Friedhofsstimmung im Eingangsbereich eines Traditionsunternehmens. Auf dem Sarg haben sich Mitarbeiter „verewigt“. Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Der Arbeitskampf bei Eckardt-Foxboro hat begonnen. Der heutige Besitzer, der französische Elektronikkonzern Schneider, hat seine Grundstücke bekanntermaßen an die benachbarte Firma Mahle verkauft. Doch statt sich nach einem neuen Standort umzuschauen, wird die Niederlassung Stuttgart dicht gemacht. Rund 80 Mitarbeiter sind betroffen.

Arbeitskampf, ein Wort, das an der einst so ruhmreichen Industriemeile in den 90er Jahren Stammgast und im Laufe der Jahre in Vergessenheit geraten war, kehrt zurück. Die Banner, die seit Dienstag am Eckardt-Gebäude hängen, finden dabei klare Worte, was sich momentan hinter den tristen Fassaden abspielt: „Schneider Electric zerschlägt 144 Jahre Tradition“. Mit der ersten sichtbaren Protestaktion machen wie von der IG Metall Stuttgart vor zwei Wochen bereits angekündigt die knapp 80 Eckardt-Mitarbeiter aus ihrem Herzen dabei keine Mördergrube. Warum auch? So richtig verstehen kann keiner die „Standortaufgabe ohne Not“ und begründet hat sie ihnen auch niemand seitens der Geschäftsleitung.

Traurige Fakten, die auch die Verantwortlichen der IG Metall Stuttgart bereits im vergangenen Jahr zu spüren bekamen. Angesichts der Entwicklung war der Betriebsrat im Sommer 2016 etwas nervös geworden und hatte sich an die Gewerkschaft gewandt. Im Oktober war in der Folge eine Gesandtschaft der Konzernleitung aus Frankreich zu Gast, um das weitere Vorgehen nach dem Grundstücksverkauf an die Firma Mahle zu besprechen.

Was Betriebsrat und Gewerkschaft zu hören bekamen, war für die Belegschaft wie ein Schlag in die Magengrube. Standortaufgabe statt -suche. „Damit hat keiner gerechnet“, erinnert sich Betriebsrätin Christa Schuster, die seit drei Jahrzehnten in der Bilanzbuchhaltung arbeitet. Die Auftragsbücher seien so voll, dass man sogar Personal einstellen könnte. Während die Produktion komplett eingestellt werde, solle nur noch Entwicklung, Vertrieb und Marketing bleiben - natürlich an einem neuen Standort. „Das betrifft jedoch nur 20 Mitarbeiter“, so Christa Schuster. Die restlichen knapp 60 Arbeitsplätze seien ab Ende 2017 definitiv Geschichte. Denn spätestens dann wolle die Firma Mahle mit ihrem Neubauprojekt loslegen.

„Wir werden in den kommenden Wochen um unsere Arbeitsplätze kämpfen“, so Schuster. Ziel sei es, die französische Konzernleitung zu einer Umkehr ihres Beschlusses zu bewegen. Denn eines sei klar: „Die Mitarbeiter aus der Produktion sind zumeist über 55 Jahre alt und bereits seit Jahrzehnten im Betrieb.“ Eine Standortaufgabe in Stuttgart komme Arbeitslosigkeit gleich. Foxboro-Eckardt habe eine soziale Verantwortung gegenüber diesen Beschäftigten. In den kommenden Monaten würden deshalb Verhandlungen im Sinne der Beschäftigten im Mittelpunkt stehen. „Unser Ziel ist es, gute Lösungen für die Beschäftigten zu finden. Dazu können auch Abfindungen gehören - wichtig ist aber vor allem, dass die Kollegen weiterhin Arbeit haben“.