Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Begleitet von lautstarken Protesten feierte gestern im Kursaal Bad Cannstatt die AfD den Tag der Deutschen Einheit. Das denkmalgeschützte Gebäude glich zwischen 15 und 18 Uhr einer Festung, denn mehrere 100 Polizisten waren im Einsatz. Bis auf einige Tumulte blieben Ausschreitungen jedoch aus.

Werbeplakate sah man in den vergangenen Tagen in der Altstadt keine. Und auch die Stadtverwaltung sowie die Polizei hängten das Treffen nicht an die große Glocke. Dann machten allerdings einige AfD-Mitglieder via Facebook Werbung für die Veranstaltung im Großen Kursaal, zu der neben 150 Mitgliedern auch der AfD-Europaabgeordnete Marcus Pretzell und die Bundeschefin der Partei, Frauke Petry, geladen waren. Damit war aus Polizeisicht Schluss mit lustig, denn die AfD-Kritiker bekamen natürlich Wind von dem Treffen und meldeten kurzfristig eine Gegendemonstration an.

Die Folgen: Großeinsatz in der Cannstatter Altstadt und rund um den Kursaal, denn beim AfD-Treffen am 6. Januar gab es wüste Rangeleien zwischen Demonstranten und der Polizei und zudem gingen damals gut 20 Scheiben des Kursaals zu Bruch.

Gegen 16 Uhr versammelten sich auf dem Cannstatter Marktplatz die Demonstranten und zogen von dort unter dem Motto „Keine Chance dem Rechtspopulismus“ über die König-Karl-Straße in Richtung Kursaal. Dort hatten sich bereits mehrere 100 Sicherheitskräfte postiert und riegelten den Veranstaltungsort hermetisch ab, gut 30 Einsatzwagen standen zur Sicherheit in der Taubenheimstraße und Polizeipferde waren ebenfalls im Einsatz. Allerdings war der Riegel an der falsche Stelle, so dass die Demonstranten auf den Gleisen standen und die Stadtbahn U 2 nicht mehr fahren konnte. Folglich ließ man die Protestler etwas näher an das Absperrgitter heran. Dabei gab es zwar einige Tumulte, aber im Großen und Ganzen blieb es laut Polizei friedlich.

Allerdings mussten Einsatzkräfte die Demonstranten mehrfach zurückdrängen, um den Teilnehmern der AfD-Veranstaltung den Zugang zum Kursaal zu ermöglichen. Dabei wurde ein Polizist durch einen Schlag auf die Hand leicht verletzt. Ein Demonstrationsteilnehmer versuchte einem Beamten das Pfefferspray zu entreißen und wurde kurz darauf vorläufig festgenommen.

Vielleicht wäre die Demonstration rabiater verlaufen, wenn Punkt 18 Uhr Marcus Pretzell und Frauke Petry nicht über den Hintereingang sondern vorne den Kursaal betreten hätten. So löste sich die Versammlung gegen 18.15 Uhr vor dem Gebäude auf und die gut 300 Protestler zogen in Richtung Wilhelmsplatz. Dort sorgten sie vorübergehend noch für Chaos im Stadtbahnbetrieb der U 13. Auch der Autoverkehr musste für einige Minuten ruhen, so dass sich der Verkehr auf der Waiblinger Staus staute.