Schon mehrfach wurden die Schlösser am Taubenhaus auf dem Mühlgrün aufgebrochen, zudem gibt es hier Vandalismus. Foto: Frey Quelle: Unbekannt

Von Iris Frey

Seit sechs Jahren steht das Taubenhaus auf dem Parkhaus Mühlgrün. Immer wieder mal gab es Vandalismus. In der letzten Zeit nimmt er wieder zu. Zuletzt war Charlotte Kunkel, die ehrenamtliche Betreuerin des Hauses, schockiert, dass das Schloss kaputt getreten wurde.

Der Bauzaun sei aus der Verankerung gerissen worden. Bierflaschen seien herum gelegen. „Ich kam nicht ins Taubenhaus“, so Kunkel. Das Schloss musste aufgeschnitten werden. Silvie Brucklacher-Gunzenhäuser, die Taubenbeauftragte der Stadt Stuttgart, ist traurig und schockiert: „Der Standort ist so unansehnlich geworden“, sagt sie. Sie schlägt als Alternative einen begehbaren Taubenturm am Neckar vor, der etwa 50 000 Euro kostet. Im Cannstatter Bezirksbeirat war das Taubenhaus Thema und auch der Bezirksvorsteher habe sich offen und interessiert gezeigt, so Brucklacher-Gunzenhäußer. Doch die Situation jetzt enttäuscht sie. Sie hatte gehofft, dass es sich beruhigt und weniger Zerstörungen vorkommen.

Ein weiteres Problem: Rund um das Taubenhaus werde auch immer wieder uriniert. Kunkel habe dort auch schon Menschen erwischt, die dort genächtigt hätten. Die Lage habe sich im Lauf der letzten Monate verschärft. Die Zahlenschlösser seien nun das fünfte Mal zerstört worden. Am Sonntag, 17. Juli, seien beide Schlösser kaputt gemacht worden. Dass der Bauzaun aus den Angeln gehoben wurde, habe sie gar nicht gleich gemerkt. „Er ist fast auf mich drauf geflogen“, so Kunkel. Eine Zeit lang sei die Situation gut gewesen. Die Tauben würden reinfliegen und fressen. Aber Eier legten sie nicht mehr, so Kunkel. So sei ein Bussard dagewesen, der auch ins Taubenhaus geflogen sei. Deshalb habe man den Einflugsbereich verkleinert. „Immer, wenn es warm wird, feiern die Leute da oben“, sagt Kunkel. Das Taubenhaus dort sei vom Standort her schwierig, meint auch Brucklacher-Gunzenhäußer. Auch eine Etage höher sei es nicht besser. So gab es Überlegungen, das Taubenhaus ein Stockwerk höher zu setzen, damit die Tiere nicht ständig gestört werden.

Stefan Kinkelin, Standortsucher für Taubenschläge von der Stadt Stuttgart, erklärt: „Wir suchen schon lange nach Taubenschlägen, haben aber noch nichts gefunden.“ Es seien sowohl Kirchen als auch städtische und Privathäuser, schlicht weg alles, in den Suchlauf aufgenommen worden. „Wir sind froh, wenn wir etwas finden.“

Wenn ein Vorschlag gemacht wird, werde zunächst die Statik des Gebäudes geprüft, und ob es groß genug sei. Außerdem sei die Zugänglichkeit wichtig, natürlich auch die Zustimmung des Eigentümers. Jedoch gebe es viele Vorbehalte. „Die versuchen wir auszuräumen.“ Damit das Konzept Erfolg hat, seien viele Taubenschläge notwendig. Derzeit gibt es acht Taubenschläge in der Stadt, ein neunter wird heute am Marienplatz eingeweiht. 13 500 Eier wurden in Stuttgart bereits entnommen. „Es bringt schon was“, so Kinkelin. Bei den Taubenschlägen wird den Tieren eine Heimat geboten, sie werden von der Straße gelockt und wenn sie Eier legen, werden diese durch Plastikeier ausgetauscht. Damit soll die Population stückweise reduziert werden. Die Möglichkeit eines Taubenturms bestehe auch, so Kinkelin, wie ihn die Taubenbeauftragte vorschlage. Er sei etwas teurer. Ein Taubenhaus koste zwischen 15 000 und 20 000 Euro. Geld sei noch vorhanden für einen weiteren Taubenschlag. Pro Jahr könnten mit dem Budget ein bis zwei Schläge eingerichtet werden.

Wer Vorschläge für Taubenschlag-Standorte hat, gibt sie an die Stadt Stuttgart weiter und meldet sie unter der E-Mail: sicherheit@stuttgart.de.