Der Vorschlag der CDU und SPD, die Zufahrt in die Obere Waiblinger Straße zu sperren, wurde begrüßt. Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Um die Einfallstraßen und in der Folge die angrenzenden Wohngebiete von den Automassen und Schleichern zu entlasten, sollen sowohl an der Karpatenstraße als auch am Kleinen Ostring Pförtnerampeln installiert werden. Einstimmig votierte der Bezirksbeirat Bad Cannstatt für einen Antrag der CDU und SPD. Das Bürgergremium lehnte jedoch die von der Verwaltung vorgeschlagene Durchfahrtssperre in der Oberen Waiblinger Straße ab.

Das Thema Pförtnerampeln wird schon seit Jahrzehnten in Stuttgarts größtem Stadtbezirk diskutiert. Die Verkehrsmassen, die morgens in Richtung Bad Cannstatt unterwegs sind, hatte bereits Peter Conradi (SPD) in den 80er-Jahren zu dem Ausspruch bewogen: „Wir müssen die Remstal-Indianer auf die Schiene zwingen.“ Durch den Ausbau der Stadtbahntrasse nach Fellbach hat sich diesbezüglich auch einiges verbessert. Zudem planen die Verantwortlichen der Stuttgarter Straßenbahnen AG, ab 2018 die neuen Linie U 16 ebenfalls in die Kappelbergstadt fahren zu lassen.

Was die Zufahrtsstraßen entlastet hat, war sicher der Bau der neuen B 14 Anfang der 90er-Jahre. Kontraproduktiv, und dabei ist sich der Bezirksbeirat einig, war dagegen die Tatsache, dass die Nachbarkommune einen Stadttunnel kurz danach baute. Gut für Fellbach, schlecht für Bad Cannstatt, denn seitdem fahren wieder vermehrt Pendler aus dem Remstal über die Nürnberger Straße in die Stuttgarter Innenstadt.

Doch die turnusmäßigen Verkehrszählungen der Stadt an der Gemarkungsgrenze machen deutlich: Insgesamt hat der Verkehr auf den acht Hauptverkehrsstraße aus dem nord-östlichen Stuttgart in den vergangenen zwei Jahrzehnten drastisch zugenommen. „Die Hauptlast tragen die B 27 und B 14“, sagte Andreas Hemmerich vom Stadtplanungsamt im Bezirksbeirat Bad Cannstatt. Im Zeitraum von 1994 bis 2014 sei hier die Belastung von rund 75 000 Kraftfahrzeuge auf etwa 120 000 angestiegen. Allein 78 000 Autos und Laster fahren täglich über die neue B 14. Auf den sechs weiteren Hauptverkehrsstraßen (Heidenburgstraße, Aldinger Straße, Seeblickweg, Schmidener Straße, Nürnberger Straße, Dietbachstraße) sind laut Hemmerich die Verkehrsmengen seit 1994 mit rund 80 000 Kraftfahrzeugen relativ konstant.

Aus Bezirksbeiratssicht und nach Meinung der betroffenen Anwohner, die an den viel befahrenen Straßen leben, ein schwacher Trost. Zum einen sind Lärm- und Abgasbelastung nicht geringer geworden, und zudem haben sich die Rahmenbedingungen geändert. Denn auf der alten B 14 gibt es seit vier Jahren Radspuren und in der Folge ein extremer Schleichverkehr; vor allem im Wohngebiet Espan.

Die Stadt hat 2015 umfangreiche Verkehrszählungen gemacht und festgestellt, dass allein in der Oberen Waiblinger Straße pro Stunde rund 500 Autos unterwegs waren, die dort eigentlich nichts verloren haben. Stichwort „Doppelkennzeichen“. Keine Frage: Die Pendler wählen die Route durchs Wohngebiet, um den Stau auf der Nürnberger Straße zu umfahren.

Um dem einen Riegel vorzuschieben, hat die Verwaltung drei Maßnahmen vorgeschlagen: eine Durchfahrtssperre am Morstattweg, ein Durchfahrtsverbot stadteinwärts in der Oberen Waiblinger Straße sowie eine Pförtnerampel in der Nürnbergerstraße auf Höhe des Karpatenwegs. Dass das Maßnahmenpaket auch Nachteile für die Espanbewohner hat, wollte Andreas Hemmerich nicht verheimlichen. „Die Quartierserschließung wird leicht verschlechtert und die Melanchtonstraße stärker belastet“, so der Stadtplaner. Denn auf dieser Strecke soll der Verkehr in Richtung Münster abgewickelt werden. Mit dem Durchfahrtsverbot in der Oberen Waiblinger Straße rannte die Verwaltung beim Bürgergremium keine offenen Türen ein. Denn ohne entsprechende Überwachung durch die Polizei würde sich kein Schleicher daran halten. Die CDU sieht zudem die noch verbliebenen Geschäfte im Espan und in der Folge die Nahversorgung gefährdet. Auch glaubt ihr Sprecher Roland Schmid nicht daran, dass die sehr schmale Melanchtonstraße die Verkehrsmengen, wie von den Stadtplanern prognostiziert, verkraftet.

Der Meinung schloss sich Grünensprecher Peter Mielert an und forderte die Verwaltung auf, sich endlich an den Umbau des Augsburger Platzes zu machen. „Mit einer Rampe für eine direkte Verkehrsführung in Richtung Münster wäre schon viel gewonnen“, so Mielert. Die Freien Wähler dagegen sehen ein großes Problem darin, dass die Ampelschaltung auf der Nürnberger/Waiblinger Straße erst ab der Kreuzung zur Taubenheimstraße „autogerecht“ sei.

Einig war sich das Gremium, dass auf jeden Fall die Stadt zügig das Thema Pförtnerampel angehen und es mit Nachdruck in Fellbach kommunizieren muss. Ohne Gegenstimme wurde der gemeinsame Antrag der CDU und SPD befürwortet, 2017 oder spätestens 2018 sowohl an der Karpatenstraße als auch am Kleinen Ostring Pförtnerampeln zu installieren. Ein Durchfahrtsverbot in der Oberen Waiblinger Straße soll es nicht geben, stattdessen sollen Durchfahrtssperren von der Nürnberger Straße in die Masuren und Obere Waiblinger Straße errichtet werden.