Gleich beide Altkleidercontainer wurden Anfang der Woche in der Hofener Straße aufgebrochen und ein sichtbares Chaos hinterlassen. Quelle: Unbekannt

„Altkleider und Schuhe“ prangt in großen Lettern auf dem Altkleidercontainer in der Normannstraße. Dass kein Name einer Institution darauf zu erkennen ist, ist kein Zufall, denn der Container steht dort illegal. Organisierte Banden stellen diese deutschlandweit auf und machen anschließend Profit aus dem Verkauf des Inhalts. Auch aufgebrochene Sammelbehälter sind ein großes Problem.

Von Erdem Gökalp

Anfang der Woche sorgte ein Altkleidercontainer der Malteser auf einem Supermarkt-Parklatz in der Hofener Straße für Aufsehen erregen. Unbekannte Täter haben ihn aufgebrochen und geplündert - und einzelne Schuhe, Müll, Bettlaken und einen Berg von Textilien davor zurückgelassen. Von den Tätern fehlt bisher jede Spur. Klaus Weber, Landesgeschäftsführer der Malteser in Stuttgart, berichtet, dass vor allem Altkleidercontainer in bestimmten „Problemgebieten“ von solchen Aktionen betroffen sind. Vereinzelt würden sie auch in Brand gesetzt. Dass versucht werde, den Inhalt zu stehlen, wenn sie überfüllt sind, sei keine Seltenheit. Daher werde ein Container in der Regel drei Mal pro Woche geleert.

Ein viel größeres Problem für die etablierten Hilfsorganisationen sind jedoch die ohne Genehmigung aufgestellten Sammelbehälter. „Eine Zeit lang gab es 170 illegale Altkleidercontainer in Stuttgart. Mit den Maßnahmen, die wir dagegen ergriffen haben, konnten wir die Zahl reduzieren“, sagt eine Sprecherin des Amtes für öffentliche Ordnung. Die legalen Betreiber zahlen eine jährliche Gebühr von 298 Euro und lassen den Erlös aus den Altkleidern einem guten Zwecke zukommen. Die illegalen Aufsteller hingegen zahlen keine Gebühr und erwecken meist den falschen Eindruck, dass die Altkleider für einen guten Zweck bestimmt seien. Den Profit aber sacken sie selbst ein. Auf einem Container in der Normannstraße ist neben einem spärlichen Aufdruck die Nummer einer Service-Hotline abgebildet. Wer die Nummer anruft, wartet vergeblich auf einen Ansprechpartner. Außer einem Freiton gibt die Leitung nichts her.

Auch wenn die ermittelnden Behörden bei der Tätersuche schon Erfolge erzielt haben, ist die Jagd auf Altkleider-Banden kein einfaches Unterfangen. Denn idealerweise müssen die Diebe auf frischer Tat ertappt werden, damit man ihnen die Straftat zweifelsfrei nachweisen kann. Oft aber schlagen die Täter nachts zu. „Unser wichtigstes Hilfsmittel sind Zeugen. Wachsame Bürger können uns einen großen Dienst leisten bei der Bekämpfung illegaler Container“, so die Sprecherin der Straßenverkehrsbehörde.

Wachsame Bürger wie der 74-jährige Wolfgang Plieninger aus Bad Cannstatt. „Ich habe schon einige Male aus meinem Fenster gesehen, wie der Container in der Normannstraße geleert wurde“, erzählt der Rentner. Er habe beobachtet, wie Personen immer mit unterschiedlichen Fahrzeugen zum Entleeren angefahren sind. Anschließend hat Plieninger Meldung bei der Polizei gemacht. Bei einer ihrer Aktionen hätten die Beamten dann eine Kontrolle durchgeführt. Die Konsequenz: Die Stadt lässt den illegal aufgestellten Container nun entfernen.

In einen Sammelbehälter passen insgesamt 200 Kilogramm Altkleider. Von dem Inhalt werden nach Auskunft der Malteser 85 Prozent recycelt. Jedoch werden nur etwa 40 Prozent erneut als Kleidung weitergenutzt. Die restlichen 45 Prozent werden entweder zu Putzlappen oder zu Dämmmaterial in der Industrie weiterverarbeitet. Die tragbaren Kleider werden in der Regel an Second-Hand-Geschäfte weiterverkauft. Der Erlös kommt einem guten Zweck zugute.

Neben Kleidern wird in den Containern manchmal auch Hausmüll entsorgt, ab und an jedoch gibt es auch einen „Schatz in der Truhe“: Neben Geldbeuteln, die versehentlich hineingeworfen wurden, tauchen immer wieder mal andere Wertsachen darin auf. Weber: „Vor zweieinhalb Jahren hat eine ältere Dame aus Versehen eine große Menge an Goldschmuck mit in den Container geworfen“. Das Gold konnte glücklicherweise von den Angestellten gefunden und zurückgegeben werden.