(uli) - Wer bauen will und in den Lebensraum von Tieren eingreift, der muss neue Bereiche schaffen, wo sie sich ansiedeln können. So will es das Gesetz. Seit 2015 baut deshalb die Stadt auf dem Güterbahnhof-Areal parallel zu den Bahngleisen in zwei Abschnitten ein sogenanntes Ersatzhabitat für Zaun- und Mauereidechsen. Der erste Bauabschnitt Richtung Motorenwerk ist fertig. Jetzt wird das Areal der Firma Degenkolbe frei geräumt, um Platz für den zweiten Teil zu machen.

Die vielen Verzögerungen, die es bei der Aufsiedelung des ehemaligen Güterbahnhof-Geländes in den vergangenen Jahren gab, ist nicht nur den komplexen Bebauungsplänen - insgesamt gibt es vier - geschuldet. Denn als die Stadt 2001 das Gelände von der Deutschen Bahn kaufte, hatte niemand das Thema Artenschutz groß auf der Agenda. Doch die gesetzlichen Vorschriften wurden immer schärfer, weshalb die Stadt bereits vor zwei Jahren damit begann, einen neuen Lebensraum für die Zaun - und Mauereidechsen, die hier zu Tausenden leben, zu schaffen.

Das kostet, zusammen mit Umsiedlung, nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Allein für den Grünzug unterhalb der Lärmschutzwand muss die Stadt 1,465 Millionen Euro aufbringen. Allerdings gibt es hierfür zwei Bauabschnitte, da das sogenannte Ersatzhabitat zum Teil auf dem Gelände der Firma Degenkolbe liegt. Das Recyclingunternehmen hat mittlerweile in der Neckartalstraße unterhalb des Travertinparks einen neuen Standort gefunden und Ende 2016 den alten in der Morlockstraße aufgegeben. Seitdem haben hier die Abbruchbagger das Sagen. Im Sommer, so das Gartenbauamt, soll hier mit dem Bau des zweiten Abschnittes für den neuen Lebensraum der Zaun- und Mauereidechsen begonnen werden. Die Kosten: rund 700 000 Euro.

Gleichzeitig finden weitere Umsiedelungen - der Fachmann spricht von Vergrämungen - statt, und zwar in den Bereichen, wo in den kommenden Jahren die Benzstraße verlegt sowie das neue Sportbad und eine Energiezentrale errichtet werden. Dieses Maßnahme schlägt mit 710 000 Euro zu Buche.

Schon jetzt sind auf dem künftigen Baufeld die markanten schwarzen Planen zu sehen, die eher an Spargelzucht als an Artenschutz erinnern. Den wechselwarmen Tieren wird es unter den Folien zu warm und sie suchen sich eine neue Bleibe. Ziel ist es, die Eidechsen über Zwischenhabitate auf das Ersatzgelände parallel zu den Bahngleisen zu vertreiben. Insgesamt werden in diesem Jahr etwa 14 000 Quadratmeter Fläche von Eidechsen freigemacht.

Doch nicht auf dem ehemaligen Degekolbe-Gelände sind die Abbruch- und Räumungsarbeiten in vollem Gange. Auch vom ehemaligen Sportspeicher ist nicht mehr viel übrig. Und in Nachbarschaft macht die grüne Mitte weiter große Fortschritte. Einweihung des knapp 9000 Quadratmeter großen und gut 2,25 Millionen Euro teuren Quartierspark soll im Mai sein.