplatz herrscht Handlungsbedarf, auch die alte B 14 wurde zum „Sorgenkind“ erklärt. Ohne Pflanzen stellt sie eine viel befahrene Betonwüste dar, die Bad Cannstatt „zerschneidet“. Zudem hat sie zu wenig attraktive Querungsmöglichkeiten. Die Folgen: Menschen suchen sich einen gefährlichen Weg vom Seelberg zum Kurpark über die Gleise. Sowohl für die Nürnberger- wie auch für die Waiblingerstraße fordert die Zukunftswerkstatt neben Tempo 30 (nachts) auch begrünte Gleiskörper, den Umbau der Haltestelle Uff-Kirchhof zum Mittelbahnsteig (bessere Umsteigemöglichkeiten) sowie eine Verschiebung der Haltestelle Augsburger Platz zum S-Bahn-Halt Nürnberger Straße und eine Verknüpfung durch Aufzüge.

Apropos Augsburger Platz: Das mehr als 50 Jahre alte Bauwerk steht ebenfalls auf der Liste der Bausünden aus vergangenen Tagen. Ein Umbau, sodass alle Fahrbeziehungen am Platz möglich sind, wird ebenfalls angestrebt. Allerdings nicht zum ersten Mal. Pläne hierfür wurden bereits im Bezirksbeirat präsentiert, allerdings gab es nie Geld dafür in den Haushaltsberatungen.