Die Tage des Holzstegs sind endgültig gezählt. Am kommenden Sonntag wird der Neckar für die Schifffahrt gesperrt und der dritte Teil entfernt. Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Am 27. November ist der gut 40 Jahre alte Holzsteg über dem Neckar Geschichte. An diesem Tag wird der dritte Teil entfernt. Bereits in der kommenden Wochen erhalten die Bewohner im Seilerviertel Post von der Deutschen Bahn. In dem Schreiben wird über die anstehenden Rammarbeiten in der Schöne Straße informiert, die am 5. Dezember und nicht gerade leise über die Bühne gehen.

Der Bau der neuen Eisenbahnbrücke, die rund 35 Millionen Euro kostete und etwa 345 Meter lang ist, bedeutet nicht nur für Ingenieure eine Herausforderung. Da die Neckarquerung fast gleichzeitig mit dem Rosensteintunnel gebaut wird, müssen die Bahn-Verantwortlichen nicht nur einmal die Woche mit dem Tiefbauamt telefonieren und sich abstimmen. Kompliziert heißt zumeist auch teuer. „Ein höherer sechsstelliger Betrag“, sagt Sebastian Heer, Teamleiter bei der Bahn und für den Bau der Brücke sowie den Abbau des Holzstegs verantwortlich.

Auf Grund der Länge (158 Meter) und des Gewichts (gut 200 Tonnen) wurde schon vor Monaten der Abbau in drei Etappen unterteilt. Denn von Anfang an war klar, dass nur ein Riesenkran die schwere Last von den Brückenpfeilern abheben und sicher ans Ufer transportieren kann. Um für dessen sicheren Stand zu sorgen, musste der Hügel, auf dem die Brücke auf Seiten der B 10 verankert war, abgetragen werden. Deshalb wurde zunächst in der ersten Juniwoche ein rund 20 Meter langes Teilstück der Brücke entfernt. Zwölf Tage später stand der Gittermastkran, der bis zu 750 Tonnen bewegen kann. Dessen Ballastgewicht allein wiegt 380 Tonnen und sein Ausleger ist 84 Meter lang.

Und nach gut zweistündigem Warten war das Spektakel am 14. Juni vorbei. Kurz nach 12 Uhr löste sich das etwa 70 Tonnen schwere Brückenteil und wurde von dem Riesenkran sicher über den Neckar ans Ufer transportiert. Dort wurde die Holzkonstruktion zerlegt und abtransportiert. Eigentlich sollte bereits im Anschluss der letzte Teil des Brückenabbaus erfolgen. „Doch angesichts des großen Aufwands, es war sogar ein zweiter Kran im Gespräch, haben wir uns eine Alternative überlegt “, so Sebastian Heer. Und dieser Plan tritt am kommenden Sonntag, 27 November in Kraft. Bis dahin ist die Stahlkonstruktion unterhalb des Stegteils installiert, über die der Stegrest auf eine stattliche Zahl von Pontons abgelassen wird. Von dort geht es ans andere Ufer, wo der Steg zerkleinert und entsorgt wird.

14 Meter hohe Montagehalle

Hier finden auch die Hauptbauarbeiten für die Brücke statt. „Dafür wird ab Mitte 2017 eine große Montagehalle gebaut“, erklärt der Projektleiter. Sie ist rund 14 Meter hoch und überhaupt nötig geworden, da die Bauteile der Brücke vor Ort zusammengeschweißt werden. Den Auftrag für das 345 Meter lange und 24 Meter breite Bauwerk hat die Firma Max Bögl aus Bayern erhalten. Sie liefert bis zu 20 Meter lange Segmente, die im so genannten Taktschiebeverfahren über den Neckar in Richtung Seilerwasen gerückt werden. Während das Zusammenbauen der Segmente, die aus hunderten von Einzelteilen bestehen, gut einen Monat dauert, so benötigt die fertige Platte nur einen Tag bis sie an Ort und Stelle über dem Neckar liegt. Diese Projektphase soll von 2017 bis Ende 2018 andauern. Danach wird die Fahrbahnplatte für die zwei Fern- und zwei S-Bahn-Gleise gegossen. Ende 2019 soll die Brücke im Rohbau fertig sein.

Während am Seilerwasen optisch noch so gut wie gar nichts passiert, ist in Nachbarschaft zum Rosensteintunnel der Bau des ersten Brückenpfeilers schon sichtbar vorangeschritten. Wiederum nur wenige Meter entfernt sind die Grubenarbeiten für den nächsten in vollem Gange. Gerade hier wird in den kommenden Monaten zentimetergenaues Arbeiten und zuverlässiges Absprechen zwischen den Brückenbauern und dem Tiefbauamt verlangt.

Doch am 5. Dezember nimmt der Brückenbau mit dem Beginn der Gründungsarbeiten für die Pfeiler an der Schöne Straße an Fahrt auf. Dabei müssen Spundwände installiert werden. „Das ist laut“, gibt Heer zu, weshalb in der kommenden Woche die betroffenen Anwohner Post von der Deutschen Bahn erhalten, worin die Maßnahmen erläutert werden. „Um ihren Schlaf müssen sie sich keine Sorgen machen - es wird nur tagsüber gearbeitet“, verspricht der Projektleiter, der die Dauer der Lärmbelästigung auf zwei Wochen veranschlagt.