Ab Mai werden Archäologen den Marktplatz in Beschlag nehmen und teilweise bis in drei Meter tief graben. Foto: Nagel Quelle: Unbekannt

Von Iris Frey

Auf dem Marktplatz soll bekanntlich ein Fontänenbrunnen gebaut werden. Doch zuvor sind die Archäologen dort im Einsatz. „Anfang Mai sollen die Sondierungen beginnen“, erklärt Bernd Sauer vom Tiefbauamt.

Das Landesamt für Denkmalpflege werde im Bereich des geplanten Fontänenfeldes Sondierungen vornehmen, so Sauer. Begonnen werde vor dem Neuen Rathaus mit einer Teilfläche, etwa 15 Meter vom Markttischbrunnen weg. Es wird in verschiedenen Abschnitten gearbeitet, so Sauer. Vom Tischbrunnen aus wird später auch die Leitung zum Fontänenbrunnen gelegt. Berücksichtigt werde auch, dass es auf dem Marktplatz die Veranstaltungen „Cannstatt tanzt“, den Wochenmarkt und Abendmarkt gebe. Deshalb sei der Bau hinter die Sommerferien verlegt, wenn der Hauptbetrieb des Wochenmarkts wieder nachlasse und die Veranstaltungen vorbei seien, so Sauer. Wenn es durch die Sondagen zu keinen Verzögerungen komme, solle mit dem Bau des Fontänenbrunnens im Herbst begonnen werden.

„Derzeit werden die Ausschreibungen gemacht“, sagt Bernd Sauer. Der Fontänenbrunnen koste insgesamt rund 200 000 Euro. Der Fontänenbrunnen soll ersten Angaben zufolge knapp 80 Quadratmeter groß sein. Geplant ist ein etwa neun mal neun Meter großer Brunnen mit insgesamt neun Fontänen. Sie haben Strahlhöhen von einem Meter, 1,20 Meter und 1,40 Meter. Im vergangenen Frühjahr hat der Bezirksbeirat den Plänen zugestimmt.

Wie Archäologe JonathanScheschkewitz, der Grabungsleiter vor Ort, vom Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart erklärt, werden Sondagen gemacht, bei denen je nachdem, was anfällt, später oder gleich archäologisch untersucht werde. Ziel sei es, wenn es gut laufe, die Rettungsgrabung zu machen. Es handele sich nicht um Bohrungen. „Es gab Bohrungen zur Bodenerkennung. Bodenaufträge durch den Menschen, als anthropogene Aufträge, gebe es in einer Tiefe von 1,80 bis 2,50 Meter.

Die Archäologen möchten die Fläche untersuchen wegen der Lage in der historischen Altstadt und weil der Marktplatz unterschiedlich genutzt wurde. Es werden Funde aus dem Mittelalter bis zur Neuzeit erwartet. Möglicherweise gebe es auch römische Funde, so Scheschkewitz. Dadurch soll es Erkenntnisse zur Entwicklung vom Mittelalter zur Neuzeit geben, wie sich die Stadt entwickelt hat.

Das Spannendste für die Archäologen werde ein 30 Quadratmeter und drei Meter tiefer großer Schacht im ersten Bauabschnitt sein. Hier versuchen die Archäologen Aufschluss über die städtische Entwicklung zu bekommen. „Wir versuchen, die Beeinträchtigung des Marktplatzes möglichst gering zu halten“, so Scheschkewitz. Wie lange die Untersuchungen dauern, könne noch nicht gesagt werden. Es werde zwei bis drei Bauabschnitte geben. „Die Stadtgeschichte werden wir sicherlich nicht neu schreiben“, so der Archäologe. Um die Stadtkirche herum vermutet er Gräber, jedoch sei die jetzige Grabungsstelle zu weit weg davon.

Dekan Eckart Schultz-Berg erklärt auf Nachfrage, dass die heutigen Pfeiler der Stadtkirche auf den gleichen Fundamenten von damals stehen. Gebaut wurde die Stadtkirche von Einhard unter Karl dem Großen, erklärt der Dekan. Die Stadtkirche sei identisch mit der Einhards-Basilika bei Michelstadt im Odenwald. Die Stadtkirche ist Kosmas und Damian geweiht, den Patronen der Ärzte und Apotheker. Die nahe Furt über den Neckar habe man früher zum Pferdewechsel genutzt und zum Besuch bei Medizinern und Apothekern, so der Dekan. Die Archäologen rechnen allerdings bei den jetzigen Sondagen nicht damit, dass sie besondere Funde im Zusammenhang mit der Stadtkirche finden, wegen der zu weit entfernten Lage des Grabungsorts.