Vor 25 Jahren wurde die Gedächtnisstätte saniert. Quelle: Unbekannt

Von Edgar Rehberger

„Das Beste oder Nichts“ - Gottlieb Daimlers Wahlspruch darf auch in der Gedächtnisstätte im Kurpark nicht fehlen. Denn dort, in einem ehemaligen Gewächshaus neben der alten Daimler-Villa, entwickelte der Tüftler mit Wilhelm Maybach ab 1882 den weltweit ersten schnelllaufenden Motor, das erste Motorrad, die erste motorisierte Kutsche und das erste motorbetriebene Boot. Das Gebäude, die „Wiege des Automobils“ wurde vor 25 Jahren zu neuem Leben erweckt.

Lange Jahre fristete es ein Schattendasein. Eröffnet wurde es 1940. Der Zweite Weltkrieg hinterließ Spuren. Am Ende war es vier Jahre geschlossen. Nachdem das Mercedes-Museum 1986 im Werk Untertürkheim eröffnet wurde, regte Ursula Wehinger, bei Daimler Leiterin der Museumsentwicklung, an, das Gebäude zu sanieren und der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. „Es war in einem sehr schlechten Zustand. Die Scheiben aus Milchglas waren ständig beschmiert.“ Im Herbst 1991 starteten schließlich die umfangreichen Sanierungsarbeiten. Die maroden Holzbalken der Decke, die Wände und der Fußboden des Backsteinhauses, das an das Glasgewächshaus angebaut ist, wurden erneuert. Um das Gebäude herum wurde eine Bodenplatte gesetzt. „Wir wollten das Gebäude zu einem hellen, attraktiven Ort machen.“ Die milchigen Plexiglasscheiben wurden durch Sicherheitsglasscheiben ersetzt, die schon von außen einen Blick ins Innere erlauben.

Auch die drei Räume des etwa 100 Quadratmeter großen Gebäudes wurden umgestaltet. Drei Modelle zeigen Daimlers Leitidee: Motorisierung zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Die vom Gewächshaus umgebaute Werkstatt kann bewundert werden. Werkbank und Schmiede - mehr benötigten Daimler und Maybach nicht, um versteckt im abgedunkelten Gebäude Geschichte zu schreiben. Infotafeln in deutsch und englisch sowie Broschüren in sechs Sprachen liefern Infos zur Gedächtnisstätte und anderen historischen Stätten von Daimler und Carl Benz in Schorndorf und Ladenburg.

Von Anfang an war die Gedächtnisstätte gut besucht. Sie war auch Station bei Stadtrundfahrten und Anlaufstelle der Tour des roten Doppelstockbusses von Stuttgart-Marketing. Wegen der Baustellen in der Stadt wurde jedoch die Tour geändert. „Im vergangenen Jahr wurden 15 000 Besucher registriert“, zeigte sich Thomas Schwarz, im Mercedes-Benz-Museum für Strategie und Entwicklung zuständig, zufrieden. „Das ist ordentlich.“ Geöffnet ist die Gedächtnisstätte, die zwischenzeitlich eine Auffrischung erfahren hat, bei freiem Eintritt immer dienstags bis freitags von 13 bis 17 Uhr, samstags, sonntags und feiertags von 11 bis 17 Uhr.

Zum Jubiläum ist eine kleine Feier im Sommer geplant. Wiedereröffnet wurde die Gedächtnisstätte am 3. Juli 1992. Der damalige OB Manfred Rommel war voll des Lobes: „Da kann man mal sehen, dass aus etwas Kleinem etwas ganz Großes wird. Von diesem Ort ging Weltgeschichte aus.“ Geplant ist eine neue Beschilderung. Diese soll auch auf das Haus von Wilhelm Maybach in der Freiliggrathstraße 7 hinweisen, in dem der Chefkonstrukteur von 1906 bis zu seinem Tode 1929 lebte, auf die noch stehende Umrisse der Daimler-Villa neben dem ehemaligen Gewächshaus und den Daimlerturm oberhalb der Villa, der 1890 errichtet wurde. Die Hinweistafeln seien ein häufig geäußerter Wunsch der Besucher, berichtet Wehinger. Sie sollen ähnlich aussehen wie die Stelen vor dem Kursaal.