Von Edgar Rehberger

Seit gestern 4 Uhr ist sie in Betrieb und gleich stark frequentiert. Die neue Stadtbahnhaltestelle Wilhelma direkt am Zugang zum zoologisch-botanischen Garten erfreut nach zehnmonatiger Bauzeit nicht nur die Wilhelma, SSB und Tiefbauamt. Auch die Besucher sind froh über die kurzen Wege.

Ermöglicht hat den neuen, schon lange gewünschten Haltepunkt der Stadtbahnlinie U 14 das Großprojekt Rosensteintunnel. Die bisherige Haltestelle liegt direkt vor dem Tunnelmund. Daher musste der Stadtbahnstopp weichen - zur Freude der Wilhelma. „Bequemer und sicherer geht es nicht mehr für unsere Besucher“, sagte Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin bei der offiziellen Eröffnung der Haltestelle. Das Überqueren der Straße fällt weg. Kölpin erinnert sich an seine Zeit im Hamburger Zoo. „Da hatten wir direkt am Jugendstil-Eingang die Straßenbahn-Haltestelle, um die uns viele Zoos beneidet haben.“ Mit Nutzung der U-Bahn fiel diese weg. „Jetzt haben wir hier dies umgekehrt.“ Die Stadtbahn-Haltestelle wurde direkt vor das denkmalgeschützte Pavillonhäuschen am Zugang zur Wilhelma verlegt. „Jetzt sind die anderen Zoos neidisch auf uns.“ Kölpin erhofft sich jetzt noch mehr Besucher, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen.

In den nächsten Jahren werde sich die Situation vor der Wilhelma weiter verbessern. Mit Inbetriebnahme des Rosensteintunnels 2020 geht eine Verkehrsberuhigung einher. „Die Infrastruktur wird immer besser, es wird ruhiger, was auch den Tieren zugute kommt. Der Erholungswert steigt an.“ Damit die neue Haltestelle von Glück begleitet wird, hatte die Wilhelma ein Glücksschwein dabei. Tommy von der Rasse Kune Kune kam in Begleitung der Tierpflegerin Ramona Schiele an die Haltestelle, um seine Aufgabe zu erfüllen.

Für Wolfgang Schanz, den Leiter des Tiefbauamtes, hinterließ die Inbetriebnahme der Haltestelle einen kleinen Eindruck des Endzustandes. „Die Infrastrukturanlagen werden Stück für Stück hergestellt.“ In den nächsten zwei Jahren werden weitere Teilbereiche fertig und die gewohnten Wegebeziehungen für Fußgänger und Radfahrer wieder hergestellt. Im Rosensteintunnel seien 750 Meter der Röhren fertig. „Im September wird der Durchschlag gefeiert.“ Zwei bis vier Meter Vortrieb pro Tag werde erreicht. „Das ist eine respektable Größe.“ Die Inbetriebnahme des Rosensteintunnels ist für 2020 geplant. Danach werden die Verkehrsflächen sukzessive zurückgebaut. „Die Pragstraße und die Fläche vor dem Wilhelma-Theater werden dann schöner und ein angenehmeres Bild abgeben.“

SSB-Vorstand Wolfgang Arnold erinnerte an die Geschichte der Haltestelle. Im Sommer 1986 wurde die Stadtbahnlinie U 14 in Betrieb genommen, in den 90er Jahren die Haltestelle mit einem Hochbahnsteig versehen. „Auch das war ein wichtiger Schritt.“ Mit dem Bau des Rosensteintunnels schließlich kam ein weiterer Glücksfall hinzu mit der Folge, dass der Stadtbahn-Halt „in idealer Lage entstand, anspruchsvoll und hochwertig, passend zum Baudenkmal“, das es zu berücksichtigen galt. „Der Haltepunkt ist wichtig, denn er weist ein hohes Passagieraufkommen auf.“ Viele Wilhelma-Besucher nutzen die Stadtbahn. „Und diese sollen gleich einen guten Eindruck vom öffentlichen Personen-Nahverkehr bekommen.“ Nach dem Ausstieg aus Richtung Hauptbahnhof müsse nur noch der Z-Überweg bewältigt werden. Bei der Rückfahrt gebe es einen großen Platz vor dem Eingang zum sich Sammeln.

Um die Sicht auf den 1843 von Hofbaumeister Karl Ludwig von Zanth im maurischen Stil erbauten Eingangsbereich, den Kassenpavillon, und die mit Reliefs verzierten Terrakotta-Außenmauern der Wilhelma nicht zu behindern, hat der Unterstand der neuen Haltestelle nur minimale Aufbauten und eine blickdurchlässige gebogene Glasüberdachung erhalten. Von heute an wird in den nächsten drei Monaten die alte Haltestelle abgebaut. „Vor dem Tunnel wird in offener Bauweise gearbeitet“, erläutert Tunnel-Projektleiter Christian Buch vom Tiefbauamt. Dann werden Behelfsbrücken für die Gleise installiert.