Der mit dem roten Pfeil markierte Bereich hätte schon vor einem Jahr fertig sein müssen. Wegen dieser Verzögerungen müssen Autofahrer immer noch den lästigen Bogen fahren. Fotos: Nagel Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Streit über Mehrkosten, nicht erbrachte Leistungen und akute Sicherheitsmängel, im März zog die Stadt die Notbremse. Der Vertrag mit der Wolff & Müller Ingenieurbau GmbH, die für den Baubereich am Leuzeknoten verantwortlich war, wurde gekündigt. Obwohl der Zeitverlust fast zwei Jahre beträgt, ist das Tiefbauamt zuversichtlich, dass der Rosensteintunnel wie geplant Anfang 2020 eröffnet wird.

Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Nach diesem Motto handelten die Verantwortlichen des Tiefbauamtes, als sie im März den Gemeinderat über die massiven Probleme im Baubereich B 10/B 14 informierten und in der Folge die sofortige Vertragskündigung mit dem Stuttgarter Unternehmen vorschlugen. Obwohl das mit Sicherheit ein juristisches Nachspiel haben wird und sich negativ auf die Gesamtkosten des Projekts - die liegen momentan bei etwa 275 Millionen Euro - auswirken wird, gab die Vollversammlung am 16. März grünes Licht. Die Firma Wolff & Müller musste unverzüglich die Baustelle räumen.

Während sich einige Fraktionen fragen, ob denn die Eröffnung des Rosensteintunnels 2020 überhaupt noch realistisch ist, gibt man sich im Tiefbauamt optimistisch. „Wir haben schon die nächsten Schritte für einen zügigen Weiterbau eingeleitet“, sagt Tiefbauamtsleiter Wolfgang Schanz. So ist eine Baufirma kurzfristig eingesprungen und zur Zeit im Kreuzungsbereich damit beschäftigt, die Gleise für die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) so zu verlegen, dass wieder abgebogen werden kann. Auch soll endlich ein etwa fünf Meter breiter Streifen für den Tunneldeckel fertiggestellt werden. Denn erst dann ist statt des lästigen Bogens eine Geradeausfahrt nach Verlassen des Schwanenplatztunnels für Autofahrer wieder möglich. „Wir wollen noch vor den Sommerferien sämtliche Beeinträchtigungen in der Cannstatter Straße für den Straßenverkehr und die SSB beseitigt haben“, bestätigt Projektleiter Christian Buch das straffe Zeitmanagement für die kommenden Monate.

Denn die weitere Terminplanung sieht vor, dass noch in diesem Sommer auch in anderen Teilbereichen wieder die Bauarbeiten beginnen können. Dies werden vor allem Kanal- und Sicherungsarbeiten an der Baustelle sein. Da der Rohbau für den eigentlichen Tunnel neu ausgeschrieben werden muss und das Vergabeverfahren entsprechend Zeit kostet, können die Arbeiten für die neuen Tunnel erst im Frühjahr 2018 wieder Fahrt aufnehmen. Dass sich die Fertigstellung des gesamten Leuzeknotens, geplant war Frühjahr 2019, natürlich um fast zwei Jahre verzögern wird, ist den Verantwortlichen schon seit Monaten klar. „Hat aber auf das Gesamtprojekt Rosensteintunnel nur bedingt Einfluss“, so der Projektleiter.

Denn der Umbau des komplexen Verkehrsgeflechtes sei zwar ein tragender Bestandteil für den Rosensteintunnel, bautechnisch sind sie jedoch getrennt. Das heißt, die Probleme am Leuzeknoten haben keinerlei Einfluss auf die Arbeiten in den vier Röhren unter dem Rosensteinpark sowie in der Pragstraße. „Hier liegen wir voll auf Kurs“, so Christian Buch. Sollte es auf diesen Baustellen keine größeren Verzögerungen mehr geben, so bleibt es beim geplanten Eröffnungstermin des Tunnels Anfang 2020, auch wenn das Unternehmen, das ab 2018 die Arbeiten von Wolff & Müller übernimmt, noch nicht fertig sein kann. „Doch der Kurztunnel kann vielleicht schon 2019 in Betrieb gehen.“ Was den gesamten Leuzeknoten angeht, so rechnet Buch mit einem Abschluss Ende 2020. Bis dahin soll eine provisorische Fahrbahnführung dafür sorgen, dass der Verkehr, der durch den bereits offenen Rosensteintunnel fließt, nicht im Chaos endet. Der Projektleiter will Ende Mai das weitere Vorgehen auch den Bezirksbeiräten in Bad Cannstatt und Stuttgart-Ost erläutern. Allerdings steht schon heute fest, dass die Verbindung zum Rosensteinpark für Radfahrer und Passanten über die Brücke erst in zwei Jahren wieder möglich sein wird.

U-Turn wird ersetzt

Die Entflechtung der Verkehrsströme der B 10 und B 14 steht bei der Verbindung am Leuze im Mittelpunkt der Planung. Für den B-10-Verkehr in Richtung Esslingen wird eine neue dritte Röhre zum Leuzetunnel gebaut, ein Kurztunnel ersetzt den heutigen B-14-Wender und wird in die signalisierte Kreuzung integriert. Statt des lästigen U-Turns gibt es künftig einen direkten Abbieger in Richtung Innenstadt. Eine zusätzliche Rampe ermöglicht dem B-10-Verkehr aus Richtung Pragsattel eine direkte Verbindung über die König-Karls-Brücke nach Bad Cannstatt. Zeitgleich werden die bestehenden Tunnelbauwerke des Leuzetunnels betriebs- und sicherheitstechnisch nachgerüstet und instandgesetzt.