Nicht schön, aber für den Schwimmunterricht unentbehrlich. Vor allem solange das Sportbad im Neckarpark noch nicht fertig gebaut ist. Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Sobald das moderne Sportbad im Neckarpark in Betrieb geht, soll das Stadtbad in der Hofener Straße aufgegeben werden. So jedenfalls der Plan des Eigenbetriebs Kur- und Bäderbetriebe. Doch jetzt mehren sich die Stimmen, die sich gegen einen Abriss stemmen. Der Grund: Der Bedarf der Vereine und Schulen ist einfach zu groß.

28 Millionen Euro soll das neue, wettkampfgerechte Sportbad kosten. Der genaue Baubeginn steht zwar noch nicht fest, allerdings plant die Stadt mit einem Eröffnungstermin 2020. So lange müssen die altehrwürdige Traglufthalle im Untertürkheimer Inselbad und das Cannstatter Stadtbad „durchhalten“. Dass das Geld kostet, zeigt die Tatsache, dass die Einrichtung in der Hofener Straße wegen des defekten Hubbodens für einige Tage geschlossen werden musste. Eigentlich nicht ganz verwunderlich, da das Stadtbad schon etliche Jahrzehnte auf dem Buckel hat.

Dennoch werden Stimmen laut, die für dessen Erhalt plädieren. Denn die CDU-Bezirksbeiratsfraktion fordert jetzt die Verwaltung auf, nach der Fertigstellung des neuen Sportbades das Hallenbad Bad Cannstatt nicht aufzugeben, sondern insbesondere den Schulen und Vereinen für die Schwimmausbildung zur Verfügung zu stellen. Gegebenenfalls ist zu prüfen, ob die „Untertürkheimer Lösung“ - ein Bad mit sehr eingeschränktem oder ohne öffentlichen Betrieb - auch in Bad Cannstatt zur Anwendung kommen kann.

„Rund 23 Prozent der Bevölkerung sind schlechte Schwimmer oder Nichtschwimmer und rund 33 Prozent der Kinder unter zehn Jahren können nicht schwimmen“, heißt es in der Begründung. Das seien alarmierende Zahlen. Zudem sei es besorgniserregend, wenn an zehn Stuttgarter Grundschulen kein Schwimmunterricht erteilt werden könne. „Auch wenn Stuttgart im Vergleich zu anderen Kommunen besser an Schwimmbädern ausgestattet ist, bleibt festzustellen, dass die Nachfrage von Schulen und Vereinen nach freien Belegungszeiten in den Schwimmbädern nicht in vollem Umfang gedeckt werden kann.“

In Bad Cannstatt gibt es laut CDU zwei Lehrschwimmbecken an der Helene-Schoettle-Schule und an der Schillerschule. Weiter stehen das Vereinsschwimmbad des SV Cannstatt und das Stadtbad bis zur Eröffnung des Sportbads für den Schwimmunterricht zur Verfügung. „Die besondere Nutzung eines Sportbades lässt befürchten, dass die Inanspruchnahme durch Schulen und Vereine zum Schwimmunterricht eher Einschränkungen unterworfen sein wird“, so die Sorge der Cannstatter Christdemokraten. Um die Versorgung mit Schwimmzeiten in Bad Cannstatt und den umliegenden Stadtbezirken zu verbessern, muss deshalb das Hallenbad Bad Cannstatt erhalten bleiben.

Nicht zum ersten Mal, dass sich Bürger in den vergangenen Monaten für den Fortbestand des Stadtbads, das 1973 eingeweiht wurde, stark machen. Denn in den Wünschen für den Bürgerhaushalt wurde dessen Instandhaltung auf dem zweiten Platz gesetzt und auch die Bezirksbeiräte hatten es in ihrer Prioritätenliste ganz weit oben platziert. Auch die Besucherzahlen sind in den vergangenen Jahren gestiegen und lagen in den vergangenen Jahren bei rund 66 000.

Allerdings sprechen die Sanierungskosten eine andere Sprache: Ein Gutachter, der im Zuge der Machbarkeitsstudie für das neue Sportbad im Jahr 2011 zu Rate gezogen wurde, sagte klipp und klar: Eine grundlegende Sanierung kostet sechs Millionen Euro. Und selbst der jährliche Unterhalt ist mit bis 40 000 Euro pro Jahr laut Bäderbetriebe „mehr als üblich“.