Seit Jahren wird der Erhalt des alten Cannstatter Stadtbades gefordert - obwohl die Stadt im Neckarpark für 30 Millionen Euro ein neues Sportbad baut. Foto: Nagel Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Bürger haben noch eine Woche Zeit, per Internet ihre Vorschläge für den Bürgerhaushalt einzureichen. Wer seinen Wunsch lieber auf postalischem Weg ins Rathaus schicken möchte, der muss sich etwas sputen. Hier ist der 16. Februar der letzte Tag. Doch viele Stuttgarter haben bereits ihren Vorschlag abgegeben. Hier eine kleine Auswahl aus den Neckarvororten.

Verkehr bewegt, auch die Gemüter der Bürger. Das gilt besonders für einen Stadtbezirk wie Bad Cannstatt, der täglich von Pendlerströmen aus dem Umland heimgesucht wird. Schon bei den vorangegangenen Bürgerhaushalten stand das Thema deshalb ganz weit oben auf den Wunschzetteln vieler Bürger - und daran hat sich in diesem Jahr auch nichts geändert.

Eine nicht ganz neue Forderung ist dabei, Tempo 30 in der Wilhelmstraße einzuführen; und zwar von der Liebenzeller Straße bis zur Brunnenstraße, da in diesem Bereich täglich 100 von Schülern die Straße überqueren. Ein Cannstatter könnte sich auch in der Halden- und Brückenstraße eine Geschwindigkeitsbegrenzung vorstellen. Ein Dorn im Auge ist vielen Bürgern auch das Thema Kreisverkehre vor dem Carré Bad Cannstatt, da sich dort wegen der Zebrastreifen täglich lange Staus bilden. Sie sollen deshalb umgebaut werden. Ein Vorschlag: Brücken.

Umgebaut werden soll auch der Wilhelmsplatz, und zwar soll er ebenfalls eine Fußgängerbrücke erhalten, sodass Passanten nicht mehr die mehrspurige König-Karl-Straße queren müssen. Ein anderer Bürger wünscht nachts auf dem viel befahrenen Platz Tempo 30 und zudem dort sehr viel mehr Grün an den vielen Betonwänden. Sein Vorschlag: Palmen auf den Parkhausdächern. Realistischer ist da sicher die Idee eines Cannstatters, dass an dem zentralen Platz dringend eine Uhr angebracht werden müsste.

Kontrovers ist natürlich auch das Meinungsbild, was die Radwege angeht: Die Forderungen reichen vom Entfernen (alte B 14 oder Gnesener Straße) bis zum Ausbau. Weitere Wünsche: Aufzug für S-Bahn-Halt Nürnberger Straße zu bauen, mehr Abfallbehälter in Cannstatt, ein Wochenmarkt für den Hallschlag, mehr öffentliche Toiletten im Stadtbezirk, das Baden im Neckar ermöglichen oder Sanierung und Erweiterung der Turn- und Versammlungshalle Steinhaldenfeld. Auch neue Kreisverkehre werden gefordert: etwa vor dem AOK-Gebäude oder für die Kreuzung Hallschlagstraße/Am Römerkastell.

Einige Vorschläge betreffen jedoch auch Maßnahmen, die bereits bei der Stadtverwaltung in Arbeit sind und entweder in diesem Jahr oder 2018 realisiert werden sollen. Dazu zählen etwa die Verkehrsberuhigung in der Badstraße, der Neubau eines Sportbads oder aber der Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs. Interessant für die Stadt ist sicher wieder einmal die Forderung, dass trotz des Neubaus eines rund 30 Millionen Euro teuren Sportbades viele Bürger für den Erhalt des Stadtbads in der Hofener Straße plädieren.

