Trotz Verbots, viele Autofahrer fahren im Berufsverkehr durch den Zuckerleweg. Foto: Nagel Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Die Gemeinderatsfraktion der Grünen sieht die Möglichkeit, mit automatisch versenkbaren Pollern den Schleichverkehr, der auf vielen Anliegerstraßen in den vergangenen Jahren drastisch zugenommen hat, zu unterbinden. Die Verwaltung soll prüfen, in welchen Straßen das Installieren von solchen Durchfahrtssperren möglich wäre und was das kostet.

Schleichverkehr durch Wohngebiet ist in den vergangenen Jahren eine regelrechte Plage geworden; und zwar flächendeckend in der Landeshauptstadt. Ob in Zuffenhausen, Vaihingen, Mühlhausen, in den Oberen und Unteren Neckarvororten, viele Anwohner stöhnen vor allem im Berufsverkehr unter den vielen Autos, die täglich an ihrer Haustür vorbeidüsen, weil die Hauptzufahrtsstraßen verstopft sind.

Dass es in Bad Cannstatt ebenfalls solche Schleichwege gibt, ist bekannt. Gerne biegen Autofahrer, die von Fellbach kommend auf der Schmidener Straße in die Altstadt wollen, im Berufsverkehr am Kleinen Ostring ab, düsen durch die Sommerrainstraße und umfahren so das Stop-and-Go auf der Schmidener Straße. Legaler Schleichverkehr wohlgemerkt, wie übrigens auch der im Wohngebiet Espan, der sich seit der Eröffnung der Radspur auf der Alten B 14 dort ausgebreitet hat. Mit einer Pförtnerampel sowie Durchfahrts- und Einfahrtsverboten will die Stadt hier ein Maßnahmenpaket gegen Schleicher schnüren.

Ob‘s etwas bringt? Denn Schleicher machen auch nicht vor Anliegerstraße halt. Bestes Beispiel ist hier der Zuckerleweg, der gerne benützt wird, um das Chaos auf der Schmidener Straße zu vermeiden. Um das Anliegerschild kümmert sich niemand, da die Kontrollen durch die Polizei, vor einigen Wochen fand wieder einmal eine statt, nur sporadisch ausfallen. Damals wurden binnen 90 Minuten fast 40 Autofahrer zur Kasse gebeten, da sie nachweislich im Zuckerleweg nichts zu suchen hatten. Vor sechs Jahren bereits wollte die Verwaltung den Schleichverkehr mit Pollern unterbinden, fand jedoch im Bezirksbeirat Bad Cannstatt keine Mehrheit.

Ähnlich ist die Situation in der Badstraße. Mit einer Verkehrsinsel am Bunker (gab es schon einmal bis 2002) sollen jetzt die Schleicher aus der Anliegerstraße vertrieben werden. Allerdings erst nachdem die Stuttgarter Straßenbahnen sich massiv beschwert hatten, da sowohl Bus wie Bahn durch die langen Rückstaus, den die Schleicher verursachen, behindert werden.

Nun ist ja nicht so, dass die Stadt die Hände in den Schoß legt und gar nichts gegen den zunehmenden Schleichverkehr unternimmt. Allerdings, so die Grünen, setzt die Verwaltung dabei auf die falschen Pferde wie etwa die Komplettsperrung der Straße durch Poller oder Schranken. Denn diese Maßnahmen haben natürlich auch negative Konsequenzen für die Anwohner, die lange Umwege in Kauf nehmen müssen, um zu ihrem Grundstück zu gelangen. „Moderne und selektiv wirkende Durchfahrtssperren, die mit Erfolg in andere Städte gegen Schleicher installiert wurden, werden den Bürgern in Stuttgart vorenthalten“, so die Kritik.

Deren Prinzip sei „anliegerfreundlich“, da die Poller per Fernbedienungen heruntergefahren werden können. Nachdem das Auto den Poller passiert hat, geht dieser automatisch wieder in die Höhe. Passieren kann nichts, steht ein Fahrzeug auf dem Poller, bleibt er versenkt und kann in keinem Fall nach oben fahren. „Natürlich haben die Polizei und Rettungsfahrzeuge eine Universalfernbedienung, die bei allen Durchfahrtssperren in Stuttgart einsetzbar sind“, so die grünen in ihrem Antrag. Die Berechtigung für eine Fernbedienung erhalten Anwohner und Anlieger auf Antrag gegen eine einmalige oder jährliche Gebühr. Im Vergleich zum Bearbeitungsaufwand beim Parkraummanagement dürfte die Zahl der Antragsberechtigten, so die Grünen, gering sein.

Die Stadt soll jetzt prüfen, was solche Poller kosten (Anschaffung, Verwaltung und Wartung) und wo sie installiert werden können. Die Antragssteller können sich unter anderem die Verbindung zwischen Rohracker und Sillebuch, die Hofener Straße, den Wangener Höhenweg sowie den Zuckerleweg vorstellen. Gegebenenfalls sollen bereits Gelder für den Haushaltsentwurf 2018/19 bereitgestellt werden.