Sie brachten Willy Wiedmanns Musik und Text im Großen Kursaal dar: Willy Freivogel (Flöte), Katja Küppers (Klavier) und rezitierend Mario Freivorgel (v.li.) Foto: Schulz Quelle: Unbekannt

Von Thomas Schulz

Im Rahmen der „Cannstatter Sonntagskonzerte“ erinnerte der Verein „Cultur in Cannstatt e.V.“ an das grandiose Multitalent Willy Wied-mann. Es war eine würdige und kurzweilige Hommage im Großen Kursaal mit Malerei, Musik und großem Staunen.

Nach dem Tod von Willy Wiedmann im Jahr 2013 wollte sein Sohn Martin den Dachboden des väterlichen Ateliers in Cannstatt „ausmisten“, wie er sich erinnert. Er entdeckte lose Notizen, unveröffentlichte Gedichte und fünf gut verschlossene Aluminiumkisten. Darin befanden sich 3333 bebilderte Darstellungen des Alten und Neuen Testaments. Alle in Form eines Leporello aneinandergereiht. Alle von Willy Wiedmann. Ein Monumentalwerk, von dem niemand gewusst hatte. Was aber wiederum gut zu Willy Wiedmannn passte. „Cannstatt ohne Willy Wiedmann ist undenkbar“, brachte es Manfred Elser auf den Punkt, Vorsitzender des Vereins Cultur in Cannstatt, der im Großen Kursaal einen Gedenkabend organisiert hatte. Um das ungeheuer produktive Leben des Cannstatter Multitalents zu veranschaulichen, das als Maler geschätzte 30 000 Gemälde auf die Leinwand brachte, als Galerist zeitweilig sieben Galerien unterhielt, als Kontrabassist im Württembergischen Staatsorchester spielte, und nebenbei unentwegt dichtete. Zum Einstieg rezitierte der Theaterschauspieler Mario Freivogel sarkastische Gedichte von Wiedmannn über den schwäbischen Alltag mit seinen oft skurrilen Gewohnheiten. Dazu passend intonierten Katja Küppers am Klavier und Willy Freivogel an der Flöte Wiedmann’sche Kompositionen, unter anderem eine Lobeshymne auf den Zwiebelkuchen.

Im zweiten musikalischen Teil des Abends präsentierte das Trio „Amanti della Musica“ mit Willy Freivogel, Rainer Schumacher an der Klarinette und Siegfried Schwab an der Gitarre eine musikalische Reise durch verschiedene Epochen. Aber es wurde ganz deutlich, dass die Vielseitigkeit von Willy Wiedmanns Leben an einem einzigen Abend kaum wiederzugeben ist. Angesichts seiner Produktivität konnte mancher Besucher nur staunen. Wer würde sich zutrauen, ein 3333seitges zweibändiges bebildertes Bibelwerk zu erschaffen, das zehn Kilogramm wiegt. Die „Wiedmann-Bibel“ ist ein Unikat, wie ihr Schöpfer. Ansichtsexemplare waren im Großen Kursaal zu bewundern und gibt es in der Galerie Wiedmann, www.galeriewiedmann.de. Über die Aktivitäten des Vereins gibt die Internet-Adresse www.cultur-in-cannstatt.de Auskunft. Bad Cannstatt ohne Willy Wiedmann? Der Abend hat es gezeigt: undenkbar.