Dieses Damenrad an der Ecke Ebitzweg/Ruhrstraße hat die AWS eingezogen. Der Besitzer kann sich in den nächsten sechs Monaten melden. Foto: Mielert Quelle: Unbekannt

(if) - Ein angekettetes Fahrrad hat für Ärger gesorgt. Denn mit dem abgeschraubten Vorderrad war es nicht mehr zu gebrauchen. Eine Woche stand es auf einem Gehweg. Doch wer kümmert sich darum? Ein Fall vom Ebitzweg zeigt, wer bei der Stadt verantwortlich ist und warum das Rad nun beseitigt wurde.

Nachdem es Grünen-Bezirksbeirat Peter Mielert nicht gelungen ist, weder im Bürgerbüro Bad Cannstatt noch beim Ordnungsamt, noch bei dem Polizei-Revier Martin-Luther Straße, Unterstützung für sein Anliegen zu erhalten, hat er sich an die Zeitung gewandt. Sein Anliegen: Seit über einer Woche ist das nicht mehr funktionsfähige Damenfahrrad im Gehwegbereich, Ecke Ebitzweg/Ruhrstraße an einen dort stehenden Straßenschildmasten angekettet gewesen.

Das Vorderrad fehlte. Mielert hakte nach. Doch die Auskünfte, die er erhielt, brachten ihn nicht weiter: So dürfe laut Ämtern und der Polizei das Rad auch nicht durch eben diese beseitigt werden, obwohl es die Fußgänger behindere, weil der Eigentümer respektive die Eigentümerin nicht bekannt sei, so Mielert. Und dann die Überraschung: Am Nachmittag das Fahrrad auf einmal weg. Der Grund: Die Nachfrage unserer Zeitung hatte die Sache ins Rollen gebracht. Das Ordnungsamt erklärte, dass das Amt für Abfallwirtschaft (AWS) für solche Fälle zuständig ist. Und das hatte gleich nach Bekanntwerden des Falles auch gehandelt und das Fahrrad beseitigt, wie Corinna Fälschle vom Amt für Abfallwirtschaft erklärt.

Die Entsorgung von herrenlosen Fahrrädern übernimmt die AWS auf Aufforderung respektive Anzeige des Amts für öffentliche Ordnung oder des Tiefbauamts. Vor der Entsorgung haben die Amtsvertreter zu unterscheiden nach offensichtlichen Schrotträdern (im Wert geringer als 10 Euro), störende Räder, bei denen der Halter bekannt ist und Rädern mit erheblichem Restwert und unbekanntem Halter. Das Tiefbauamt klärt mit dem Ordnungsamt und der Polizei zunächst, in welche Kategorie das Rad fällt und erteilt dann weitere Weisung an das Amt für Abfallwirtschaft, wie Fälschle erklärt.

Eine separate Bürgerservice-Telefonnummer des Tiefbauamtes gibt es nicht. „Der Bürger kann sich an das städtische Fundbüro wenden, wenn gefundene Fahrräder zwar schadhaft, jedoch reparabel sind“, so Fälschle. Das Ordnungsamt hat folgende Adresse: Landeshauptstadt Stuttgart, Amt für öffentliche Ordnung, Fundbüro, Hauptstätter Straße 66, 70161 Stuttgart, Telefon: 0711-216-89496. Auch per Gelber Karte können diese Meldungen erfolgen.

Erhält die AWS die Entsorgungsaufforderung durch das Tiefbauamt, werden die Fahrräder abgeholt und sechs Monate eingelagert, um dem Halter noch Gelegenheit zur Abholung zu geben. Sind Rahmennummern bei wertigen beziehungsweise reparablen Rädern identifizierbar, werden diese der Polizei mitgeteilt, um auch Diebstähle oder Verlustanzeigen zu klären, so Fälschle.

Sollte auch diese Recherche ergebnislos verlaufen, werden, nach Ablauf von einem halben Jahr, die Fahrräder über die Verschrottung bei der AWS entsorgt. Neben dem AWS gibt es auch andere karitative Einrichtungen, die Schrotträder einsammeln, teilweise reparieren, um daraus Sachspenden für Hilfsprojekte zu generieren, erklärt die AWS-Mitarbeiterin. Eine Statistik über alle in der Stadt Stuttgart gesammelten Fahrräder liegt dem AWS nicht vor. Es verweist auf das Tiefbauamt und das Ordnungsamt.

Das genannte, nicht mehr funktionsfähige Damenfahrrad im Gehwegbereich, Ecke Ebitzweg/Ruhrstraße wurde von der AWS eingezogen und wird jetzt sechs Monate zur Abholung durch den Besitzer aufbewahrt, bevor es verschrottet wird. Der Besitzer oder die Besitzerin hat also noch eine Chance, es sich wiederzuholen.