Seit Mitte Dezember ist in der Deckerstraße 31 die Abteilung Mitgration und Teilhabe des Jobcenters ansässig. Foto: Rehberger Quelle: Unbekannt

(ede) - Mitte Dezember wurden die ersten Klienten in den neuen Räumlichkeiten in der Deckerstraße 31 empfangen und versorgt. Die Abteilung Migration und Teilhabe, die Fachstelle für geflüchtete Menschen des Stuttgarter Jobcenters, hat nach langem Suchen im Carré eine neue Heimat gefunden.

Jochen Wacker, der stellvertretende Leiter des Jobcenters und Leiter der Abteilung Migration und Teilhabe, ist froh um die neuen Räume im vierten Stock. „Gleich vom ersten Tag an herrschte Publikumsverkehr.“ Die Kunden wurden vorher informiert. „Die Erreichbarkeit hier ist natürlich sehr gut.“ S-Bahn, Stadtbahn und Bus sind nicht weit weg. „Unser Klientel ist sehr mobil und hat eine hohe Affinität zu Ausbildung und Beruf.“

Im Eingangsbereich stehen drei Schalter, an denen das Anliegen der Besucher geklärt wird, entsprechende Anträge ausgehändigt werden und die Besucher an entsprechende Fachkräfte weitergeleitet werden. Der Empfangsraum ist noch nicht vollständig ausgestattet. Eine Aufrufanlage und Bildschirme werden noch installiert. Geöffnet ist montags, mittwochs und freitags von 8.30 bis 12.30 Uhr und donnerstags von 14 bis 18 Uhr sowie nach Terminvereinbarung.

Die Abteilung besteht derzeit aus 38 Arbeitsplätzen, wobei aber noch Personal eingestellt wird. 80 sollen es einmal sein, verteilt in drei Liegenschaften, unter anderem auch in der Jägerstraße, wo die Flüchtlingsarbeit der Stadt konzentriert ist. Bedarf dafür ist nach wie vor groß. In der Deckerstraße befindet sich die Kompetenzstelle für Migrationsfragen. Entsprechende Räume zu finden, sei schwerer gewesen als Personal, so Wacker. Nicht jeder Vermieter will die Abteilung im Haus haben. „Durch die Suche und Verzögerungen haben wir fast ein ganzes Jahr Zeit verloren.“

Das Team, das in der Deckerstraße derzeit 1000 geflüchtete Menschen betreut und vermittelt, sei jung und engagiert, lobt Wacker. „Es herrscht ein gutes Klima.“ Interkulturelle Kompetenz sei wichtig. Zum Team gehören auch Mitarbeiter mit arabischen Sprachkenntnissen. „Wir nutzen auch den städtischen Dolmetscherpool und gehen da pragmatisch vor.“ Immer wieder bringen die Kunden auch jemanden mit, der beim Übersetzen hilft. Vorgesehen ist zudem, noch die Hälfte des dritten Stockes im Gebäude zu belegen.

Stuttgart geht mit der Abteilung Migration und Teilhabe einen eigenen Weg. „Wir haben die Struktur geschaffen, die Menschen adäquat zu begleiten.“ Die Integration in Arbeit und Ausbildung gelingt. Von den erstmals im Jahr 2015 vom Jobcenter betreuten Menschen mit Fluchthintergrund konnte jeder Siebte in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung oder Berufsausbildung integriert werden. Jochen Wacker: „Die Integrationsquote dieser Gruppe liegt bei rund 14 Prozent. Alle Akteure auf dem Stuttgarter Arbeitsmarkt haben sich der Thematik angenommen und engagieren sich gemeinsam.“ Sozialbürgermeister Werner Wölfle ist angetan und ergänzt: „Viele Arbeitgeber sind sehr offen. Einige qualifizierte Kontakte haben sich ergeben.“

daten und Fakten

Aktuell leben in zehn Prozent aller 22 500 vom Jobcenter betreuten Bedarfsgemeinschaften (BG) Menschen mit einem Fluchthintergrund. Von den 2200 Bedarfsgemeinschaften ist der überwiegende Teil (1600 BG) erst in den beiden Jahren 2015 und 2016 in die Zuständigkeit des Jobcenters gewechselt. In diesen 1600 Bedarfsgemeinschaften leben 2900 Personen, davon 2100 erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Davon wiederum sind 38 Prozent (800) unter 25 Jahre alt. 1100 BG sind im Zeitraum zwischen Januar und August 2016 erstmals vom Jobcenter Stuttgart betreut worden. Eine Bestandsanalyse des Jobcenters bei etwa 1000 erwerbsfähigen Leistungsberechtigten im Alter zwischen 25 und 50 Jahren ergab, dass davon 78 Prozent über keine abgeschlossene Berufsausbildung verfügen, 67 Prozent keinen Schulabschluss aufweisen, 62 Prozent weder über einen Schul- noch über einen Berufsabschluss verfügen. Alle anderen können zwar in der Regel einen formalen Abschluss vorweisen, wobei aber nicht alle Abschlüsse der geflüchteten Menschen in Deutschland anerkannt werden.