Der Test mit einer Zwei-Euro-Münze bringt es an den Tag: Nur wenn der vier Millimeter breite silbrige Münzrand vollständig in der Profilrille versinkt, kann er seine volle Bremskraft entfalten. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

(uli) - Wenn die Temperaturen unter sieben Grad sinken, ist es für Autofahrer an der Zeit, auf Winterreifen umzusteigen. Denn was viele nicht wissen: Bereits bei diesem Wert steigt das Unfallrisiko laut Experten um das Sechsfache. Doch beim Kauf der Pneus gilt es genauso viel zu beachten, wie bei der Montage und Lagerung. Wir haben das Wichtigste zum Thema Winterreifen zusammengetragen und geben Antworten auf die häufigsten Fragen.

Warum überhaupt Winterreifen?

„In meiner Region schneit es fast nie“ oder „Ich fahre nur kurze Strecken - meist in der Stadt“. Klar, dass man unter diesen Gesichtspunkten überlegt, ob die Investition von einigen hundert Euro in einen Satz Winterräder wirklich sein muss. Wissen sollte man laut ADAC: „Sommer“-Gummimischungen verhärten bereits bei niedrigen Plus-Graden, womit sich die Haftung auf der Straße spürbar reduzieren kann. Winter-Typen bleiben weich und verfügen zudem über ein spezielles Lamellen-Profil, das auf Schnee und Eis besonders gut greift.

Was besagt die sogenannte Winterreifen-Verordnung?

Die am 4. Dezember 2010 in Kraft getretene Verordnung bedeutet eine Konkretisierung der bereits seit 2006 bestehenden Rechtslage. Eine ausdrückliche Pflicht zur Winterbereifung gilt laut ADAC nun für denjenigen, der mit dem Auto bei „Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte auf der Fahrbahn“ unterwegs ist - verbindlich übrigens auch für im Ausland zugelassene Kraftfahrzeuge. Generell gefordert werden Winterreifen auch mit der neuen Rechtslage nicht. Nur wer bei „Eis, Schneematsch…“ mit Sommerreifen unterwegs ist, riskiert ein Bußgeld - damit ist die bisherige Rechtsunsicherheit aufgehoben. Wer Fahrten bei „Eis, Schneematsch…“ zuverlässig vermeiden kann, kann auch weiterhin im Winter mit Sommerreifen fahren.

Wie hoch ist das Bußgeld?

Wer gegen die Verordnung verstößt, muss mit einem Bußgeld in Höhe von 40 Euro und einem Punkt in Flensburg rechnen. Bei einer Behinderung des Verkehrs infolge falscher Bereifung bei winterlichen Wetterverhältnissen erhöht sich das Bußgeld auf 80 Euro und einen Punkt.

Gibt es einen festen Zeitraum für die Winterreifenverordnung?

Nein. Ein Zeitraum wie zum Beispiel von Oktober bis Ostern ist nicht vorgeschrieben, wird von Sicherheitsexperten aber empfohlen.

Reichen Ganzjahresreifen?

Reifen mit M+S-Kennung erfüllen die Anforderungen der Winterreifen-Verordnung. Der ADAC empfiehlt, Reifen mit M+S- und Schneeflockensymbol. Auch Ganzjahresreifen mit dieser Kennzeichnung erfüllen die Anforderung.

Welche Aussagekraft hat die sogenannte M+S Markierung?

Die M+S Markierung sagt kaum etwas über die Wintereigenschaften aus. Es gibt leider so gut wie keine Kriterien für diese traditionelle Bezeichnung. Aus diesem Grund findet sie sich teilweise auch auf Sommerreifen wieder. „Die Eignung für Eis und Schnee erkennt man am besten am Schneeflockensymbol“, sagt Reifenexperte Michael Staude vom Tüv Süd. Ist dieses Zeichen mit einem stilisierten Gebirgsmassiv in das Gummi vulkanisiert, hat der Reifen in einem festgelegten Testverfahren eine entsprechende Winterperformance nachgewiesen.