Und so geht‘s dann weiter: Vom 7. bis zum 27. März können die Stuttgarter dann die eingegangenen Vorschläge bewerten. Auch das geht am einfachsten im Internet über buergerhaushalt-stuttgart.de, kann aber auch schriftlich mit speziellen Formularen geschehen, die in den Bezirksrathäusern und Stadtteilbibliotheken ausliegen. Jeder Vorschlag darf pro Teilnehmer einmal bewertet werden. Nach dem Ende der Bewertungsphase werden die 100 Vorschläge ermittelt, die am besten bewertet wurden. Darüber hinaus werden die beliebtesten zwei Vorschläge eines jeden Stadtbezirkes ergänzt, sofern sich diese nicht bereits unter den Top 100 befinden. So soll das Verfahren auch für die Einwohner kleinerer Stadtbezirke attraktiv bleiben. Die Verwaltung prüft schließlich alle Top-Vorschläge. Zusätzlich können die Bezirksbeiräte Stellungnahmen zu sämtlichen Ideen abgeben, die ihren Bezirk betreffen. Im Juli legt die Verwaltung dem Gemeinderat die Ergebnisse der fachlichen Prüfung sowie die Stellungnahmen der Bezirksbeiräte vor. Im Herbst entscheidet der Gemeinderat dann, welche Maßnahmen finanziert werden. Am Bürgerhaushalt im Jahr 2015 haben sich über 38 000 Bürgerinnen und Bürger beteiligt. Sie reichten 3732 Vorschläge ein und gaben mehr als 1,2 Millionen Bewertungen ab.

www.buergerhaushalt-stuttgart.de

Vorschläge aus den Oberen und unteren Neckarvororten

Münster

Den gesamten Stadtbezirk an die Fernwärme anschließen und mit einem Brücke an den Hallschlag anbinden. Zudem soll der Bahnhofsvorplatz schöner gestaltet werden und ein Parkverbot in der Freibergstraße zwischen der Mosel- und Mainstraße eingeführt werden.

Mühlhausen

Rote Pflastersteine in Neugereut am Marktplatz austauschen wegen Rutschgefahr. Trampelpfad zwischen Neugereut und Steinhaldenfeld für Radfahrer und Fußgänger befestigen. Lärm-und Emissionsschutz auf Höhe Haltestelle Auwiesen für das dahinter liegende Wohngebiet Arnoldstraße, Rigaer Straße, Wilnaer Straße verbessern. Spielplatz am Max-Eyth-See bauen.

Untertürkheim

Schutzhütte am Gögelbach im Gewann Gehrenwald im historischen Stil wieder aufbauen. Sanierung und Umbau (neue Bühnenbeleuchtung) der Sängerhalle. Karl-Benz-Platz attraktiver gestalten. Verlegung des Campingplatzes vom Wasen zum Inselbad. Wallmerspielplatz sicher und attraktiv für unsere Kinder machen. Mehr „Hundetoiletten“ sind nötig. Öffentliche Toilette im Bereich Lindenschulviertel einrichten. Abends öfter Parksituation kontrollieren.

Obertürkheim

Fußgängerüberweg Luise-Benger-Straße für Schulkinder. Geplanten Kreisverkehr Otto-Hirsch-Brücke, Göppinger Straße und Minikreisel Imweg umsetzen. Stadtentwicklungsplan für Obertürkheim ausarbeiten: Lebensqualität im Zentrum überdenken, Tempo-30-Zone ausweiten, Verkehrsflächen, Parkplatz- und Grünzonen, Bürgertreffbereiche neu ordnen. Stadtteil- und Familienzentrum für Obertürkheim einrichten.

Hedelfingen

Rohrackerstraße sanieren und Geschwindigkeitsbegrenzung einführen. Speidelweg zwischen Rohracker und Frauenkopf in nur eine Richtung befahrbar machen. Begrünung der SSB-Trasse. Schaffung einer Auffahrt zwischen Otto-Konz- und Otto-Hirsch-Brücken.

Wangen

Aussichtsplattform Schillerlinde sanieren. Sicherung der verkehrsberuhigten Bereiche mit Kindergärten und Spielstraßen. Z-Überweg in der Ulmerstraße. Aufzug zum Generationenzentrum Kornhasen bauen. Die ehemalige Gaststätte Lamm, welche im Besitz der Stadt ist, vollständig zu einem Bürgerhaus umbauen.

Stuttgart-Ost

Beleuchteten Weg durch den Park der Villa Berg schaffen. Eine Hundewiese auf der Uhlandshöhe einrichten. Fuchsrainschule nicht nur sanieren, sondern neu bauen. Verkehr auf der Hackstraße vermindern, um Lärm und Feinstaubbelastung für die Anwohner zu verringern.