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(red) - Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle hat den langjährigen Leiter des Weinguts der Stadt Stuttgart, Bernhard Nanz, am Freitag in den Ruhestand verabschiedet.

Wölfle würdigte bei der Feier im Rathaus, Nanz sei „ein ganz starkes Stuttgarter Gewächs“. Er habe oft unter den strengen Blicken von Nanz an der Prominentenweinlese teilgenommen. „Ein jährliches Vergnügen, das ich mir nur selten entgehen lasse. Aber wehe, wenn im Trauben eine faulige Beere war, die nicht herausgeschnitten wurde!“ Doch Nanz habe völlig recht: „Wer ein Spitzenprodukt erzeugen möchte, darf nicht ungenau arbeiten. Wir werden ihn und seine hervorragende, gewissenhafte aber auch innovative und neugierige Arbeitsweise vermissen.“

Begonnen hatte Bernhard Nanz seine berufliche Laufbahn im elterlichen Betrieb in Uhlbach mit einer Ausbildung zum Gärtner im Obstbau. Auf dem zweiten Bildungsweg erlangte er die Fachhochschulreife und studierte Obst- und Gartenbau in Weihenstephan. Der Diplomingenieur arbeitete im Wallis und in Kolumbien. Nach etlichen Stationen kam er 1979 als Obst- und Weinbauberater zum damaligen Liegenschaftsamt der Landeshauptstadt. Bereits seit den 1980er-Jahren organisierte er die Weinlese und übernahm 1993 die Leitung des städtischen Weinguts.

Mit acht hauptamtlichen Mitarbeitern und zwei Auszubildenden bewirtschaftete Nanz 16 Hektar Rebfläche. Vor allem die Mauerweinberge benötigen viel Handarbeit. Deshalb kam Nanz Mitte der 1990er-Jahre auf die Idee, ehrenamtliche Helfer zu begeistern und für die Pflege und die Lese in die Weinberge zu holen. Ziel war es, die stadtbildprägenden Weinberge in der Innenstadt zu erhalten, darüber hinaus mit der begrünten Halbhöhe den Luftaustausch und die Kaltluftströme in den Talkessel zu unterstützen - und dabei auch noch ein „tolles Produkt“ zu machen, wie Nanz sagt. Weitere Weinberge hat das Weingut neben der Innenstadt in Bad Cannstatt, Münster, Ober- und Untertürkheim.

In den letzten Jahren hat sich im Weingut nach dem Motto „modern in alter Tradition“ einiges getan: 2009 wurde für rund 680 000 Euro die Kelter in der Rommelstraße beim Römerkastell komplett umgebaut und 2013 die Weinverkaufsstelle in der Sulzerrainstraße für 150 000 Euro erneuert.

Die städtischen Wengerter steigerten die Qualität ihres Weines kontinuierlich. Mit dem Amtsantritt von Nanz wurde, wie in vielen anderen Weingütern auch, der Ertrag zugunsten der Qualität reduziert. Produzierte das Stadtweingut 1982 noch 240 000 Liter Wein, so waren es 2015 noch 100.000 Liter. Seit Nanz beschlossen hatte, die Stadtweine nur noch bei Blindverkostungen in den (internationalen) Wettbewerb zu schicken, können er und seine Kollegen sich über hohe Auszeichnungen freuen. Ganz besonders stolz ist er auf das „Große Gold“ im Wettbewerb Mundus Vini für die 2011er Mönch Ulrich Rotwein-Cuvée im Jahr 2014.

Mit dieser Qualitätssteigerung und Aktionen wie den Weinverkostungen im historischen Travertinkeller von 1886 und geführten Weinwanderungen, bei denen Nanz mit viel Wissen und Humor unzählige Einheimische und Auswärtige für den Stuttgarter Wein begeisterte, erschloss der städtische Chefwinzer neue Kundenkreise für das Weingut. Zu den Neuerungen gehört auch, dass seit 1995 der traditionell hohe Anteil des Trollinger von 40 auf 20 Prozent gesenkt, alte Sorten wie der St. Laurent ausgeweitet und neue Sorten wie Sauvignon Blanc und Cabernet Blanc angebaut wurden.

Im Ruhestand will Bernhard Nanz, nach eigenem Bekunden ein „Gartenfreak“, seinen eigenen Garten auf Vordermann bringen und sich verstärkt um seine fünf Enkel kümmern. Außerdem ist er Sachverständiger für Schäden durch Hagelschlag und hat Anfragen für Weinseminare. Zudem freut er sich auf Reisen zu Weingütern von Freunden in Kolumbien, Brasilien und am Ontario-See.