Sind die alten Winterreifen noch in Ordnung und wie kann ich das selbst überprüfen?

Nur drei Prozent der Autofahrer wissen, dass in Deutschland auch bei Winterreifen 1,6 Millimeter Profil genügen würden. Glücklicherweise setzen die meisten keine Reifen mehr im Winter ein, wenn sie weniger als drei bis vier Millimeter tiefe Einschnitte aufweisen. Aus gutem Grund. „Denn bei Schnee verlängert sich der Bremsweg eines auf vier Millimeter abgefahrenen Winterreifens um rund zehn Prozent gegenüber dem Neuzustand mit acht Millimeter Profil“, sagt der Tüv-Experte.

Sind im Winter schmale Reifen besser als breite?

Bei Winterreifen greifen die Käufer gern zu schmaleren Dimensionen. Denen werden bessere Wintereigenschaften nachgesagt. „Das ist ein alter Hut“, sagt der Experte von Tüv Süd. Bei Schnee brächten breitere Reifen sogar leichte Vorteile. Auch niedrigere Geschwindigkeitsklassen bringen nicht generell mehr Grip bei Eis und Schnee. „Markenreifen mit der Kennzeichnung H für 210 oder V für 240 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit zeigen so gut wie keine Nachteile zu jenen mit der T-Kennzeichnung für 190 Stundenkilometer“, so der Reifenexperte.

Wintercheck fürs Auto

Frostschutzmittel einfüllen

Sowohl die Scheibenwaschflüssigkeit, als auch die Kühlflüssigkeit sollten mit Frostschutz versehen werden. In unseren Breitengrad reicht ein Frostschutzmittel, das Kälte bis minus 25 Grad trotzt.

Scheibenwischer überprüfen

Weisen die Wischerblätter schon kleine Risse auf, sollten sie ausgetauscht werden. So verhindern Sie, dass die Scheiben beim Wischen verschmiert werden.

Scheiben reinigen

Die Scheiben sollten innen gut geputzt werden, damit sie nicht so schnell beschlagen.

Lichter überprüfen

Lassen Sie sämtliche Leuchten am besten in der Werkstatt überprüfen. Außerdem sollten Sie darauf achten, die Scheinwerfer sauber zu halten. Schon nach einer halben Stunde Fahrt auf verunreinigten Straßen verlieren Scheinwerfer bis zu 60 Prozent ihrer Leuchtkraft. Vor allem im Winter gilt: Sehen und gesehen werden.

Türschlösser schützen

Vorsorglich sollten Türschlösser mit Grafitspray behandelt werden. Im Gegensatz zu herkömmlichem Öl wird Grafit bei Kälte nicht dickflüssig und verharzt nicht.

Schäden ausbessern

Salz und andere Auftaumittel auf den Straßen setzen dem Auto ordentlich zu. Lassen Sie am besten den Unterbodenschutz in der Werkstatt checken. Auch Lackschäden sollten ausgebessert werden. Fängt der Rost an zu nagen, kann es teuer werden. Um den Lack zu schützen empfiehlt sich auch eine Abdeckhaube für Ihr Auto, falls Sie nicht über eine Garage verfügen.

Motoröl nachfüllen

Bei extremer Kälte sollte man von Sommer- auf Winteröl umsteigen, damit der Motor auch bei eisigen Temperaturen nicht zu stottern beginnt.

Autobatterie checken

Ist die Batterie schon mehr als fünf Jahre alt, sollte ihre Leistungsfähigkeit in einer Werkstatt überprüft werden. Dann werden Sie nicht böse überrascht, wenn Ihr Auto nach dem ersten Frost nicht mehr anspringt. Defekte oder entladene Batterien sind im Winter die häufigste Pannenursache.

Türdichtungen schützen

Damit Türen nicht zufrieren, sollten Sie die Dichtungen mit einem Fettstift, Glyzerin, Silikon, Talkum oder Hirschtalg behandeln. Außerdem verlängert dies die Lebensdauer der Türdichtungen.