Mihael Hrustelj (vorn) zeigte sich musikalisch versiert, wobei Dejan Hudoklin gegen Ende zeigen durfte, dass er ihm in nichts nachsteht. Foto: Rudel Quelle: Unbekannt

Von Udo Klinner

Sie waren im Oktober 2014 zum Auftakt des Euromusic-Festivals mit Musikern aus den Esslinger Partnerstädten zusammen mit den Tentetts aus Vienne die große Überraschung. Seither hat sich das Mihael Hrustelj Trio aus dem slowenischen Velenje entscheidend weiterentwickelt - nicht zuletzt durch das gemeinsame Studium in Rotterdam und durch europaweite Auftritte. Nun gab sich der Gitarrist Mihael Hrustelj im Esslinger Kulturzentrum Dieselstraße erneut die Ehre. Denn seit dem Euromusic-Festival vor zwei Jahren ist der Kontakt nicht mehr abgerissen.

Gitarre und Schlagzeug dominieren

Der etatmäßige Schlagzeuger Javier Herrero musste kurzfristig durch Martin Hafizi ersetzt werden, machte aber den Wechsel mehr als wett. Leider blieb Dejan Hudoklin am E-Bass zu sehr im Hintergrund, was wohl auch an den allzu kopflastigen Eigenkompositionen für Gitarre und Drums von Mihael Hrustelj lag. Das Muster ist schnell erkannt: ein leiser, träumerisch verhaltener Beginn, dann spürbare Tempiwechsel, und plötzlich folgt ein krachender Höhepunkt, der mit wenigen Takten in ein nahezu melancholisches Finish mündet. Die Klarheit und die Komplexität haben in Mihael Hrusteljs Stücken einen gleich hohen Stellenwert wie Harmonik und Klangfülle. Sein Vorbild ist und bleibt Carlos Santana, auch wenn ein stilistisch klassischer Funk und ein balkan-folkloristisch angehauchter Sound dominieren oder eben variabel gestaltet werden. Das vor Jahren noch nicht zerstörte „Sarajevo“ hat man in Hrusteljs gleichnamigem Titel in seiner bosnisch-orientalischen Farbigkeit nachhaltig vor Augen.

Sehr eindrucksvoll, geradezu bewegend sind seine den Eltern gewidmeten Titel. Für den Vater komponierte Mihael Hrustelj „Das Dorf“ - wieder mit einer geradezu zerbrechlich wirkenden Eröffnung, nachfolgend fetzigem Rock mit dem vokalen Aufschrei nach Wasser und ein anschließendes Plätschern am Bach des slowenischen Heimatortes. Seiner Mutter hat Mihael Hrustelj „Neretva“ gewidmet, das ihren Lieblingsfluss in der gleichen bildhaften Sprache der Musik widerspiegelt. Das alles funktionierte natürlich nur in einer absolut punktgenauen Zusammenarbeit mit dem jungen, äußerst konzentrierten Schlagzeuger Martin Hafizi. Die Dialoge der beiden waren von einer geradezu atemberaubenden Präzision geprägt. Schade nur, dass hierzu der Bassist Dejan Hudoklin erst zum Schluss in „Rafael“ solistisch zeigen durfte, was er kann. Mihael Hrustelj besitzt darüber hinaus mit seinem kauzigen Humor und einem drolligen deutsch-englischen Sprach-Cocktail alle Eigenschaften eines sympathischen Entertainers. Er verstand es, zum Schluss eines qualitativ anspruchsvollen Konzerts das begeisternd mitgehende Publikum augenzwinkernd zu einem gemeinsam „gesanglichen“ Applaus zu animieren.

Das Euromusic-Festival soll bereits im Oktober dieses Jahres in Esslingen in die nächste Runde gehen.