„Bilder einer Ausstellung“ getanzt von Norbert Graf, Ayman Harper und Ivan Liska. Foto: Charles Tandy Quelle: Unbekannt

Von Angela Reinhardt

Ludwigsburg - Gleich zweimal steht Joseph Beuys im verknitterten Anzug und mit Hut auf der Bühne, dazwischen tollt eine weiß ausgepolsterte Nackte herum, die mächtig an Picasso erinnert. Das Bayerische Staatsballett II (BSB II) gastiert im Ludwigsburger Forum und tanzt eine originelle kleine Parade moderner Kunst. Vor sechs Jahren traten die Münchner als erste deutsche Juniorenkompanie auf den Plan, noch vor John Neumeiers groß aufgezogenem (und wesentlich kleiner besetztem) Bundesjugendballett in Hamburg. Gegründet wurde das BSB II nach dem berühmten Vorbild des Nederlands Dans Theater 2, um Tänzer zwischen 17 und 21 Jahren auf das harte Leben in den großen Kompanien vorzubereiten, vor allem durch die Arbeit mit Choreografen.

Gleich drei von denen - Norbert Graf, Ayman Harper und Ivan Liska - regen in „Bilder einer Ausstellung“ zum großen Mitraten an: Wer erkennt Magritte, Jeff Koons, Roy Lichtenstein oder - das war leicht - das berühmte Yves-Klein-Blau? In manchen der schrägen Miniaturen schlägt sich der Malstil im Tanz nieder, beim linear-abstrakten Piet Mondrian etwa oder in einem trippelnden Pointillismus à la Georges Seurat.

Speziell kreierte Choreografien

Andere paradieren mit ihren fantasievollen Kostümen einfach als kleine, ironische Museums-Revue vorbei. Mussorgskys berühmter Klavierzyklus erklingt dazu in den verschiedensten Arrangements von Marimba über piepsend-elektronisch bis zu Emerson, Lake & Palmer - „Nur die Älteren unter Ihnen werden die noch kennen“, bemerkte Direktor Ivan Liska mit feinem Lächeln.

Der ehemalige Ballettdirektor am Münchner Nationaltheater kümmert sich jetzt um den Nachwuchs, das BSB II ist eine Kooperation des Bayerischen Staatsballetts mit der Ballettakademie der Münchner Musikhochschule und der Heinz-Bosl-Stiftung zur Förderung junger Tanztalente. Drei der Choreografien des Abends wurden speziell für die Junioren kreiert, so etwa das fließende, aber im Schrittmaterial arg gefällig bleibende „Three Loves“ von Maria Barrios. Wesentlich einfallsreicher trumpfte Davide Bombana mit „Polychrome Dances“ auf, indem er den scheinbaren Gegensatz zwischen der emotionalen Musik von Leos Janacek und einer modern inspirierten, dynamisch-abstrakten Neoklassik erkundete.

Zum Abschluss gab es das schöne Erstlingswerk von Nacho Duato, inzwischen umstrittener Ballettdirektor am Berliner Staatsballett. Sein „Jardi Tancat“ von 1983, barfuß getanzt zu katalanischen Liedern, zeigt die einstigen Qualitäten des heute oft als ausgebrannt markierten Spaniers: intensive Duos, ein fließendes, von tiefer Melancholie geprägtes Idiom. Ein Tanz randvoll von Gedanken und Gefühlen, in dem die bayerischen Junioren doch noch die innere Spannung fanden, die ihnen anfangs ein wenig gefehlt hatte.

Weitere Aufführungen: Samstag und Sonntag.

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