Die Celesio-Tochter Gehe gibt ihre Firmengebäude auf und zieht mit ihren gut 280 Mitarbeitern einige Meter weiter in die bisherige Hauptverwaltung des Konzerns. Foto: Nagel Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

In wenigen Wochen ist es soweit: Die Hauptverwaltung des Pharmagroßhändlers Celesio verlässt die Neckarvorstadt und zieht mit rund 400 Mitarbeitern ins Europaviertel in unmittelbarer Nachbarschaft zur Stadtbibliothek. Während die Vertriebstochter Gehe in die frei gewordene Hauptverwaltung zieht, soll der übrige Gebäudebestand verkauft werden.

20. Mai 2003: In Nachbarschaft zum Kraftwerk Münster war großer Bahnhof mit Ministerpräsident Erwin Teufel und Stuttgarts OB Wolfgang Schuster. Die Gehe AG, schon damals ein führendes Pharma-Unternehmen in Europa, gab sich an diesem Tag einen neuen Namen. Celesio stand fortan an der Konzernzentrale in der Neckartalstraße 155, einem schmucklosen, mehrgeschossigen Zweckbau mit dem baulichen Charme der 80er-Jahre, in den das Unternehmen 1987 eingezogen war.

Doch schon damals standen die Zeichen bei dem Konzern auf Expansion. Mit der Internationalisierung wurden jedoch die Nachteile des Standorts zunehmend offensichtlich. Schlechte Anbindung an das Verkehrsnetz wurden genauso ein Problem wie die Tatsache, dass aufgrund von Platzmangel immer mehr Räumlichkeiten angemietet werden mussten. Schlussendlich war die Konzernverwaltung auf sieben Standorte in Bad Cannstatt verteilt - effektives Schaffen wird sicher anders definiert.

Das hat auch die Konzernspitze erkannt und sich auf die Suche nach einem neuen Standort gemacht. Im Mai 2015 ließen die Celesio-Verantwortlichen dann die Katze aus dem Sack: Das Pharmaunternehmen hatte nach dreijähriger Suche im Europaviertel gleich neben der Stadtbibliothek einen neuen Standort für seine Hauptverwaltung gefunden. Ein Büro- und Geschäftskomplex, der von der Firma Fay Projects GmbH errichtet wird und im Frühjahr 2017 fertig sein soll.

Jetzt ist es soweit, der Global Player wird in wenigen Wochen vom Mombach ins Europaviertel umziehen. Während in der Neckartalstraße die Mitarbeiter die Umzugskartons füllen, hat Annette Römer, bei Celesio Abteilungsleiterin fürs Gebäudemanagement und zuständig für Liegenschaft, vor Ort alle Hände voll zu tun. An ihrem Arbeitsplatz, ein schmuckloser Baucontainer nur wenige Meter neben dem gewaltigen Bürokomplex, stapeln sich nicht nur Akten und Baupläne, auf einem Tisch liegen auch jede Menge Stoffproben. Denn auch die richtigen Farben für Teppiche und Bürostühle müssen ausgesucht werden. „Die Mitarbeiter sollen sich an ihrem neuen Arbeitsplatz wohlfühlen“, so Annette Römer, die seit 21 Jahren für den Konzern arbeitet. „Das Thema ist heutzutage extrem wichtig“, sagt auch Unternehmenssprecher Rainer Berghausen. Kein Wunder, dass es in der Zentrale in der Neckartalstraße im Erdgeschoss eine große Fläche gibt, auf der verschiedene Raumkonzepte von Mitarbeitern getestet werden. Eines steht jetzt schon fest: „Bis auf die Chefetage gibt es künftig keine einzelnen Büroräume mehr“, so Berghausen.

Doch der wichtigste Grund für den Umzug in die Stuttgarter City: „Am neuen Standort kann die komplette Verwaltung sowie der IT-Bereich, der bisher im Carré Bad Cannstatt untergebracht ist, unter einem Dach arbeiten“, so Berghausen. Endlich, denn da die gesamte Celesio-Verwaltung auf insgesamt sieben Standorte „zerstückelt“ arbeiten musste, blieb die Effektivität manchmal auf der Strecke.

„Der genaue Umzugstermin ist noch offen, doch wir liegen absolut in unserem Zeitplan“, sagt Annette Römer, die sich täglich bei ihren Rundgängen über die Baustelle und durch die künftigen Räumlichkeiten davon überzeugt. Ein wichtiger Faktor für die Standortwahl im Europaviertel war auch die Nähe zum Hauptbahnhof und die gute Anbindung an den ÖPNV. Deshalb liegt der Schwerpunkt des Mobilitätskonzepts auf dessen Förderung. Rainer Berghausen: „Celesio bezuschusst das VVS-Firmenticket und macht die Mitarbeiterparkplätze kostenpflichtig.“ Außerdem teste das Unternehmen Elektro-Dienstwagen und biete Schnelllade-Zapfsäulen an. Ein weiteres wichtiges Element auf dem Weg zu einer nachhaltigen Mitarbeitermobilität ist die Bereitstellung überdachter Fahrradstellplätze sowie von Umkleidemöglichkeiten, Spinden und Duschen am künftigen Standort. „Als erstes Unternehmen in Stuttgart haben wir das Zertifikat Mobil.Pro.Fit erhalten“, sagt der Unternehmenssprecher.

Und was passiert mit den Bestandsgebäuden in der Neckarvorstadt? Sobald der Umzug der Konzernzentrale in die Innenstadt vollzogen ist, wird in die Neckartalstraße 155 die Vertriebstochter Gehe mit gut 280 Mitarbeitern einziehen. Die leer stehenden Immobilien, die sich alle im Besitz des Pharmakonzerns befinden, werden dann verkauft oder vermietet. Städtebaulich sicher eine große Chance für den Cannstatter Stadtteil, in dem freie Flächen für Wohnungsbau oder Gewerbeansiedlungen rar sind.

zahlen und fakten

1835 gründete der Kaufmann Franz Ludwig gehe (1810 - 1882) die Drogerie- und Farbwarenhandlung Gehe & Comp. in Dresden. Heute ist Celesio ein international führendes Groß- und Einzelhandelsunternehmen und Anbieter von Logistik- und Serviceleistungen im Pharma- und Gesundheitssektor. Mit rund 36 000 Mitarbeitern ist der Konzern in 13 Ländern Europas aktiv. Mit rund 2150 eigenen Apotheken, mehr als 300 verwalteten und mehr als 5500 Partner- und Markenpartnerapotheken betreut Celesio täglich mehr als zwei Millionen Kunden. Über 109 Großhandelsniederlassungen in Europa beliefert Celesio täglich mehr als 50 000 Apotheken sowie Krankenhäuser mit bis zu 130 000 Medikamenten. Die McKesson Corporation mit Sitz in San Francisco (USA) ist seit 2014 mit mehr als 75 Prozent der Aktien der Mehrheitsaktionär der Celesio AG.

www.celesio.com