Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Wer in Bad Cannstatt auf den Boden blickt, der sieht Müll, Müll und noch mal Müll. Und das in einer Stadt, in der die Kehrwoche zur obersten Bürgerpflicht gehört und selbst das Fegen der Kandel ein samstägliches Ritual darstellt. Doch längst befindet sich die Müllmoral in der Landeshauptstadt im Sturzflug. Scherben, Kippen, Papiertüten, Getränkebecher, selbst Kühlschränke, Autobatterien oder Reifen werden wild entsorgt. Aus den Augen aus dem Sinn - die Stadt wird‘s schon richten.

Zugegeben, wo viele Menschen auf engem Raum leben, sieht es nicht immer so geleckt aus, wie in einem idyllischen Städtchen auf dem Lande. Doch die Müllberge, die Stuttgarts Reinigungstrupps täglich entfernen müssen, haben nicht mehr hinnehmbare Dimensionen angenommen. Allein nach einem Party-Wochenende in der Innenstadt sind das fast zwölf Tonnen Abfall. Das Prekäre: Selbst in den Vororten gehören Unrat am Straßenrand und Wohlstandsabfall auf dem Gehweg zum Alltag.

Ob schärfere Kontrollen, höhere Strafen, größerer Abfallkörbe und mehr Personal langfristig die Lösung des wachsenden Müllproblems darstellen, muss jedoch angezweifelt, wenn nicht sogar verneint werden. Zumal die Kosten für solch ein Maßnahmenbündel in die Millionen gehen.

Nachhaltiger und vor allem billiger ist es, das Übel bei der Wurzel zu packen. Stichwort Prävention. Hier sind neben Schulen und Vereinen natürlich vor allem die Eltern gefordert. Denn ein gesundes Umweltbewusstsein kann durchaus durch erzieherische Maßnahmen geweckt werden. Das haben auch die AWS-Verantwortlichen erkannt und ihre Beratungen entsprechend verstärkt.

Doch ganz entscheidend sind die Eltern. Wenn Mama und Papa ihren Kindern im Umgang mit Abfall kein Vorbild sind, dann kann die Stadt getrost ihre Mülleimer letztlich abmontieren. Denn Sohnemann wird seinen leeren Plastikbecher genauso in der Pampa entsorgen, wie Vater tags zuvor seine abgefahrenen Autoreifen am Waldesrand. Merke: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.