Heilerzieherin Lisa (rechts) schenkt Robert besondere Aufmerksamkeit, damit er trotz seiner Behinderung bei der Kaninchenfütterung dabei sein kann. Foto: Gökalp Quelle: Unbekannt

(erg) - Der Stadtteilbauernhof im Gewann Espan ist nicht nur beliebt, sondern auch außergewöhnlich. Auf dem großen Gelände gibt es neben einem Garten, einer Werkhütte und einem Farmhaus auch noch jede Menge Tiere. Seit Montag läuft das Ferienangebot der Diakonie Stetten. In diesem Jahr wird Inklusion großgeschrieben. Denn jede Woche zählen zu den 85 teilnehmenden Kindern 18 mit Behinderung und 30 Flüchtlinge.

Thomas Sereke braucht für seine Arbeit als Waldheimleiter ein gutes Gedächtnis. „Neben den echten Namen muss ich mir jetzt noch die Superheldennamen merken“, sagt der Waldheimleiter lachend. Denn jede Woche hat ein eigenes Motto in dem Waldheim. Neben „Superhelden“ gibt es „Adventure“ und „Andere Länder, andere Sitten“ als Motto. Die Kinder dürfen in dieser Woche Superhelden mit besonderen Fähigkeit sein und basteln dafür ihre eigenen Kostüme. In einem Ausflug jagen sie anschließend den Bösewicht „Dr.T“.

Dieses Jahr wurden erstmals Flüchtlinge mit und ohne Behinderung ins Programm aufgenommen. Für die Mitarbeiter ist das eine neue Herausforderung. „Einige der Flüchtlingskinder haben noch nie eine Schule besucht und sind die täglichen Strukturen nicht gewöhnt“, sagt Sereke. Die Kinder mit Schwierigkeiten werden daher langsamer in die täglichen Abläufe integriert. Die Mitarbeiter haben sich auf die Flüchtlinge in verschiedensten Weisen vorbereitet. Um die Sprachbarriere zu überwinden, gibt es zum einen eine arabisch-sprechende Betreuungskraft. Zum anderen sind viele der Mitarbeiter geübt darin, ohne Sprache mit Kindern zu kommunizieren. Sie nutzen ihre Erfahrungen mit geistig behinderten Kindern. Dazu wird Symbolsprache mit Bildern, Mimik und Gestik eingesetzt. Zusätzlich wurden einige Mitarbeiter durch Schulungen auf die Flüchtlingskinder vorbereitet.

Das Konzept des Waldheims läuft nach dem Grundsatz, ein gemeinsames Freizeitangebot für Kinder mit und ohne Behinderung zu gestalten. Diejenigen, die eine besondere Pflege benötigen, werden trotzdem so gut es geht in das Programm einbezogen. Bei Bedarf stehen ihnen Vollzeit-Pflegekräfte zur Verfügung. Die Kinder ohne Behinderung werden in Gesprächen darauf vorbereitet, auf die Besonderheiten der behinderten Kinder einzugehen. Laut Thomas Sereke fällt es ihnen leichter als Erwachsenen, Inklusion auszuleben. „Kinder fragen direkt nach, wenn sie etwas nicht verstehen. Probleme werden dadurch schneller behoben“.

Bei den täglichen Spielen ist der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Beispielsweise dürfen die Kinder einen eigenen Film drehen oder ein Comicbuch mitgestalten. „Letztes Jahr haben einige Kinder eine Geschichte von Cowboys, die auf Raumschiffen kämpfen, erfunden“ so Sereke. Um dem diesjährigen Trend von „Pokemon Go“ vorzubeugen, wurde auf dem Gelände ein striktes Handyverbot eingeführt. Als Ersatz hat das Waldheim-Team sich ein Weitwurfspiel einfallen lassen, in dem Pokemon in der Realität gespielt wird, ganz ohne Handy.