Martin R. Handschuh, Myriam Abuchaibe de Wit, Anja David, Murat Taskin, Carl Maximilian Lämmle u. Bernd-Marcel Löffler (v.li.). Foto: Trinkner. Quelle: Unbekannt

(red) - Zum Auftakt der Feierlichkeiten des 90-jährigen Gründungsjubiläums der Freien Kunstschule Stuttgart und im Rahmen einer Diplomfeier fand die Vernissage einer vielbeachteten Ausstellung der Absolventen der Prüfungskampagne des Wintersemesters 2016/17 statt.

Vor einer zahlreichen Gästeschar konnten die Diplomierten, Myriam Abuchaibe de Wit, Anja David, Carl Maximilian Lämmle und Murat Taskin in Anwesenheit von Cannstatts Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler ihre Diplomurkunden in Empfang nehmen. In seinem Grußwort betonte Löffler die Wichtigkeit der akademischen Ausbildung an der FKS, deren Ergebnisse nicht nur das Kulturleben Bad Cannstatts bereicherten, sondern auch für die Landeshauptstadt Stuttgart und die Region von Bedeutung seien. Weiterhin lobte er die Qualität und Vielfalt der ausgestellten Arbeiten, die für das Niveau der Freien Kunstschule Stuttgart sprächen.

Die hohen Anforderungen, die an die Diplomarbeiten gestellt werden, betonte Rektor Martin R. Handschuh. Das Studium an der FKS sei dank Hölzels Lehren auf die Entwicklung einer individuellen visuellen Handschrift ausgerichtet. Schon an der unterschiedlichen Themenwahl der vier Diplomierten könne man die mannigfaltigen Möglichkeiten ersehen, bildnerisch auf Gegebenheiten und Fragen unserer Tage einzugehen. „Bemerkenswert ist dabei, zu sehen, mit welchem Ernst und Eifer jeder einzelne bestrebt war, das, was ihn im Entwicklungsprozess der hier zu sehenden Werke geleitet hat, stets aufs neue zu reflektieren und ästhetisch zu veranschaulichen“, so Handschuh. Myriam Abuchaibe de Wit behandelt ein Thema, welches die Grundfragen menschlicher Existenz beleuchtet: „Der Totentanz“. Den eingefrorenen Augenblick, Energie und Dynamik der Bewegung auf die Leinwand zu bannen, gelinge der Künstlerin in ihren groß angelegten Acrylgemälden, so Handschuh. „Im Widerstand zu Hause“ ist nicht nur ein Lebensmotto, sondern das Thema der Diplomarbeit von Anja David. In ihrer multimedial konzipierten, installativen Arbeit war es ihr Anliegen, durch zunächst befremdende Wirkung eine kritische Distanz beim Betrachter zu erzeugen, um auf ein brennendes Thema unserer Zeit hinzuweisen: Radikalisierung und Terror. Ebenfalls einen aktuellen Titel hat Carl Maximilian Lämmle gewählt: „Integration“. Es standen bei ihm die tagesaktuellen gesellschaftspolitischen Fragestellungen weniger im Zentrum der Auseinandersetzung, sondern das Experiment, mit bildnerischen Mitteln verschiedenartige Elemente und Strukturen auf einem Format zusammenzubringen. Eine physikalische Unmöglichkeit, ein Perpetuum mobile auf metaphysischer Ebene zu beleuchten, hat sich Murat Taskin zur Aufgabe gemacht. Eine frappierende dreidimensionale Konstruktion blickt in den Kreislauf von Werden und Vergehen. Für die Absolventen wandte sich Lämmle an das Auditorium. Er wolle den Anlass benutzen, „auch einmal ‚Danke’ sagen zu können, wenigstens einen kleinen Teil von dem großen Ganzen, was mir die FKS in meinen neun Semestern gegeben hat, zurückgeben zu können“. Dank einer familiären, von Verständnis, Hilfsbereitschaft und gemeinsamem Miteinander geprägten Umgebung gelinge die persönliche Weiterentwicklung der eigenen Fähigkeiten und Ansichten weit besser, als in steriler Anonymität großer Hörsäle. Die Ausstellung ist montags bis freitags in der Zeit von 10 Uhr bis 14 Uhr noch bis zum 17. März zu sehen.