Unschöne Risse an allen sogenannten Pflasterbändern. Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Die Marktstraße in einem Aufwasch zu sanieren, dafür fehlt das Geld. Dennoch will das Tiefbauamt in der zweiten Jahreshälfte beginnen, den zum Teil drei Jahrzehnte alten Belag der Fußgängerzone abschnittsweise zu erneuern.

Vor wenigen Wochen verfasste Angelika Grupp, Vorsitzende des Gewerbe- und Handelsvereins, einen Brief an OB Fritz Kuhn, wobei sie aus ihrem Herzen keine Mördergrube machte. Ihre Hauptkritik: Für den Stuttgarter Marktplatz sollen fünf Millionen Euro für eine Verschönerung in die Hand genommen werden, während in der historischen Altstadt in Bad Cannstatt der Putz bröckelt. Offenkundig wird das Problem, wenn man durch die Marktstraße spaziert und den Blick über den Belag schweifen lässt. Der unansehnliche Flickenteppich deutet auf zahlreiche Reparatur- und Leitungsarbeiten hin - schön sieht irgendwie anders aus.

Doch auch der Zahn der Zeit hat hier kräftig genagt, denn ein Großteil des Gussasphalts hat drei Jahrzehnte auf dem Buckel. Grund genug für den Bezirksbeirat Bad Cannstatt, sich in der Vergangenheit mehrmals für einen neuen Belag auszusprechen - doch immer vergebens. Die Kosten waren den Gemeinderatsfraktionen in ihren Haushaltsberatungen immer viel zu hoch und der Jahresetat des Tiefbauamts reichte schon zweimal nicht dafür aus.

Doch auch die dort Verantwortlichen sehen mittlerweile den dringenden Bedarf für einen frischen Gussasphalt. „Zumindest schrittweise“, sagte Markus Lieber von der Bauabteilung Neckar im Bezirksbeirat, denn nach wie vor sei das Geld knapp. Die vermeintlich hässliche Optik sei bei dem Vorhaben zweitrangig, in einigen Bereichen sei der Belag jedoch nicht mehr sicher und biete jede Menge Stolperfallen.

„Wenn man die gesamte Marktstraße mit einem Standartasphalt belegt, so kostet das rund eine halbe Million Euro“, so der Experte. Doch mit solch einer Billiglösung werde keiner glücklich, denn allein durch den Lieferverkehr - durch die Fußgängerzone müssen auch Lastwagen fahren - sei die tägliche Beanspruchung enorm.

Das Tiefbauamt hat jetzt folgendes vor: „Wir wollen in der zweiten Jahreshälfte damit beginnen, an mehreren Abschnitten den alten Gussasphalt zu entfernen“, sagt Lieber. Dann werde auf die Fläche ein neuer Asphalt als Tragedecke aufgebracht und einige Zeit liegen gelassen. Danach erhält das Ganze dann seinen endgültigen Belag, einen Gussasphalt, der speziell zusammengemischt wird und den es nicht im Baumarkt zu kaufen gibt. An seinem heutigen Erscheinungsbild mit den „Bändern“ aus Pflastersteinen werde sich nichts ändern.

Wie lange die Belagerneuerung dauern wird, lässt sich natürlich nur schwer vorhersagen, zumal man hierbei vom Wetter und vom Veranstaltungskalender auch abhängig ist. Immerhin sind im zweiten Halbjahr doch etlichen Events in der Altstadt.

Generell sieht Dirk Strohm, Sprecher der Altstadt Bad Cannstatt, natürlich ungern Baustellen in der Fußgängerzone. Zumal der Einzelhandel schon einmal sehr schlechte Erfahrungen sammeln musste. So wurde im Jahr 2008 die halbe Marktstraße zur Baustelle, als die EnBW auf gut 200 Metern neuen Leitungen verlegen musste und im Anschluss natürlich ein frischer Belag aufgebracht wurde. Das Problem: Nur ein Jahr später musste er wegen Baupfusch wieder entfernt und erneuert werden.