Die Grundstücke für die drei Gebäude Q1, Q4 und Q7 hat die Dibag bereits gekauft, eine Kaufoption hat sie für das geplante Eckgebäude in Nachbarschaft zum künftigen Sportbad. Visualisierung: Dibag Industriebau AG Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Potenzielle Investoren für das knapp 22 Hektar große Güterbahnhof-Areal gab es in den vergangenen 15 Jahre viele. Der Pharma-Konzern Celesio, der Möbelriese Ikea, selbst das Landeskriminalamt hatte Interesse bekundet - und schnell wieder verloren. Oder - wie im Fall von Ikea - einen Korb vom Stuttgarter Gemeinderat erhalten. Ein Interessent ist geblieben: Die Dibag Industriebau AG, die sich vor Jahren Flächen an der Daimlerstraße gesichert und mittlerweile von der Stadt gekauft hat.

Die Landeshauptstadt und ihre Region sind gefragte Investitionsstandort für Unternehmen. Um der Nachfrage gerecht zu werden und Werbung in eigener Sache zu machen, ist die Region Stammgast auf der Expo Real in München, der größten europäischen Messe für Gewerbeimmobilien. Vom 4. bis zum 6. Oktober präsentieren dort 23 Unternehmen, Landkreise sowie Städte und Gemeinden aus der Region zukunftsweisende Vorhaben und attraktive Gewerbestandorte. Dabei ist auch die Dibag Industriebau AG mit zwei Projekten: dem Bau eines Technologiezentrums in der Borsigstraße in Feuerbach und dem Bau von Bürogebäuden auf dem ehemaligen Güterbahnhof-Areal. Die 22 Hektar große Fläche hatte die Stadt im Rahmen ihrer Olympia-Bewerbung für 41 Millionen Euro von der Deutschen Bahn gekauft und gilt heute nach Stuttgart 21 als zweitwichtigstes Bauprojekt Stuttgarts.

Neben Hotel-Investoren hatte auch die Dibag schon vor Jahren beim damaligen OB Wolfgang Schuster angeklopft, sich drei Grundstücke gesichert und schließlich gekauft. Das Münchner Unternehmen, das sich seit mehr als vier Jahrzehnte als Projektentwickler in Deutschland und Stuttgart einen Namen gemacht hat, benötigt jedoch viel Geduld, denn der komplexe Bebauungsplan für ihr Baugebiet wurde erst in diesem Sommer vom Gemeinderat genehmigt. Jetzt fehlt noch das Tüpfelchen auf dem I, die Baugenehmigung. „Wir haben sie vor Wochen eingereicht“, sagt Sebastian Kuhlen, bei der Dibag für Projektentwicklung verantwortlich. Genaugenommen sind es mehrere, denn das Unternehmen will auf drei Grundstücken (Q1, Q4 und Q7) an der Daimlerstraße bauen. Ohne dass auch nur ein Baggerbiss getätigt wurde, scheint das Interesse an dem Standort groß. „Rund 80 Prozent der Flächen auf Q1 Ecke Veielbrunnen-/Daimlerstraße sind vermietet“, so Sebastian Kuhlen. Und an großen Flächen auf den anderen beiden Grundstücken hat bekanntlich die Volksbank Stuttgart starkes Interesses bekundet. Laut deren Vorstands-Chef Rudolf Zeisl soll sich in den kommenden Tagen entscheiden, ob hier einmal gut 400 Verwaltungsmitarbeiter tätig sein werden.

Sven Kübler, Dibag-Niederlassungsleiter in Stuttgart, bestätigt das Interesse an dem Standort Neckarpark, kann und will jedoch zum jetzigen Zeitpunkt noch keine weiteren Namen nennen. Kübler rechnet jedoch erst Anfang 2017 mit der Baugenehmigung. Direkt daneben Ecke Daimler-/Mercedesstraße wird die Dibag ebenfalls investieren. Das Grundstück, auf dem heute noch die Tankstelle ist, gilt beim Stadtplanungsamt als das städtebaulich wichtigste Areal für das neue Wohn- und Gewerbequartier. Es liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum geplanten, rund 28 Millionen Euro teuren Sportbad, das ab 2018 gebaut werden soll.

Wettbewerb für Bürogebäude

„Für diese markante Stelle wollen wir zusammen mit der Dibag einen Wettbewerb ausschreiben“, hatte Stadtplaner Heinrich Sonntag schon Mitte Juli betont, als die Bauarbeiten für den Landschaftspark Grüne Mitte und die Verlegung der Benzstraße begannen. Beide Projekte sind zentrale Bausteine für das neue Quartier, denn neben Gewerbe entstehen hier auch rund 450 Wohneinheiten.

Die Benzstraße, die heute an der Schleyerhalle vorbei führt und eine wichtige Verbindung nach Untertürkheim darstellt, wird in Richtung Baugebiet verschoben und kann so das neue Stadtquartier erschließen. Die Verschwenkung der Straße erfordert allerdings eine neue Rampe zum Wasentunnel. Die Straße selbst wird vierspurig, erhält einen 2,5 Meter breiten Mittel- sowie zwei Seitenstreifen in der gleichen Dimension.

Startschuss für die sogenannte Grüne Mitte war ebenfalls in diesem Sommer. Auf rund 9000 Quadratmetern baut das Gartenamt für 2,23 Millionen Euro einen Park mit viel Grün, Spiel- und Sitzmöglichkeiten. Fertig ist bereits die 600 Meter lange Lärmschutzwand. Unterhalb von ihr, in der hinteren Ecke des Areals in Richtung Daimler-Werk, sind sogar die ersten Arbeiten für das Ersatzhabitat der Eidechsen fertig. Diese Maßnahme war mit ein Grund, warum sich das Thema Bebauungspläne in die Länge zog.

Nachdem die Sportklinik sich aus dem Neckarpark wieder zurückgezogen hat, hat auch das DRK seine Kaufoption für ein Grundstück, auf dem ein Neubau errichtet werden sollte, zurückgegeben. Zudem wurde das eigene Gelände im Bellingweg, auf dem sich die Rettungswache befindet, an die Strenger-Gruppe aus Ludwigsburg verkauft. Das Unternehmen plant auf dem gut 4100 Quadratmeter großen Grundstück in unmittelbarer Näher zur Grünen Mitte ein Wohnbauprojekt mit 80 Wohneinheiten und einer Gewerbefläche. Die Gewebefläche wird nach Investorangaben in Kooperation mit dem DRK entwickelt und nach Fertigstellung als soziale Einrichtung, wie beispielsweise Kindertagesstätte oder mobile Pflegestation, betrieben. Für die Planung wird laut dem Investor ein geschlossener Wettbewerb ausgelobt. Das Investitionsvolumen des Projekts beträgt rund 40 Millionen Euro.