Die beiden Geschäftsführer Helmuth Caesar (links) und Samir Sidgi. Die SWSG hat bisher rund 85 Millionen in den Hallschlag investiert. Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Seit gut einem Jahrzehnt arbeitet die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebau GmbH (SWSG) an der Revitalisierung des Hallschlags. Die städtische Tochter besitzt hier rund 1800 Wohnungen, was knapp zehn Prozent ihres Gesamtbestands in Stuttgart entspricht. 55 Prozent wurden bereits saniert oder nach Abriss durch Neubauten ersetzt. Die SWSG hat bisher 85 Millionen Euro investiert und viel zum Aufschwung des einst „gefürchteten“ Hallschlags beigetragen.

Es gab Zeiten, da machten viele Cannstatter einen großen Bogen um den Hallschlag, der gerne als „Krawallschlag“ bezeichnet wurde. Heute präsentiert sich der Stadtteil, in dem knapp 7200 Menschen leben, in einem ganz anderen Licht. Viel dazu beigetragen hat sich das Bund-Länder-Förderprogramm „Soziale Stadt“, das 2007 seine Arbeit aufgenommen hatte und noch bis 2018 läuft. Wichtig: Nicht nur eine städtebauliche Verbesserung stand im Fokus, auch soziale Verbesserungen unter aktiver Teilnahme der Hallschlag-Bewohner waren Ziel und Thema des Förderprogramms. Bis 2015 wurden für das Sanierungsgebiet im Hallschlag schon knapp 12,4 Millionen Euro Fördergelder bewilligt, womit nicht nur Spielplätze und Straßen umgestaltet wurden, sondern auch eine Vielzahl von Projekten initiiert wurden. Unter anderem eine Stadtteilzeitung, die Bücherrecke, den Staffelflitz oder die Tandem-Olympiade. Auch das Nähcafé ist, laut dem Bericht des Stadtteilmanagements im Bezirksbeirat, ein schöner Erfolg und längst Teil der Awo-Begegnungsstätte Altes Waschhaus. Was zudem den Aufschwung des Hallschlags bewirkt hat: der Stadtbahnanschluss sowie der wunderschöne Travertinpark.

Doch dass heute wieder Menschen gerne auf dem Hallschlag wohnen liegt zu einem großen Anteil an der SWSG, die in den vergangenen Jahren rund 85 Millionen Euro in ihren Wohnungsbestand investiert und somit jede Menge Lebensqualität zurückgeholt hat. „55 Prozent haben wir bislang erneuert“, sagt der Technische Geschäftsführer Helmuth Caesar. Was erfreulicher aus seiner Sicht sei: „Der Hallschlag bleibt in seiner Entwicklung stabil.“ Von 2012 bis heute seien 73 Prozent aller SWSG-Mieter dem Hallschlag treu geblieben; und insgesamt 92 Prozent der von Modernisierung oder Neubau betroffenen Mieter seien ebenfalls nicht fortgezogen. In diesem Zusammenhang lobt Caesar auch die gute Zusammenarbeit mit der Verantwortlichen der Sozialen Stadt, was sogar bundesweit für Anerkennung sorgte. Für das Freiraumkonzept, an dem sich Bürger beteiligten, gab‘s eine Belobigung beim Deutschen Städtebaupreis 2016.

„Mit unseren Neubau- und Sanierungsinvestitionen liegen wir bundesweit bei Bauunternehmen mit an der Spitze“, betont Helmuth Caesar. Die Gründe für die gewaltigen Summen der einzelnen Projekte sind dabei vielschichtig. Zum einen haben die SWSG ihr Sanierungsprogramm aus einem sehr abgewohnten und veralteten Bestand heraus gestartet, zudem sind laut dem Technischen Geschäftsführer allein die Baukosten seit 2002 um 40 Prozent gestiegen. „Dazu kommen natürlich noch neue gesetzliche Bestimmung beim Energiesparen oder was Barrierefreiheit betrifft sowie gestiegen Standards.“

Wer heute durch den Hallschlag geht, der wird in vielen Bereichen den einst verrufenen Stadtteil nicht mehr wiederkennen: Helle Fassade an modernen Gebäuden im schönen Wechselspiel mit dem vielen Grün, was den Hallschlag schon immer ausgezeichnet hat. Doch jetzt sieht man, warum das Freiraumkonzept ausgezeichnet wurde, denn der Getto-Charakter ist verschwunden. Doch auch für die kommenden Jahre hat es das SWSG-Sanierungsprogramm in sich: Allein im Gebiet Lübecker Straße werden Gebäude mit insgesamt 147 Wohnungen abgerissen und durch Neubauten mit 161 Wohnungen ersetzt. Das Investitionsvolumen: rund 30 Millionen Euro. Zudem baut die städtische Tochter bekanntlich für 4,5 Millionen Euro das für den Hallschlag so wichtige Mehrgenerationenhaus in der Straße Am Römerkastell.

„Wir bekommen jede Menge positive Resonanz auf unsere Aktivitäten, die Soziale Stadt und auf die gesamte Entwicklung im Wohnquartier“, so Caesar. Das prominenteste Lob gab‘s von Fredi Bobic, dem berühmtesten Sohn des Hallschlags. Der machte große Augen, als er zusammen mit der SWSG-Geschäftsführung einen Spaziergang durch „seinen einstigen Kiez“ unternahm. „Früher zog man fort, wenn man seinen Weg machen wollte. Für einen sozialen Aufstieg ist das heute nicht mehr nötig.“