Das Markencenter wird in die Heilbronner Straße verlagert. Fotos: Nagel Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Nach dem Ausschuss für Umwelt und Technik stimmte auch der Bezirksbeirat Bad Cannstatt den Parkplatzplänen der Daimler Benz AG zu. Der Automobilbauer will auf dem einstigen Vereinsgelände des VfL Stuttgart 950 Stellplätze für Mitarbeiter errichten. Allerdings nur für die nächsten drei Jahre.

Daimler macht sich fit für die Zukunft. Zum einen wird kräftig auf dem Werksgelände Untertürkheim investiert und die Konzernzentrale umgebaut, zum anderen soll bis 2020 in Vaihingen ein riesiger Verwaltungsbau für bis zu 4200 Mitarbeiter entstehen. Beides sind wichtige Bausteine einer Neuorientierung des Konzerns, der unter anderem auch dem Trend zur E-Mobilität geschuldet ist. Rund drei Milliarden Euro ist das den Daimler-Verantwortlichen wert, die bereits vor einer Woche ihre Umzugs- und Neubaupläne im Technikausschuss präsentiert hatten.

Wegen des Ausbaus der Verwaltung am Stammsitz - hier sollen ab 2018 weitere 2000 Mitarbeiter tätig werden - sei es laut Daimler dringend nötig, die heute schon angespannte Parkplatzsituation zu entschärfen und das Angebot für die 19 000 Mitarbeiter im Werk Untertürkheim auszuweiten. „Die Lösung wären 950 Stellplätze auf dem ehemaligen Sportplatz des VfL Stuttgart“, sagte Ingo Konrad von der Daimler AG im Bezirksbeirat Bad Cannstatt. Dabei handelt es sich um eine provisorische Lösung. Das Gelände hatte der Konzern vor zehn Jahren der Stadt für knapp 16 Millionen abgekauft, um dort unter anderem das Fellbacher Classic-Center, seine in Möhringen befindliche Kunstsammlung und ein Forschungszentrum anzusiedeln. Das Vorhaben ist längst Geschichte. Daimler hat neue Pläne und will sein Markencenter in die Heilbronner Straße verlagern, wo eine neue Mercedes-Benz-Niederlassung entstehen wird. In den frei werdenden Räumen in Nachbarschaft zum Museum soll der Classic-Bereich (Archive, Sammlung und Oldtimerwerkstatt) angesiedelt werden.

Dass die 950 Parkplätze nur eine Interimslösung für drei Jahren werden sollen, hat einen Grund: Das Unternehmen plant ein neues Mobilitätskonzept, das vor allem dem massiven Trend zu alternativen Fortbewegungsmöglichkeiten gerecht werden soll. Ziel soll sein, so viele Mitarbeiter wie möglich von der Straße zu bekommen oder mit E-Mobilen auszustatten.

„Die Milliarden für die Standort- und Arbeitsplatzsicherung sind wichtig“, sagte CDU-Sprecher Roland Schmid. Seine Fraktion unterstütze deshalb auch die Parkplatzpläne, zumal sie ja auch nur eine Interimslösung seien. Doch gerade da haben andere Fraktionen (SPD, SÖS/Die Linke und Grüne) leichte Zweifel, zumal der Konzern sich in der Vergangenheit nicht immer in Karten hat schauen ließ. Zudem erinnerte Peter Mielert Ingo Konrad an das Job-Ticket, das Daimler bekanntlich zum 1. Januar 2017 einführen will. „Man sollte das Einrichten der Parkplätze ein halbes Jahr verschieben und abwarten, wie viele Daimler-Mitarbeiter von dem Angebot gebrauch machen“, so der Grünensprecher. Heute benützen laut einer Befragung 20 Prozent den ÖPNV für ihren Weg zur Arbeit, 60 Prozent dagegen fahren mit dem Auto. Ob es ab 2017 viele „Umsteiger“ geben wird, daran hat Mielert Zweifel. „Zehn Euro Zuschuss pro Monat sind für einen gut bezahlten Daimler-Mitarbeiter ein Nasenwasser.“ In diesem Zusammenhang betonten alle Fraktionen nochmals die Notwendigkeit, die Linie U 19, die seit einigen Tagen im Regelbetrieb bis zur Endhaltestelle Wasen fährt, bis zum Werkstor zu verlängern. „Dabei sind wir im Gespräch mit SSB und Stadtverwaltung“, sagt Konrad. Allerdings könne solch eine Trasse frühestens 2020 in Betrieb gehen.

Letztendlich gab das Bürgergremium seinen Segen für die Interimslösung, zumal Daimler betont hatte, 18 Alternativen - darunter Stadion und Großmarkt - in der näheren Umgebung überprüft zu haben. Die beste Möglichkeit blieb nun einmal das ehemalige VfL-Gelände.