Die Kastanienbäume vor der Wilhelma stehen auf dem Prüfstand, wie das Garten-, Friedhofs- und Forstamt bestätigt. Foto: Frey Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Für den Bau der neuen Neckarbrücke in Bad Cannstatt wird als bauvorbereitende Maßnahme derzeit der alte Holzsteg über den Neckar abgetragen. Am Donnerstag, 14. Juli, wird der zweite von insgesamt drei Teilen des Holzsteges mit einem rund 100 Meter hohen Mobilkran ausgehoben. Das Spektakel findet zwischen 10 und 15 Uhr statt.

Gestern lagen die riesigen Teile des Baukolosses noch auf der Baustelle an der Neckartalstraße. Einige Zaungäste standen vor dem Absperrgitter und beobachteten das Geschehen. Denn für Laien ist es nur schwer vorstellbar, dass aus den Fragmenten bis Donnerstag ein riesiger, gut 100 Meter hoher Kran entsteht, an dessen Ausleger irgendwann die Hälfte der Holzbrücke hängen wird. Eine in doppelter Hinsicht „gewichtige Last“. Denn da der gesamte Holzsteg rund 210 Tonnen wiegt, muss der Kran ein mindestens 100 Tonnen schweres Teilstück langsam ans B-10-Ufer transportieren, wo es anschließend zerkleinert und abtransportiert werden soll.

Auch was die Historie angeht, so hat der altehrwürdige Steg einiges zu bieten. Zur Bundesgartenschau 1977 gebaut, diente er den Cannstattern fast 40 Jahre lang als bequeme und charmante Überquerung des Neckars auf ihrem Weg in den Rosensteinpark oder in die Wilhelma. Und die Älteren werden sich sicher noch daran erinnern, dass Teile der Brücke bei der Montage damals in den Fluten landeten. Der Grund: Einer der riesigen Kräne, die für die Montage der Brückenteile am Ufer und auf der Neckar-Mole installiert worden waren, gab unter dem gewaltigen Gewicht von 76 Tonnen nach, der Holzsteg landete im Fluss.

Der Architekt von damals heißt Dieter Sengler aus Altdorf bei Böblingen. Nach dessen Plänen wurde damals für gut 1,9 Millionen Mark die 158 Meter lange und 3,80 Meter breite Brücke gebaut. Vergeblich war Senglers Hoffnung, sein Projekt, das leider nie unter Denkmalschutz gestellt wurde, doch noch retten zu können, indem man den Dachaufbau des Holzstegs ein wenig absägt - dann hätten beide Brücken eine Zukunft gehabt. Doch war dies offenbar bauingenieurtechnisch zu kompliziert, als dass sich die Bahn darauf einlassen wollte.

Am Donnerstag ist es soweit. „Gibt es keine Probleme, so soll der Aushub des ersten Teils der Holzbrücke um 10 Uhr beginnen“, sagt Bahnsprecher Jan Dambach. Da erfahrungsgemäß solchen Schauspielen viele Zaungäste beiwohnen wollen, aus Sicherheitsgründen das Gelände jedoch weitläufig abgesperrt sein wird, habe man mit dem Stadtstrand-Betreiber gesprochen. „Er öffnet an diesem Tag bereits um 10 Uhr. Von dort aus kann man die Arbeiten sehr gut beobachten“, so Dambach.

Ist das Teilstück sicher am Ufer gelandet, wiederholt sich das Schauspiel auf der gegenüberliegenden Seite am Seilerwasen. Allerdings wird dort das Brückenteil nicht am Ufer zerlegt, sondern wird per Schiff abtransportiert. Das hat jedoch zur Folge, dass für einen halben Tag kein Schiff fahren kann. „Insgesamt haben wir für den Brückenabbau zwei Monate veranschlagt“ , sagt der Projektleiter. Mit den ersten Baumaßnahmen für die neue Brücke - das sind die Gründungsarbeiten auf Seite der Bundesstraße 10 - könne demzufolge im August begonnen werden. Auf dieser Uferseite ist auch die Hauptbaustelle mit den Stahlbau- und Montagearbeiten. Der Beginn der Gründungen auf der Altstadtseite steht dagegen für den Spätsommer auf der Agenda.