Von Thomas Staiber

Stuttgart - Das Zauberwort heißt: Das Kollektiv ist wichtiger als der Einzelne. Die Musik der vier Schweden von Tonbruket funktioniert wie ein Organismus, das Team ist der Star. Obwohl sie Dan Berglund in ihren Reihen haben, den Kontrabassisten des höchst erfolgreichen Trios von Esbjörn Svensson, kurz e.s.t. Diser verunglückte 2008 bei einem Tauchgang vor den Augen seines damals 14-jährigen Sohns tödlich. Ein Schock für die ganze Welt des Jazz, eine Tragödie für die Familie und die beiden Partner Magnus Öström und Dan Berglund. Der gründete 2009 das Quartett Tonbruket, zu Deutsch Klangwerk. Das Leben geht weiter, The Beat Goes On.

Im mehrfach ausgezeichneten Live-Club Bix öffnet Tonbruket dem Jazz Fenster und Türen: hinaus in idyllische Folklore-Landschaft von Schweden und Italien, hinunter in den dröhnenden Maschinenraum des Progressive Rock, hin zur psychedelischen Elektronik der 70er-Jahre, zu Klängen, die an Yes und an Pink Floyd denken lassen. Die Interaktionen der Musiker sind perfekt auf einander abgestimmt. Keiner scheint ein Solo zu spielen, während es in Wirklichkeit alle zugleich tun. Martin Hederos irrlichtert als elektronischer Steuermann zwischen Flügel, Violine und Keyboard. Seine melodiösen Riffs vervielfältigt Johan Lindström mit der E-Gitarre, der halbakustischen und im Sitzen mit dem Pedal Steel. Während seine Zupfhand die Saiten anreißt, gleitet ein Stab, der so genannte Slide Bar, darüber und erzeugt schwebende Klangwolken. Für einen stark pochenden Puls sorgt Schlagzeuger Andreas Werliin, während Dan Berglund stoisch mit warmen tiefen Tönen den Rhythmus nachhaltig anschiebt. Er ist auch ein Meister des Spiels mit dem Bogen. Mal gleitet die Musik sanft dahin, um gleich darauf auf harmonische und rhythmische Widerstände zu stoßen, die Gegenläufigkeiten und Verwirbelungen erzeugen. Dann wird der Klangraum extrem verdichtet, und es geht laut und heftig zur Sache.

Von Anfang an entsteht eine beträchtliche Sogwirkung, die die Musik mit sich reißt und das Publikum begeistert applaudieren lässt. Mit zwei langen Zugaben dankt es ihm Tonbruket, die heiße Band aus dem kühlen Norden.