Die Rampe verschwindet und soll durch eine Treppe ersetzt werden. Foto: Nagel Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Am 22. Mai will die Stuttgarter Straßenbahnen AG mit dem knapp 1,5 Millionen Euro teuren Umbau der Stadtbahnhaltestelle Wilhelmsplatz loslegen. Allerdings steht der Termin auf der Kippe, da am Dienstag der Technikausschuss über einen Alternativ-Vorschlag der Grünen, SPD und SÖS/Linke/Plus beraten muss.

Mittelfristig setzen die SSB-Verantwortlichen auf Langzüge. Da bisher am Wilhelmsplatz nur Stadtbahnen mit einer Länge von 40 Metern angefahren werden können, muss der wichtige ÖPNV-Knoten umgebaut werden. Im November 2015 stellte SSB-Chefplaner Volker Christiani im Bezirksbeirat Bad Cannstatt erstmals das komplizierte Projekt vor. Es war ein Maßnahmenpaket, das es bautechnisch in sich hat, in mehrere Phasen unterteilt ist und rund 1,5 Millionen Euro kosten soll. Obwohl der SSB-Experte schon damals erhebliche Verkehrsbehinderungen während des Umbaus prognostiziert und die neue Haltestelle nicht mehr zu 100 Prozent barrierefrei sein wird, gab es keinen Widerspruch des Bürgergremiums.

Denn die Verlängerung der Haltestelle kann nur in Richtung Bahnbrücke erfolgen, weshalb hier die Rampen künftig wegfallen und durch Treppen ersetzt werden. Da sie zudem nur 1,80 Meter breit sind, bieten sie zudem keinen Platz für Kinderwagenschienen bieten. Eine andere Möglichkeit, so Christiani, habe es auch nach intensiven Prüfungen nicht gegeben und auch das, was realisiert werden soll, sei planerische Millimeterarbeit gewesen.

Gab es damals noch Lob, so hat sich das Stimmungsbild mittlerweile gewandelt; zumindest bei den Grünen, der SPD und SÖS/Linke/Plus, die ihre Kritik in einem gemeinsamen Antrag Anfang April zum Ausdruck brachten und gleichzeitig einen Lösungsvorschlag präsentierten.

Auch, um die Fußgängerströme besser zu verteilen, sollen eine weitere Rampe und eine Treppe über die König-Karl-Straße zum König-Karl-Center gebaut werden. Diese Maßnahme lässt sich aber nur durch eine Spurreduzierung auf Höhe der Haltestelle realisieren. Die Restfahrbahn weist dann eine Breite von 4,50 Meter auf. Das hieße Platz für die Hauptradroute 1. „Die Spurreduktion ist verkraftbar“, sind die Antragsteller von ihrem Vorschlag überzeugt und zeigten sich jetzt umso erstaunten, dass bereits am 22. Mai die SSB mit ersten Umbauarbeiten loslegen möchte. Denn eigentlich hatte die städtische Tochter zugesagt, das Vorhaben nochmals im Bezirksbeirat im Detail vorzustellen. Laut Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler ist die Präsentation auch für den 17. Mai geplant, mache aber fünf Tage vor Baustart aus Sicht der Kritiker keinen Sinn mehr.

Am Dienstag steht das Thema auf der Tagesordnung des Ausschusses für Umwelt und Technik, wobei eine heiße Debatte zu erwarten ist. Zum einen wird das bürgerliche Lager natürlich darauf hinweisen, dass durch die Wegnahme einer Fahrspur in der König-Karl-Straße - so der Alternativ-Vorschlag - ein Verkehrschaos am Wilhelmsplatz ausbrechen wird. Auf der anderen Seite die Antragsteller, die die fehlende Barrierefreiheit sowie Kundenunfreundlichkeit der neuen Haltstelle betonen werden. Doch auch die SSB wird Kritik an einigen Kommunalpolitikern üben. Denn immerhin hat ihr Maßnahmenpaket 2015 alle Gremien ohne Widerspruch durchlaufen.