Auf der Mühlgrünseite hat der Neckar-Käpt‘n bereits Anlegemöglichkeiten, die gegenüberliegende Rillingmauer kommt für Wolfgang Thie allerdings überhaupt nicht in Frage. Fotos: Nagel Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Die Stadtverwaltung will die umstrittene Mitteilungsvorlage für den Ideenwettbewerb Neckarknie „entschlacken“ und so mehr Spielraum den potenziellen Teilnehmern geben. Bis auf die Grünen, die lobende Worte fanden, wurde das Papier auch im Bezirksbeirat Bad Cannstatt zerpflückt. Auch Neckar-Käpt‘n Wolfgang Thie übt gestern Kritik: „Die Rillingmauer als Anlegestelle für meine Flotte kommt nicht in Frage.“

Wie berichtet, will die Stadtverwaltung in den kommenden Monaten einen Ideenwettbewerb für die Umgestaltung des Neckarknies auf den Weg bringen. „Insgesamt eine sehr große Fläche“, sagte Wolfgang Maier, Landschaftsplaner beim Stadtplanungsamt, weshalb das knapp zehn Hektar große Gebiet zwischen König-Karls-Brücke und Mühlsteg für den Wettbewerb in vier Abschnitte unterteilt wurde. Dass die Vorgaben in der fast 50 Seiten starken Vorlage für die potenziellen Teilnehmer zu eng gefasst und deshalb von fast allen Fraktionen im Technikausschuss harsch kritisiert wurden, wollte Wolfgang Maier nicht unkommentiert im Raum stehen lassen. „Exakte und ausführlich beschriebenen Rahmenbedingungen sind nötig“, so der Landschaftsplaner. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass Architekten munter ihre Visionen basteln, die bar jeder Realisierungschance sind. „Mit Hirngespinsten als Wettbewerbsergebnis können wir nicht weiter arbeiten“, so Maier.

Für die Cannstatter Grünen, die wie ihre Rathauskollegen die Vorlage lobten, ist deren Ausführlichkeit auch kein Problem. Im Gegenteil: „Gute Ideen, die bereits vorhanden sind, müssen wir sogar zwingend in den Wettbewerb einfließen lassen“, sagte Peter Mielert. Doch Roland Schmid (CDU) und Michael Reisser (SPD) bewerteten das Papier angesichts der Bedeutsamkeit für die Bürger unterm Strich als Armutszeugnis, das wenig Spielraum für Ideen und Visionen biete.

Da man sich einig war, dass die Stadt bei der Umgestaltung des Neckarknies vorankommen muss, soll die Vorlage überarbeitet, abgespeckt und einige Punkte - etwa die alte Eisenbahn- und die Wilhelmsbrücke - so formuliert werden, dass die Teilnehmer möglichst viel Freiraum für ihre eigenen Ideen haben. Die vielleicht härteste Nuss, die es dabei für die Architekten zu knacken gilt, dürfte die Rillingmauer sein. „Sie gehört der Stadt und ist in keinem guten Zustand“, so Maier.

Allerdings kann das Mauerwerk mit vorgehängten schwimmenden Plattformen attraktiver gestaltet und vor allem als Schiffsanlegestelle - wenn auch mit großem Aufwand - genutzt werden. Zum Beispiel vom Theaterschiff oder von der Flotte des Neckar-Käpt‘ns. Für Wolfgang Thie, der seine Platzproblematik durch die Schleusenerweiterung kennt, ist die Rillingmauer jedoch kein Thema: „Wir wollen unsere angestammten Anlegestellen nicht verlassen.“ Er sei schon etwas erstaunt über den städtischen Vorschlag, denn darüber haben niemand mit ihm gesprochen. „Schon von der Logistik her keine Alternative“, so Thie. Er benötige nicht nur Platz für Reisebusse, sondern auch eine Aufenthaltsfläche für bis zu 500 Passagiere. Die sei zudem bereits in Zusammenarbeit mit der Wilhelma in Arbeit. Dabei handle es sich um einen überdachten Wartebereich mit Infotafeln, der zwischen beiden Einrichtungen stehen soll.

Dass die Schleusenverlängerung und die neue Eisenbahnbrücke Einfluss auf seine Anlegeplätze habe, sei ihm klar. „Es ist jedoch immer noch genügend Raum für den Großteil meiner Schiffe vorhanden“, sagt Thie, der bekanntermaßen auch beim Mühlgrün zwei Anlegemöglichkeiten hat. Zumindest auf dem Papier: Grünes Licht vom Wasser- und Schifffahrtsamt gab‘s zügig, einzig, was fehlt, ist die passagierrechtliche Genehmigung von der Stadt. Und das dauert schon Monate. „Durch den Bau des Rosensteintunnels und der neuen Brücke müssen wir seit zwei Jahren einen Passagierrückgang von fast 20 Prozent verkraften“, so der Neckar-Käpt‘n. Das habe sogar zum Verkauf eines Schiffes und zu Entlassungen von Mitarbeitern geführt. Doch ohne städtische Genehmigung darf beim Mühlgrün kein Passagier ein- oder aussteigen. Und so lange kann das finanzielle Loch, dass die fehlende Laufkundschaft hinterlassen hat, auch nicht gestopft werden.