(if) - Die Umwandlungen bei den Kirchen schreiten voran. Bei der katholischen Kirche werden vom nächsten Jahr an in Stuttgart alle Seelsorgeeinheiten in Gesamtkirchengemeinden umgewandelt, das heißt in rechtsfähige öffentlich-rechtliche Körperschaften. Dies erläutert Nicole Höfle, Sprecherin des Stadtdekanats.

Und so sehen die Veränderungen aus: Anstatt der bisher zwölf Seelsorgeeinheiten wird es dann zwölf katholische Gesamtkirchengemeinden geben. Die Gesamtkirchengemeinde (GKG) ist eine rechtliche Organisation, die alle Verwaltungsaufgaben bündeln und effizienter erledigen soll. Eine davon ist die Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Neckar, zu der St. Martin, Liebfrauen und St. Peter gehören, die andere, ist Stuttgarter Madonna mit den Gemeinden St. Augustinus, St. Barbara, St. Bonifatius, Heilig Kreuz und St. Johannes Maria Vianney. Die GKG Stuttgart-Neckar zählt 14 300 Katholiken, die GKG Stuttgarter Madonna rund 9000.

Was sich ändert, ist, dass von Januar an das kirchliche Personal, wie etwa Pfarramtssekretärinnen, Mesner, Hausmeister und Kirchenmusiker nicht mehr bei der Gemeinde, sondern bei der Gesamtkirchengemeinde angestellt sein werden. Zu den Aufgaben des Gesamtkirchengemeinderates gehört deshalb künftig die Personalverwaltung. Außerdem ist es von Januar an der Gesamtkirchengemeinderat, der den Haushalt verabschiedet.

Im Fall der Gesamtkirchengemeinde Neckar heißt dies, dass künftig keine drei Gemeinden drei eigene Haushaltspläne erarbeiten und verabschieden werden, sondern dass es einen Haushaltsplan für die Gesamtkirchengemeinde geben wird, den der Gesamtkirchengemeinderat erstellt und verabschiedet. Zu den Aufgaben des Gesamtkirchengemeinderates gehört auch die Verwaltung von Gebäuden und Einrichtungen. Die Gemeinden geben Verantwortlichkeiten an den Gesamtkirchengemeinderat ab, bleiben aber formal weiterhin selbstständig. Die Einzelgemeinden behalten Vermögen, Eigentum, Siegel und auch ihren Namen. Es sind auch die Kirchengemeinderäte, die nach einem bestimmten Proporz Vertreter in den Gesamtkirchengemeinderat und in dessen Fachgremien entsenden.

Für die neue Einheit werden elf Köpfe als Pastoralteam tätig sein: die Pfarrer Martin Kneer und Karl Böck, Diakon Winfried Döneke, die drei Pastoralreferenten Silke Jourdan, Johannes Nieß und Elke Ronge, die beiden Gemeindereferentinnen Gerda Engelfried und Sonia Cussigh, Kirchenmusiker Ulrich Hafner und Schwester. Siegistraud.

Wichtig ist es auch zu wissen, dass die Kirchengemeinderäte bleiben. Durch den strukturellen Umbau sollen die Ehrenamtlichen in den Kirchengemeinderäten wieder mehr Spielraum haben, um sich mit Fragen der Spiritualität und der Verkündigung des Glaubens zu beschäftigen. Sie sollen wieder mehr Zeit für die inhaltlichen Fragen haben, die Kirche ausmacht: Welche spirituellen Angebote werden gemacht? Welche Gottesdienstformen angeboten? Welche karitativen Akzente setzt die Gemeinde? Wie gewinnt man die Jugend für die Kirche?

Zugleich aber sollen die Kirchengemeinden durch den neuen rechtlichen Verbund in die Lage versetzt werden, ihre Kräfte besser zu bündeln und besser zusammenzuarbeiten - was in vielen Bereichen ja auch schon geschieht. Der strukturelle Umbau ist natürlich zu sehen im Rahmen des Projektes Aufbrechen, das die katholische Kirche zukunftsfähig machen soll. Dazu gehört der rechtliche Umbau von Seelsorgeeinheiten zu Gesamtkirchengemeinden, dazu zählt aber auch die Bildung von Zentren. Das Jugendpastorale Zentrum im Osten ist in diesem September offiziell gestartet, die drei kirchenmusikalischen Zentren Liebfrauen, St. Eberhard und St. Fidelis sind es auch, das Spirituelle Zentrum im Westen und das Trauerpastorale Zentrum in Degerloch sind in Planung.

Stadtdekan Christian Hermes erklärt zum Strukturwandel: „Die Bereitschaft zum Aufbruch ist der Anfang des Glaubens. Auch wir in Stuttgart müssen offen sein für Neues, um die katholische Kirche gut in die Zukunft zu führen. Wir müssen unsere pastoralen Aktivitäten neu am Evangelium und an den Bedarfen unserer Stadt ausrichten. Unsere Hoffnung ist, dass der strukturelle Umbau Zeit und Raum für die inhaltliche Arbeit eröffnet, um wirklich und wirksam das kirchliche Leben in Stuttgart gestalten zu können.“