Mitarbeiter Erdem Gökalp erhält einen Atemschutz, um das Geschehen miterleben zu können. Foto: Nüsse Quelle: Unbekannt

Von Erdem Gökalp

Explosionen, zerbrochene Scheiben und viel Rauch gab es gestern in der Eichendorffschule. Die alte Turnhalle, die dieses Jahr abgerissen wird, wurde mithilfe von Pyrotechnik und Rauchmaschine zu einem Übungsschauplatz umgewandelt. Die Aufgabe der Einsatzkräfte war es, vier Personen aus dem Feuer zu retten. Der Rest der Schüler und Lehrer durfte mit Sicherheitsabstand zuschauen und anfeuern. Ich durfte den Einsatz in voller Montur mitbegleiten.

„Und jetzt nehmen Sie mal ganz tief Luft“, sagt Ausbilder Rainer Brumm von der Feuerwehrwache 3. Er hat mich mit Atemmaske und Schutzbekleidung ausgestattet, damit ich den Übungseinsatz auch von innen verfolgen kann. Die Sicht ist eingeschränkt und jedes Inhalieren wird zu einem Kraftakt. Es entsteht dabei ein Geräusch, wie man es von dem Bösewicht der Star-Wars Filme Darth Vader kennt. Während ich mich noch fertig anziehe, höre ich von Weitem die erste Explosion. Die Schüler in der Sicherheitszone sind begeistert: „Explosion!“, schreien sie im Chor.

Das Übungsszenario soll möglichst realistisch wirken, daher wurde Pyrotechniker Martin Fähnle engagiert. „Ich verursache zwei große Explosionen, einmal mit sechs Meter Flammen und ein Mal mit drei Metern“, sagt er. Doch das Entscheidende ist der Rauch, der durch eine entsprechende Maschine im Inneren der Turnhalle produziert wird. Ich folge den Einsatzkräften in die Rauchwolke hinein, der einem gleich in voller Wucht entgegenkommt. Die Atemmaske leistet ganze Arbeit. Bald sehe ich die Hand vor Auge nicht mehr. Im Gänsemarsch geht es voran. Von allen Seiten nehme ich Geräusche wahr. Die zu rettenden Personen klopfen an die Scheiben und schreien um Hilfe, Glas zerbricht, Türen werden aufgebrochen. Überall hört man den Funkverkehr.

Denis Winter vom Leitungsdienst sitzt beim Einsatzfahrzeug und fertigt anhand der Informationen, die er erhält, eine Skizze der Örtlichkeit an. Er muss im Ernstfall wichtige Entscheidungen treffen, ob Verstärkung angefordert werden muss und wie die Personen gerettet werden sollen. Dann die Idee: Eine Scheibe wird eingeschlagen und eine Leiter in den Keller hinabgelassen. So müssen die Personen nicht durch den Rauch laufen, sondern können direkt ins Freie gerettet werden. Nach knapp 20 Minuten wurden alle vier Personen aus dem Gebäude gerettet.

„Viele kennen Feuerwehreinsätze nur aus Hollywoodfilmen“, sagt Feuerwehrmann Brumm. „Mit spektakulären Flammen und einem Held, der sich hineinstürzt.“ Doch der tatsächliche Einsatz sieht anders aus. Nicht die Flammen, sondern der dichte Rauch sind oft das Problem. „Nur wenige Atemzüge können schon lebensgefährlich für den Menschen sein“, sagt er. Nach jedem Einsatz folgt im Anschluss die Lagebesprechung im Team. Lange darf es jedoch nicht dauern. Denn schnell machen sie sich wieder einsatzbereit. „Man weiß nie, wann der nächste Einsatz kommt“, sagt Brumm. Im entscheidenden Moment zählt jede Sekunde.