Immer mehr Stimmen werden laut, die für den Fortbestand des Stadtbads plädieren. Foto: Nagel Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Die CDU Bad Cannstatt fordert die Verwaltung auf, nach Fertigstellung des Sportbads im Neckarpark das Hallenbad in der Hofener Straße nicht aufzugeben. Der Grund: Der Bedarf von Vereinen und Schulen wird auch durch den Neubau mit seinem 50-Meter-Becken nicht gedeckt. Vor der Abstimmung über den Antrag soll jedoch zunächst der neue Bäderchef Alexander Albrand im Bezirksbeirat berichten.

Die Cannstatter CDU schlägt Alarm: 23 Prozent der Deutschen sind schlechte Schwimmer. Gravierende ist sogar die Zahl bei Kindern: Rund 33 Prozent können überhaupt nicht Schwimmen. Laut den Christdemokraten sei dies nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass an zehn Grundschulen der Landeshauptstadt kein Schwimmunterricht angeboten werden kann. Dass Stuttgart im Vergleich zu anderen Kommunen über ein besseres Angebot an Hallenbädern verfügt, wird durch die Tatsache relativiert, dass fast permanent ein Bad wegen Sanierungsmaßnahmen ausfällt. Betroffen davon sind auch die großen städtischen Einrichtungen wie etwa das Bad in Vaihingen, das längere Zeit wegen einer Dachrenovierung ausfällt. Auch das Feuerbacher Hallenbad ist die kommenden zwei Jahre wegen einer Generalsanierung, Kosten rund 13 Millionen Euro, geschlossen. In beiden Fällen gibt es für Vereine und Schulen so gut wie keinen Ersatz.

Zumindest die Rosensteinschule kann für einige Zeit Schwimmunterricht im kleinen Becken des Robert-Bosch-Krankenhauses abhalten. „Allerdings ist das eine Ausnahme und zeitlich begrenzt“, sagt Kliniksprecherin Marlies Kepp. Das Krankenhaus benötigt das zehn auf sechs Meter große Becken für die Reha und das Babyschwimmen. „Auch von der Größe her eignet es sich eher weniger für Schwimmunterricht“, so Kepp. Das habe man so auch der Schulverwaltung kommuniziert, die angefragt hatte. Ein kleiner Rückschlag für das Bürgermeistertrio Martin Schairer (Sport), Isabel Fezer (Schule) und Dirk Thürnau (Bäder) bei ihrer Suche nach freien Wasserflächen in der Landeshauptstadt.

Trotz des neuen Sportbads im Neckarpark. Fast 30 Millionen Euro soll die neue, wettkampfgerechte Einrichtung kosten. Der genaue Baubeginn steht zwar noch nicht fest, allerdings plant die Stadt 2020 mit einem Eröffnungstermin. So lange müssen die altehrwürdige Traglufthalle im Untertürkheimer Inselbad und vor allem auch das Cannstatter Stadtbad „durchhalten“. Dennoch werden Stimmen laut, die für dessen Erhalt plädieren. Dazu zählt auch die CDU Bad Cannstatt, die jetzt die Verwaltung auffordert, nach der Fertigstellung des neuen Sportbades das Hallenbad Bad Cannstatt nicht aufzugeben, sondern insbesondere den Schulen und Vereinen für die Schwimmausbildung weiter zur Verfügung zu stellen. Gegebenenfalls, so heißt es in ihrem Antrag, ist zu prüfen, ob die „Untertürkheimer Lösung“ - ein Bad mit sehr eingeschränktem oder ohne öffentlichen Betrieb - auch in Bad Cannstatt zur Anwendung kommen kann.

In Bad Cannstatt gibt es laut CDU zwei Lehrschwimmbecken an der Helene-Schoettle-Schule und an der Schillerschule. Weiter stehen das Vereinsschwimmbad des SV Cannstatt und das Stadtbad bis zur Eröffnung des Sportbads für den Schwimmunterricht zur Verfügung. „Die besondere Nutzung eines Sportbades lässt befürchten, dass die Inanspruchnahme durch Schulen und Vereine zum Schwimmunterricht eher Einschränkungen unterworfen sein wird“, so die Sorgen der Cannstatter Christdemokraten.

Auch viele Bürger plädieren für den Fortbestand des Stadtbads, das 1973 eingeweiht wurde. Denn in den Wünschen für den Bürgerhaushalt wurde dessen Instandhaltung auf den zweiten Platz gesetzt und auch die Bezirksbeiräte hatten es in ihrer Prioritätenliste ganz weit oben platziert. Und wenn man die wachsenden Besucherzahlen anschaut, so herrscht großer Bedarf.

Allerdings sind Sanierung und Instandhaltung teuer. Ein Gutachter, der im Zuge der Machbarkeitsstudie für das neue Sportbad im Jahr 2011 zu Rate gezogen wurde, sagte klipp und klar: Eine grundlegende Sanierung kostet sechs Millionen Euro. Und selbst der jährliche Unterhalt ist mit bis 40 000 Euro pro Jahr laut Bäderbetriebe „mehr als üblich“.

In einer der nächsten Sitzungen soll deshalb der neue Bäderchef Alexander Albrand die aktuellen Zahlen zur Situation in Bad Cannstatt vorstellen, dann will sich der Bezirksbeirat entscheiden, ob dem Antrag auf Fortbestand des Stadtbads zugestimmt werden kann.