Die ehemalige BIL-Schule wurde saniert. Die Stadt hat von der BIL das Gebäude für die Olgakrippe angemietet, die im Interimsgebäude am 2. Januar den Betrieb aufgenommen hat. Quelle: Unbekannt

Die Olgakrippe ist kurz nach ihrem Umzug ins Interimsquartier vorübergehend geschlossen worden. Der Grund: fehlender Brandschutz. Mitarbeiter samt Leitung sind fassungslos. Sie haben an Oberbürgermeister Fritz Kuhn, den Gemeinderat und die Jugendamtsleitung geschrieben. Zurück ins alte Haus geht nicht mehr: Es wurde gestern abgerissen.

Von Iris Frey

„Den seit mehreren Jahren geplanten Umzug hatten wir uns anders vorgestellt. Wir erwarteten nicht, in ein Interimsquartier umzuziehen, das solch erhebliche Mängel aufweist, die letztendlich zum Entzug der Nutzungserlaubnis geführt haben, unter anderem keine Bauabnahme, kein ordnungsgemäßer Brandschutz“, schreiben die Mitarbeiter der Olgakrippe.

Seit vergangenem Freitag sind 90 Kinder heimatlos. Die Probleme begannen kurz vor dem Umzug: Am 14. Dezember 2016 war das Baurechtsamt im Haus und hat offensichtlich gegenüber dem Bauherrn BIL und dem Bauleiter Brandschutzmängel festgestellt.

Der ehemalige BIL-Geschäftsführer, Muammer Akim, der sich eigenen Angaben zufolge ehrenamtlich um die Kita kümmert, erklärt, auf Nachfrage unserer Zeitung, dass von Seiten des Bauleiters so verblieben worden sei, dass vor der Öffnung nochmals durchgegangen werde. „Wir hatten angekündigt, dass zum 2. Februar der Umzug vorgenommen wird und die Bausachen im Nachhinein erledigt werden“, so Akim. „Wir sind davon ausgegangen, dass der Betrieb möglich ist. Ich wusste, dass es für die Nutzung noch notwendige Verbesserungen gibt.“ Am 15. Dezember gab es einen Rundgang. Dabei sei er davon ausgegangen, dass es sich um eine Übergabe gehandelt habe. Beate Wagner, Einrichtungsleiterin der Olgakrippe, erklärte, dass am 15. Dezember BIl-Vertreter und -Bauleiter und ein Vertreter des Amts für Liegenschaften und Wohnen bei der Schlüsselübergabe gewesen seien. „Da hieß es, alle Ämter sind durch, wir können einziehen“, so Wagner. Vom 16. bis 22. Dezember ist die Einrichtung umgezogen. Am 2. Januar wurde die Olgakrippe im Interimsquartier geöffnet. Am 18. Januar war ein Vertreter des Baurechtsamtes da und kündigte zur Überraschung der Einrichtungsleitung an, dass er am 25. Januar wiederkomme und, wenn die Mängel nicht behoben seien, die Einrichtung geschlossen werden müsse. Am 19. Januar erhielt Wagner die Anordnung zur sofortigen Schließung. Seit Freitag war die Olgakrippe zu. Wagner habe nicht gewusst, dass es offenbar gravierende Mängel gab. Gestern wartete sie auf Meldung vom Baurechtsamt, ob wenigstens das Erdgeschoss wieder freigegeben werden kann. Bis Nachmittags hieß es: Bleiben oder Umzug ins nächste Interim? Dann kam die Meldung, dass die Brandmeldeanlage fehlt. Wenn diese eingebaut sei, werde das Erdgeschoss zur Nutzung freigegeben. Fehle diese, erfordere es eine Brandwache. Den Auftrag sollte die BIL dem Baurechtsamt gestern vorlegen, was geschah. Somit erhielt die Olgakrippe die eingeschränkte Nutzungserlaubnis für das Erdgeschoss mit einer Brandwache. Die SPD-Gemeinderatsfraktion fragte gestern in einem Antrag nach der Mietkostenregelung und warum der Olgakrippe nicht auch Übergangszeiten eingeräumt worden seien. Die SPD forderte eine lückenlose Aufklärung. „Solche Vorgänge habe ich in über 30 Jahren nicht erlebt“, sagte SPD-Stadträtin Marita Gröger. Die Stadt Stuttgart bedauerte die vorübergehende Schließung wegen brandschutztechnischer Mängel und erklärte: Mitarbeiter der Verwaltung hätten vor Ort den Bauleiter des Eigentümers beraten, unter welchen Maßgaben ein eingeschränkter Betrieb ermöglicht werden könne.