Schlitzohr Albert Schöchle war von 1933 bis 1970 Chef der Wilhelma. Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Dass die Wilhelma heute immer noch zu einem der schönsten zoologischen Gärten Deutschlands zählt und wegen seiner Botanik einzigartig ist, hat die Einrichtung dem Verein Freude und Förderer der Wilhelma zu verdanken. Der wurde 1956 ins Leben gerufen, verfügt mittlerweile über 32 000 Mitglieder und feiert am Wochenende seinen 60. Geburtstag.

Mit 54 Mitgliedern fing es 1956 an. Damals hatte der legendäre Wilhelma-Direktor Albert Schöchle die Idee, mit einem Förderverein das Überleben des zoologisch-botanischen Gartens zu sichern, der unter den Fliegerangriffen im Zweiten Weltkrieg stark zerstört worden war. Aller Anfang war schwer, denn der Verein wuchs nur langsam - aber immerhin stetig. Erster Vorsitzender war damals der ehemalige Kultusminister Gotthilf Schenkel. Ihm folgte fünf Jahre später Wilhelm Blankenfeld von der Württembergischen Bank. Von 1969 bis 2001 leitete Walther Zügel, langjähriger Vorstandsvorsitzender der Stuttgarter Landesgirokasse, die Geschicke des Vereins, mit 32 Jahren die längste Amtszeit. Und seit 2001 ist Georg Fundel, Geschäftsführer des Stuttgarter Flughafens, der Erste Vorsitzende des Fördervereins, der mittlerweile fast 31 000 Mitglieder zählt.

Dem schlitzohrigen Albert Schöchle war damals klar: Wenn er nicht die Initiative ergreift und Geld für die Erweiterung der Wilhelma beschafft, stellt die Landesregierungen den Betrieb aufgrund leerer Kassen ein. Einen ersten Mitstreiter fand Schöchle mit dem Landtagsabgeordnete Fritz Helmstädter. Und so trafen sich am 21. September 1956 im Lokal „Neckarstuben“ in Bad Cannstatt 32 hochrangige Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, um das Überleben des Zoos zu sichern. Ein Vortrag von Schenkel „Die Wilhelma - ihre Bedeutung für Volk und Staat“ hat dann den Ausschlag für die Gründung des Vereins gegeben. Ziel war es, die historischen Bereiche zu sanieren und neue Freigehege zu schaffen. Geplant waren zudem Gebäude für die Raubtiere und Giraffen. Auch in die Infrastruktur wie etwa Parkplätze, Kassengebäude und Wegeführung musste investiert werden.

Als eines der ersten großen Projekte wurden 1967 das Aquarium und das Terrarium fertig gestellt. Und das Engagement ging weiter. Über den Verein wurden fünf Gorillas, fünf Orang-Utans und acht Schimpansen gestiftet. Der Förderverein stiftete die ersten exotischen Tiere für das Maurische Landhaus, schenkte dem Zoo das Panzernashornweibchen Nanda, das später mit neun Jungen eine der erfolgreichsten Nashornmütter wurde. Dann kam die Zeit, als der Verein vorwiegend Bauprojekte unterstützte. Angefangen vom Jungtieraufzuchthaus über die Bären- und Kletteranlage. Mitte der 80er-Jahre kam mit der Werbeaktion für das Eisbärengelände der große Sprung von 4500 auf 10 000 Mitglieder. Als die Anlage 1991 eingeweiht wurde, erklärte der damalige Ministerpräsident Erwin Teufel, dass mit der 23 Millionen Mark teuren Anlage „ein Meilenstein in der Entwicklung unserer Wilhelma“ erreicht worden sei. Der Zoo sei, so Teufel damals, „eine moderne Arche Noah“. Förderprojekte waren in den folgenden Jahren auch das Amazonienhaus, die Schmetterlingshalle, das Insektarium und die neu sanierte und gestaltete Krokodilhalle.

Doch mit dem Bau des neuen Menschenaffengeheges stieß der Fördervereins in fast schon utopische Dimensionen vor. Denn welcher Verein vermag schon 9,5 Millionen Euro Zuschuss aufbringen? Auch Minister Nils Schmid war voll des Lobes und zeigte sich am 9. Mai 2013 beeindruckt: „Das neue Menschenaffenhaus ist ein Meilenstein in der Weiterentwicklung der Wilhelma und ein neuer Schatz des Landes.“ Doch das Ende der Fahnenstange scheint noch nicht erreicht zu sein. Denn nur kurz darauf verkündete Georg Fundel als Vorsitzender im Namen der Wilhelmaförderer, dass der Verein bereits für das nächste, wichtige Großprojekt des zoologisch-botanischen Gartens Geld sammle. Dabei handelt es sich um ein neues Elefantengehege, geschätzte Kosten: zwischen 30 und 40 Millionen Euro. „Wir wollen uns mit rund 40 Prozent beteiligen“ versprach Fundel damals. Und wetten, dass er dabei Wort halten wird? Zeit hat der Förderverein mit seinen mittlerweile mehr als 32 000 Mitgliedern. Denn das Projekt kann wohl erst mit der Eröffnung des Rosensteintunnels gestartet werden. Und durch den sollen 2020 die ersten Autos fahren.