Längst sind die Zeiten vorbei, in denen Liebesbriefe und persönliche Nachrichten vom Briefträger überbracht wurden. Fast die Hälfte der Postladung besteht inzwischen aus Werbung. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Die Zeiten haben sich geändert für Briefträger. In Zeiten der modernen Kommunikation erscheint ihre Arbeit fast schon altmodisch. Liebesbekundungen und persönliche Nachrichten finden ihren Weg längst über Email und Whatsapp. Doch ihr Berufszweig ist dennoch nicht ausgestorben. Deutschlandweit beschäftigt die Deutsche Post immer noch 150 000 Mitarbeiter. Der Grund ist, dass Briefträger neben wichtigen Dokumenten eine große Menge an Werbematerial und Infopost verteilen.

Von Erdem Gökalp

„Von allen Briefsendungen, die wir 2015 befördert haben, bestand mit 46 Prozent fast die Hälfte aus Werbesendungen“, sagt Hugo Gimber, Sprecher der Deutschen Post. Insgesamt seien in dem Jahr rund 19,3 Milliarden Sendungen befördert worden. Die Werbung ist inzwischen wichtigster Inhalt der Postsendungen. Trotz dem erheblichen Anteil sinken jedes Jahr die Einnahmen der Post. Hugo Gimber kann einen klaren Trend erkennen: „Pro Jahr hat die Menge der transportierten Briefe um zwei bis drei Prozent abgenommen.“ Inzwischen sind andere Formen der Kommunikation beliebter. Eine Email ist leichter geschrieben als ein Brief. Und Brieffreundschaften sind durch Chats abgelöst worden. Das zeigt sich auch an der Menge der öffentlichen Briefkästen. Online kann man sich inzwischen einen Überblick über die Briefkästen in Stuttgart verschaffen. In einem Kilometer Umkreis um den Wilhelmsplatz Bad Cannstatt sind 23 der gelben Kästen zu finden. Vor dem Jahr 2003 waren es jedoch bedeutend mehr. Denn das war das Jahr, in dem die Deutsche Post drastische Maßnahmen ergriffen und in Stuttgart die Hälfte der öffentlichen Briefkästen abgeschafft hat. So wurde ihre Menge von insgesamt 600 auf knapp 380 reduziert. Davor blieb die Anzahl der Briefkästen über Jahrzehnte unverändert.

Bevor die Briefe von den Mitarbeitern in die Stuttgarter Haushalte gebracht werden, landen sie zunächst im Briefzentrum in Waiblingen. Bis zu 4,5 Millionen Sendungen können dort am Tag durchkommen. Von dort werden die Briefe für Stuttgart vorsortiert. Um den Brief auch weiterhin am Leben zu erhalten, gibt es regelmäßige Aktionen. So ist am 7. Februar der offizielle Schick-einem-Freund-eine-Karte-Tag. Wenn heutzutage noch Briefe geschrieben werden, sei es laut Hugo Gimber ohnehin so, dass diese in besonderen Formen verpackt seien. Besonderes Briefpapier und gepolsterte Briefumschläge sollen den Wert der persönlichen Geste besonders hervorheben. Gerade die Zeit vor Weihnachten gebe Vielen ein Anlass dazu. Auch die Ansichtskarte aus dem Urlaub bleibe weiterhin im Trend.

Auch wenn die Zahl der Briefkästen im öffentlichen Raum abgenommen hat, gibt es klare Vorschriften, wie viele es von ihnen geben soll. In zusammenhängend bebauten Wohngebieten darf in der Regel nicht mehr als 1000 Meter zurückgelegt werden. Die Standorte der rund 3000 Packstationen und rund 1000 Paketboxen sowie die Standorte der Briefkästen und deren Leerungszeiten sind online abrufbar. Ebenfalls wirbt die Post mit einem Filmwettbewerb darum, warum Briefe eine gute Variante der Kommunikation ist.

Rund 61 Millionen Briefe werden pro Werktag in Deutschland ausgeliefert. 14 Prozent davon werden von Privatpersonen verschickt. 6 Prozent gehen von Privatkunde zu Privatkunde und 8 Prozent von Privatkunde zu gewerblichem Privatkunde. 86 Prozent der Briefe werden von Geschäftskunden verschickt und 55 Prozent von Geschäftskunde zu Privatkunde und 31 Prozent von Geschäftskunde zu Geschäftskunde. Konstant bleiben ebenfalls Sendungen, die zwingend per Brief gesendet werden müssen. „Es gibt nach wie vor viele Unterlagen und Informationen, die körperlich übermittelt werden, sei es, weil es entsprechende Vorschriften gibt, wie Kündigungen, Verträge und Anträge“, sagt Gimber.