Quelle: Unbekannt

Er gilt als Frühlingsbote, aber auch als Schädling, ist Namensgeber eines gleichnamigen Lieds von Reinhard Mey und spielt im fünften Streich von Max und Moritz die Hauptrolle: Der Maikäfer. Für jüngere Generationen ist er jedoch nicht mehr allzu präsent, wie er es vor mehreren Jahrzehnten noch war. Nach großen Vernichtungsaktionen in den 1950er- bis 70er Jahren sind seine Bestände stark verringert worden. Bis heute hat sich das Insekt nicht davon erholt.

Von Erdem Gökalp

Max und Moritz haben den Maikäfer für einen ihrer Streiche gegen Onkel Fritz geschickt zu nutzen gewusst. Dafür haben sie Haufenweise der Krabbeltiere eingesammelt und dem unwissenden Mann in seinem Bett versteckt. Dieser legte sich natürlich müde und unwissend zum Schlafen hinein. Als er von den Krabbeltieren geweckt wurde, geriet er in völlige Rage, schüttelte die Maikäfer von der Bettdecke und zertrampelte sie auf dem Boden. „Guckste wohl! Jetzt ist‘s vorbei, mit der Käferkrabbelei!“

Auch wenn die Bubengeschichte im 19. Jahrhundert entstanden ist, hat sie an Aktualität nichts eingebüßt. Denn im Stuttgarter Raum haben Landwirte das Insekt ähnlich behandelt, wie Onkel Fritz. Sie wurden jedoch nicht totgetrampelt, sondern mit der Giftkeule bekämpft. Das eingesetzte Insektizid war DDT. Es war in den 70er-Jahren eines der weltweit meistgenutzten Mittel, um den Krabbeltieren den Garaus zu machen. Jedoch mussten nicht nur die Maikäfer dran glauben, auch Vögel sind dem Mittel zum Opfer gefallen. Da das DDT und deren Abbauprodukte eine hormonähnliche Wirkung zeigten, haben einige Vogelarten Eier mit zu dünner Schale gelegt, nachdem sie dem Gift ausgesetzt waren. Die Folge war, dass neben den Maikäfern auch einige Vogelbestände zurückgingen.

Dabei ist das Insekt ein ungewöhnliches Lebewesen. Fast das komplettes Leben - also drei bis vier Jahre - verbringt es im Larvenstadium als Engerling unter der Erde. Wenn es gegen Mai als erwachsener Käfer zum Vorschein kommt, bleiben sie nur wenige Wochen am Leben. Die Zeit nutzt es intensiv zum Paaren, Eier legen und fressen. Der Mai ist deswegen die Lieblingsjahreszeit, weil es sich am liebsten von Laubbaum-Blättern ernährt. „Die sind im Frühjahr frisch und zart und daher besonders beliebt“, sagt Arnold Staniczeck vom Staatlichen Museum für Naturkunde. Der Verlust der Blätter ist für die Bäume jedoch nicht allzu schlimm. „Der Baum treibt mit dem sogenannten Johannistrieb einfach ein zweites Mal aus“, so Staniczeck.

Anders ist es aber bei Engerlingen. Sie

ernähren sich zunächst von Graswurzeln, im zweiten und dritten Jahr der Entwicklung dann von Baumwurzeln. „Bei Massenbefall können die Bäume darunter leiden und sogar absterben“, sagt der Käferexperte. Auf der anderen Seite sind sie in dem Stadium eine beliebte Nahrungsquelle für Wildschweine und Maulwürfe. Im Erwachsenenstadium sind sie bei Vögeln und Fledermäusen beliebt.

Auch wenn es sie in Stuttgart nicht mehr gibt, sind sie in anderen Teilen Baden-Württembergs nicht ausgestorben. Insbesondere im Kaiserstuhl, im Hardtwald um Karlsruhe sowie bei Mannheim und Blaubeuren. „Generell sind sie im langjährigen Vergleich drastisch zurückgegangen und stellen daher keine allgemeine Bedrohung für den Forst mehr dar“, sagt Staniczeck. Das hänge auch mit der starken Stickstoffbelastung des Bodens durch intensive Düngung zusammen. Gleichzeitig werden sie immer noch mit Insektiziden bekämpft. Die Auswirkungen davon sind selten vorhersehbar. Meistens leiden auch andere Insekten und insbesondere Singvögel, für die sie als Nahrungsquelle dienen, darunter.

Eine neue Möglichkeit, den Maikäfer zu bekämpfen, ist der Pilz Beauveria brongniartii. Die Engerlinge benötigen zwar einen mäßig feuchten Boden um zu überleben, wird es jedoch zu nass, dann gedeiht der Pilz. Er führt zum Tod der Larven. Man kann ihn inzwischen künstlich einsetzen. Insbesondere in der Schweiz ist die neue Methode bereits mehrfach zum Einsatz gekommen.

InFOS ZUM Maikäfer

Maikäfer gehören zur Familie der Blatthornkäfer.

Dazu zählen etwa 20 000 verschiedene Käferarten.

Sie werden bis zu drei Zentimetern lang.

Typisch für Maikäfer sind die braunen Flügel, das schwarze Halsschild und das schwarzweiße Zickzackmuster an der Seite.

An ihren Fühlern wird das Geschlecht unterschieden. Männchen haben bis zu 50 000, die außerdem auch größer als die der Weibchen sind. Weibchen haben nur etwa 8000.

Maikäfer leben in Mittel- und Nordeuropa, teils aber auch in den gemäßigten Klimazonen Asiens.

Das Leben der erwachsenen Käfer ist sehr kurz: Sie werden etwa vier bis sieben Wochen alt. Die Weibchen sterben nach der Eiablage, die Männchen bereits nach der Begattung.