Das Reiterdenkmal, das König Wilhelm I. zeigt, steht seit 1881 vor dem Großen Kursaal. Foto: Nagel Quelle: Unbekannt

(erg) - Die Landeshauptstadt hat sich ein großes Ziel gesetzt. Langfristig soll der Radverkehr in Stuttgart 20 Prozent des innerstädtischen Verkehrs ausmachen. Und die Zahlen nehmen zu. Dieser Trend lockt jedoch besonders in der Sommerzeit verstärkt Fahrraddiebe an. Bundesweit werden jährlich fast 350 000 Räder als gestohlen gemeldet - Tendenz steigend. Der volkswirtschaftliche Schaden wird von den Versicherungen auf rund 160 Millionen Euro geschätzt.

Fast wöchentlich werden auch in Stuttgart Fahrräder geklaut. Zuletzt haben Polizeibeamte am vergangenen Dienstag in der Teckstraße im Stuttgarter Osten drei 16-jährige Fahrraddiebe und einen 17 Jahre alten Komplizen festgenommen. Das Quartett hatte in der Nacht ein Damenfahrrad gestohlen. Nachdem sie von der Polizei erkannt wurden, haben sie sich mit den Beamten erst eine kurze Verfolgungsjagd geliefert und wurden dann gestellt.

Oft ist das Szenario eines Fahrraddiebstahls das Ende eines durchzechten Abends. Bei der Gretchenfrage nach der Art des Heimwegs suchen Betrunkene gerne nach einfachen Lösungen. Eine Möglichkeit, um sich das Geld für öffentliche Verkehrsmittel oder Taxi zu sparen, ist der so genannte „unbefugte Gebrauch“. Hierbei „leiht“ sich der Täter für die Dauer des Heimwegs ein Fahrrad. Das ist laut Polizei kein herkömmlicher Diebstahl, weil am Ende das Fahrrad wieder irgendwo abgestellt wird.

E-Bikes lohnende Beute

Auch wenn Trunkenbolde und Einzeltäter gelegentlich Fahrräder entwenden, läuft ein Großteil der Fahrraddiebstähle hoch organisiert ab. „Die Herangehensweise bei den Diebesbanden ist es, auf einem Schlag mit einem großen Transporter viele Fahrräder einzuladen, um diese dann im Ausland zu verkaufen“, sagt Polizeisprecher Thomas Ulmer. Ihre Beute sind wertvolle Fahrräder wie E-Bikes oder Mountain-Bikes, für die die Besitzer schon einmal 1000 oder noch mehr Euro hingeblättert haben.

Beim Anketten gilt die Faustregel: Wer beim Schloss spart, zahlt für ein neues Fahrrad. Viele Fahrradschlösser lassen sich in Sekundenschnelle mit einem Bolzenschneider durchknipsen. Bügel- oder Panzerkabelschlösser sind hingegen bedeutend schwerer zu öffnen. Das Fahrrad sollte idealer Weise an einem festen Gegenstand festgemacht werden. Leider gibt es nicht immer genug Möglichkeiten hierfür.

Eine Bürgerin hat in der Einwohnerversammlung Ende Juli einen Vorschlag gemacht, um Fahrräder in Wohngebieten zu schützen. Bei ihrer Idee sollen Parkplätze als Abstellplatz für Fahrradboxen dienen. Die Gemeinderatsfraktion der Grünen hat ebenfalls in einem Antrag an die Stadtverwaltung für eine geldsparende Fahrrad-Abstellmöglichkeit geworben. In ihrem Papier schlagen sie vor, bereits vorhandene Absperrpoller am Straßenrand zu Abstellbügeln umzuwandeln. Das würde Geld sparen, weil kein zusätzlicher Platz zur Anbringung der Fahrradbügel verwendet würde.

Geringe Aufklärungsquote

Entgegen der öffentlichen Annahme, sind nicht große Ansammlungsorte von Fahrrädern das Zielgebiet der Diebesbanden. „An Bahnhöfen und Schwimmbädern finden sich zwar viele Fahrräder, aber diese sind meistens nicht sehr wertvoll“, so Polizeisprecher Thomas Ulmer. Für die Ermittlungen ist es wichtig, dass die Fahrräder, wenn sie aufgefunden werden, ihren Besitzern zugeordnet werden können. Das ist jedoch viel zu selten der Fall, was durch eine sehr geringe Aufklärungsquote für Fahrraddiebstähle belegt wird. Die lag im vergangenen Jahr bei nur 9,6 Prozent.

Deshalb rät Thomas Ulmer: „Das Fahrrad muss immer gekennzeichnet sein. Bei einem Diebstahl sollte es sofort zur Anzeige gebracht werden, damit die Polizei das Fahrrad in ihre Datenbank aufnehmen kann.“ Eine Codierung und ein Fahrradpass seien ebenfalls hilfreich dafür. Übrigens: Der Fahrradpass kann inzwischen als App mobil erworben werden. Für den Fall, dass ein Fahrrad bei der Polizei über längere Zeit ohne Besitzer bleibt gibt es nur ein Ziel. „Als letzte Station gibt es das Auktionshaus“, so der Polizeisprecher.

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