Stuttgart (mez) - Wie bereits in den vergangenen Jahren gab die Stuttgarter Oper ihren neuen Spielplan lange vor der großen Pressekonferenz aller Staatstheater-Sparten bekannt - diesmal bei der Premiere von Händels „Ariodante“ (siehe Besprechung links). Die nächste Saison 2017/18 steht dabei in einem besonderen Zeichen: Sie ist die letzte des erfolgreichen Intendanten Jossi Wieler, in dessen Ära das Stuttgarts Musiktheater 2016 zum Opernhaus des Jahres gewählt wurde.

In seiner Abschiedssaison inszeniert Wieler zusammen mit seinem Regiepartner Sergio Morabito Donizettis „Don Pasquale“. Dirigent ist, wie bei Händels „Ariodante“, Giuliano Carella, Premiere Ende März 2018. Als Finale nimmt sich das Regieduo Wieler/Morabito eine Uraufführung vor: Toshio Hosokawas „Erdbeben in Chili“ nach der gleichnamigen, von Marcel Beyer dramatisierten Novelle von Kleist (Premiere: Anfang Juli 2018). Die musikalische Leitung hat der ebenfalls im kommenden Jahr scheidende Generalmusikdirektor Sylvain Cambreling.

Bereits vor der Vorab-Information bekannt war die Eröffnungspremiere der nächsten Spielzeit Ende Oktober mit Engelbert Humperdincks „Hänsel und Gretel“, inszeniert von Kirill Serebrennikov. Der russische Regisseur machte in Stuttgart mit der „Salome“ Furore, Hänsel und Gretel will er als afrikanische Kinder in den deutschen Wald schicken. Filmprojekte unter anderem in Ruanda begleiten die Produktion. Anfang Dezember folgt Cherubinis „Medea“ in einer deutschsprachigen Version des französischen Originals mit seinen gesprochenen Dialogen. Regie führt Peter Konwitschny.

Breth inszeniert Parabel-Stücke

In einer Koproduktion mit der Brüsseler Oper inszeniert Andrea Breth eine Koppelung von Dallapiccolas „Der Gefangene“ und Wolfgang Rihms „Das Gehege“ nach der Schlussszene aus „Schlusschor“ von Botho Strauss (Premiere: Ende April 2018). Erstmals wird das Parabelstück des italienischen Komponisten kombiniert mit dem Werk Rihms, dessen literarische Vorlage im Zeichen der deutschen Wiedervereinigung entstand und die tiermörderisch scheiterende Befreiung eines (Bundes-)Adlers aus dem Zoo in ebenfalls parabelhafter Symbolik schildert.

Neben diesen fünf Neuinszenierungen stehen sechs Wiederaufnahmen auf dem Plan (darunter Herbert Wernickes „Actus Tragicus“ nach Bach-Kantaten). Insgesamt sind 23 Opernproduktionen im Repertoire der kommenden Spielzeit.

An der Jungen Oper hat im April 2018 Marius Felix Langes „Krieg - Stell dir vor, er wäre hier“ nach dem Buch von Janne Teller Premiere: ein Versuch, sich das Grauen im eigenen Nahraum zu vergegenwärtigen. Im Juni 2018 folgt „on_the_line“, ein interaktives Projekt zur digitalen Lebenswelt.