Sei es der Enkeltrick, der falsche Polizist oder der angebliche Handwerker: Betrüger werden immer erfinderischer, um Ahnungslosen das Geld zu entwenden. Eine weitere bekannt gewordene Masche, die aktuell die Runde macht, ist die Computer-Abzocke. Anrufer geben vor, Computer-Experten zu sein, verschaffen sich Zugang zu dem Gerät der Person und versuchen, für ein angebliches Anti-Virus Programm Geld zu erhalten. Oft operieren die Gruppen aus dem Ausland.
„Wichtig ist, dass man niemandem Zugang zum eigenen Computer erlaubt“, sagt Polizeisprecher Tobias Tomaszewski. Denn der entscheidende Schritt, damit die Masche funktioniere, sei, dass man von einer falschen Servicekraft am Telefon dazu angeleitet werde, eine Fernwartungssoftware oder einen Trojaner zu installieren, wodurch die Betrüger den Computer aus der Ferne steuern können. Als Nächstes werde dann eine mögliche Gefahr simuliert. „Sie reden ihren Opfern ein, dass ein schädlicher Virus auf dem Computer ist“, so der Polizeisprecher. Für ihre angebliche Dienstleistung, Gefahr vom Computer abzuwenden, wollen sie dann Geld haben. Wenn man Zahlungen ablehnt, löschen sie im schlimmsten Fall tatsächlich Daten vom Computer oder verhindern die weitere Nutzung durch ein neues Passwort.
Ebenfalls entscheidend ist, keine Informationen über sich preiszugeben. In der Regel wollen die Kriminellen ihr vermeintliches Opfer in ein Gespräch verwickeln. Jede übermittelte Information könnte ihnen in die Hand spielen.
Auch wenn der Trick nicht ganz so häufig angewendet wird wie der Enkeltrick-Betrug, geht bei der Polizei Stuttgart derzeit etwa ein Fall am Tag ein. Allein am Montag vergangener Woche gab es sechs Anzeigen in Stuttgart. So wurde durch die Masche einem 76-Jährigen aus Degerloch gleich 2000 Euro auf einmal entwendet, die er den Betrügern im falschen Glauben überwiesen hat, dass diese seinen Computer gerettet hätten. Auch in Plieningen und in Sillenbuch gab es ähnliche Vorfälle. Dort allerdings kamen die vermeintlichen Opfer den Betrügern auf die Schliche und sie konnten das Telefonat daher rechtzeitig abbrechen.
Der Verbraucherschutz empfiehlt, wenn man einen Anruf erhält, nicht auf die Anweisungen einzugehen. Für den Fall, dass der Betrüger sich bereits Zugang zum Computer verschafft hat, sollte man schnellstmöglich den PC vom Internet trennen und im Anschluss von einem Experten überprüfen lassen. Sehr wichtig sei es auch, Zugangsdaten und Passwörter, auch für das Online-Banking, zu ändern.
Im Mai 2016 ist dem Landeskriminalamt Niedersachsen ein Schlag gegen ein Callcenter in Kalkutta/Indien gelungen. Von dort aus wurde ein Großteil von betrügerischen Anrufen nach Deutschland getätigt. Insgesamt seien 250 Arbeitsplätze mit dem Callcenter verbunden gewesen. Sieben Beschuldigte befinden sich in Indien in Haft. Davon sind zwei Personen Vermieter der Callcenter, die anderen fünf deren Betreiber. Laut Staatsanwaltschaft Niedersachsen gingen anschließend die Zahlen der Anrufe in starkem Ausmaß zurück. Doch trotz des Rückschlags wird die Masche nach wie vor durchgezogen. Inzwischen kann man nicht nur mithilfe der Polizei auf das Problem aufmerksam machen, sondern auch über Internetplattformen wie Marktwächter Digitale Welt. Die Plattform hat es sich zur Aufgabe gemacht, Fehlentwicklungen sichtbar zu machen und Schaden von Verbrauchern abzuwenden. Sobald gehäuft Beschwerden über ein bestimmtes Problem eingereicht werden, werden gezielt Untersuchungen angestellt. Dazu zählt auch die Sensibilisierung und Warnung der Kunden und die entsprechenden Behörden darüber zu informieren.