Der Stuttgarter Künstler Hannes Trüjen bemalte die Decken der Überwachungseinheit für frühgeborene Babys im Robert-Bosch-Krankenhaus. Foto: Robert-Bosch-Krankenhaus Quelle: Unbekannt

(red) - Raumgestaltungen mit originaler, zeitgenössischer Kunst fördern im Robert-Bosch-Krankenhaus die Aufenthaltsqualität für Patienten, Besucher und Mitarbeiter. 2016 setzten deutsche und schweizer Künstler vier Kunstprojekte in den Gebäuden am Burgholzhof um.

Ende der 1990er Jahre etablierte das Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK) mit Hilfe der Robert-Bosch-Stiftung das deutschlandweit einmalige Projekt „Kunst im Krankenhaus“. 45 Kunstprojekte mit mehr als 800 einzelnen Kunstwerken entstanden mit namhaften Architekten und Künstlern in den verschiedenen Krankenhausbereichen. „Für die Gesundung eines Menschen ist auch ein heilungsförderndes Umfeld notwendig - diese Erkenntnis setzt sich im Gesundheitswesen immer mehr durch. Wo die Sinne durch Kunst gezielt angesprochen werden, fühlen sich Patienten und Klinikmitarbeiter gut aufgehoben. Der Gesundungs- und Gesunderhaltungsprozess wird aktiviert“, sagt Isabel Grüner, Kunstbeauftragte am RBK. Vier neue Kunstprojekte konnte sie 2016 realisieren. Das Markenzeichen der Kunst im RBK ist die Abstimmung auf die architektonischen Begebenheiten unter Berücksichtigung der pflegerischen und medizinischen Bedürfnisse ihrer Benutzer.

Im Dezember konnte zum Umzug einer Intensivstation in neue Räumlichkeiten das jüngste Projekt in den Klinikalltag integriert werden: Deckenmalereien des international renommierten Schweizer Künstlers Markus Weggenmann. Intensivstationen sind sensible Bereiche mit dominierenden medizintechnischen Geräten. Die Kunst an der Decke bildet einen sinnlichen Gegenpol. Dafür taucht der Künstler die Deckenflächen der Patientenzimmer abwechselnd in einen zarten gelb oder apricot farbigen Ton und spart daraus weiße abstrahierte Motive der Pflanzenwelt aus. Im Entwurfsprozess schnitt er diese Formen mit einem Cutter aus Papier aus und begründet so den Namen der Deckenarbeit: Cut Outs. Die Motive suggerieren auf der Decke leichte Öffnungen zu einer zweiten Ebene, was der Deckenfläche zusätzliche Leichtigkeit und dem Blick der Patienten weitere Anreize zur Betrachtung bietet. Insgesamt sind sechs unterschiedliche Motivgruppen auf acht Doppel- und vier Einzelzimmer verteilt. Ihre Anordnung auf der Decke variiert von Raum zu Raum. Jedes Patientenzimmer erhält damit einen individuellen Charakter und verschafft auch Mitarbeitern und Besuchern eine atmosphärische Abwechslung.

Der Stuttgarter Künstler Hannes Trüjen gestaltete die Räume der Elternschule mit Landschaftssilhouetten auf Wänden und Fensterscheiben sowie kreisrunden Motiven, sogenannten painting placements. In der Elternschule werden Eltern auf die Geburt und die Zeit danach vorbereitet. Die Kunstwerke bieten Müttern, Vätern und Babys während der Kurse einen anregenden Ausblick und wärmende Hülle zugleich. Eine Fortsetzung der harmonischen Farb- und Formensprache findet sich auf der Neugeborenenstation 2B. Dort hat Trüjen die Decken der Überwachungseinheit für frühgeborene Babys ausgemalt. Auf raumübergreifend angelegten runden Farbflächen und -linien sitzen kreisrunde Klebemotive, die an Gestirne oder Himmelskörper erinnern. Die Wandflächen schaffen durch aufeinander abgestimmte Farbzonen eine Atmosphäre der wohligen Geborgenheit.

Schon der Name des Frankfurter Künstlerduos „sounds of silence“ lässt eine ungewöhnliche Herangehensweise an die Gestaltung der Kardiologischen Überwachungsstation und Notaufnahmestation 3D vermuten. Die Architektin Petra Eichler hat mit der Künstlerin und Regisseurin Susanne Kessler ein Kunstprojekt für die leisen Zwischentöne der Wahrnehmung geschaffen: Light Diaries. Ein Zitat aus dem Buch „Der Besitz der Welt“ des französischen Schriftstellers George Duhamel (1984 - 1966) im Aufenthaltsbereich vor der Station ist in spiegelnden Buchstaben an die Wand geklebt ist. Der aufmerksame Leser wird darin für das Phänomen der Lichtreflektionen in der Natur sensibilisiert, die etwas Magisches und Poetisches an sich haben und den Betrachter zu imaginierten Bildern anregen können. Im Innern der Station hängen auf einer Flurwand zwölf unterschiedlich große Fotomotive in einer Gruppe angeordnet. Sie halten Momente fest, in denen das Licht kurzzeitig Flecken auf Wasser-, Boden- und Wandflächen wirft. Mit Spiegelpunkten in mintgrün, bronze und champagner greifen die Künstlerinnen dieses Licht auf und überführen es dauerhaft auf Deckenpartien in den Patientenzimmern sowie auf vereinzelte Wände der Aufenthaltsbereiche.

Je nach Lichteinfall und Bewegungen im Raum reflektieren die Gruppen von Lichtpunkten verschiedene Farben und wirken dadurch immer lebendig. „Die Patienten der Station nehmen die künstlerische Gestaltung dankbar an“, freut sich Isabel Grüner. „Bei der Probeinstallation kam eine Patientin ganz begeistert auf mich zu. Sie brachte ungefragt das Ziel auf den Punkt, das das RBK mit seinen Kunstprojekten verfolgt und sagte: ‚In so einer Umgebung wird man ja viel schneller wieder gesund‘“.

Jeden Dienstag um 14 Uhr findet für Interessierte, Patienten und Besucher ein Rundgang durch die Kunstprojekte des Robert-Bosch-Krankenhauses statt. Treffpunkt ist der Empfang im Eingangsbereich des Krankenhauses. Die erste Kunstführung im neuen Jahr findet am Dienstag,10. Januar, statt.