Etwa 30 Prozent der Bevölkerung ist kurzsichtig. In den letzten Jahren sind immer mehr Kinder auf Brillen angewiesen. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Smartphones, Tablets und Computer werden von immer jüngeren Menschen benutzt. Mit dem technischen Fortschritt steigen gleichzeitig die Belastungen für das Auge. Forschungen zeigen inzwischen, dass die Kurzsichtigkeit unter Kinder in den letzten Jahren rasant angestiegen ist. Laut einer australischen Studie wird bis zum Jahr 2050 knapp die Hälfte der Weltbevölkerung kurzsichtig sein.

Von Erdem Gökalp

Die Augen gelten als Spiegel zur Seele. Darüber hinaus sagen sie viel über die Angewohnheiten eines Menschen aus: Durch das Tragen einer Brille zum Beispiel. „Die Kurzsichtigkeit hat vor allem in Ländern mit hoher Bildung zugenommen“, sagt Dieter Friedburg vom Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA). Studien belegen den Zuwachs an Brillenträgern unter Kindern. So wurden beispielsweise Untersuchungen an 11-bis 13-jährigen Kindern in Skandinavien gemacht über einen Zeitraum von 30 Jahren bis Ende der Neunziger. Das Ergebnis: ein Zuwachs der Kurzsichtigkeit um 50 Prozent. „Auch gibt es Studien, die zeigen, dass Ostasiaten eine höhere Chance auf Kurzsichtigkeit haben“, so Friedburg. Die grundlegende Frage stelle sich jedoch, wie sehr die Smartphones den Augen wirklich schaden. „Vermutlich gehört zusätzlich eine genetische Anfälligkeit als Grundvoraussetzung dazu“, sagt Friedburg. Wichtig sei, dass Kinder zusätzlich zu der Belastung für die Augen, Spiel und Sport im Freien betreiben. Das führe zur Entlastung für die Augen.

Die Zahl der Kurzsichtigen wächst stetig an. Vor 15 Jahren waren es 1,4 Milliarden Menschen auf der Welt und bis zum Jahr 2050 soll die Zahl auf knapp 4,1 Milliarden steigen, laut einer Studie des Brien Holden Vision Institut, der South Wales Australia Universität und des Eye Research Institute in Singapur.

Kurzsichtigkeit entsteht dadurch, dass der Augapfel zu lange wächst. Denn die einfallenden Lichtstrahlen treffen sich dadurch nicht auf der Netzhaut. Starke Belastungen und sogenannter visueller Stress können dies herbeiführen. Besonders anfällig für Belastungen ist das Auge, wenn es sich noch im Wachstum befindet bis ins 15. Lebensjahr. Auch wenn der Einfluss von modernen technischen Geräten und Bildschirmen das Sehvermögen verschlechtern können, ist das Smartphon unverzichtbar geworden. Auch Kinder benutzen die Geräte nicht nur für Spiele sondern auch immer öfter zu Recherchezwecken. Beispielsweise benutzen 98 Prozent der Schüler in Deutschland Informations- und Kommunikationstechnologien oder Tablets zur Recherche.

Laut einer Statistik des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahre 2016 greifen von den Zehn- bis Fünfzehnjährigen insgesamt 83 Prozent auf die Technologien auch in privaten Haushalten zu. 89 Prozent von ihnen nutzen als Endgerät Mobiltelefon oder Tablet, 83 Prozent jeden Tag. Auch wenn 63 Prozent von ihnen das Internet für soziale Netzwerke wie Facebook nutzen, verwenden es 57 Prozent von ihnen dennoch auf der Suche nach Informationen, Waren und Dienstleistungen.

Auch am Arbeitsplatz setzt man seinen Augen visuellem Stress aus. Bis zu 30 000 Mal wechselt das Auge zwischen Computerbildschirm, Tastatur und Dokumenten. Und jedes Mal muss das Auge dabei neu fokussieren, bis es scharf sieht und neu an Helligkeit und Kontraste angepasst ist. Auch ein hohes Maß an Konzentration und eine starre Körperhaltung können sich negativ auf die Sehfähigkeit auswirken. Oft sind die Folgen von stundenlangem Arbeiten zudem Migräne, Ermüden und ein Druck auf der Stirn.