Kreative Währung: „Mittlerer Ideenschein“ von Byung Chul Kim. Foto: ele Quelle: Unbekannt

Von Elke Eberle

Neuhausen -Kostenloses Essen für Leute mit Humor, eine freie Fahrt mit dem Zug nach Paris oder eine Gratisübernachtung im Hotel in Stuttgart als Gegenleistung für eine Performance: All diese Projektideen hat Byung Chul Kim bereits realisiert. Noch bis einschließlich morgen, Sonntag, steht er von morgens bis zum frühen Abend auf dem Schlossplatz in Neuhausen mit seiner mobilen Ideenbörse.

Für jede Idee gibt es je nach Anwendbarkeit, Inhalt und Wert einen „Ideen-Wertschein“ mit dem Konterfei des Künstlers, mit einem gezeichneten Herzen oder mit Hirn. Jede abgegebene Idee ist eine Investition in die Zukunft, denn ein Wertzuwachs des Wertscheins ist nicht ausgeschlossen, und so kann jeder mit seiner Idee möglicherweise sogar irgendwann einmal Geld verdienen.

Die Gedanken sind frei, jede Idee ist willkommen. Sie kann die Lösung für ein kleines Alltagsproblem sein, eine Vision, wie ein Ort zu einem besseren werden kann, wie Armut bekämpft, Ökonomie anders als bisher und ohne Ausbeutung funktionieren kann oder wie es gelingen kann, Menschen zum Nachdenken zu bringen über den Sinn und Unsinn ihres Tuns. „Eine große Idee muss mit dem Herzen zu tun haben“, findet der Künstler. „Mittlere Ideen“ sind logischer Natur, für sie gibt es einen Wertschein mit einer abgebildeten Hirnmasse. Dann gibt es noch „kleine Ideen“ - „die kann jeder haben“, sagt Kim, und stellt gleich die unbedeutende Frage nach der eigenen Identität oder der eines Künstlers.

„Eignet sich eine Idee als Tauschmittel, lässt sich aus Ideen Kapital schöpfen?“, fragt Byung Chul Kim.

Ideen sind für alle da und sie entwickeln möglicherweise sogar eine Eigendynamik. Der koreanische Künstler Byung Chul Kim ist an der Stuttgarter Akademie Meisterschüler bei Christian Jankowski und er entwickelt seine eigenen, sozusagen partizipativen Ideen immer weiter und fordert dabei die Öffentlichkeit zur Teilnahme auf.

Die eingereichten Ideen werden vom Künstler angelegt, anonymisiert gebündelt und in einer Ausstellung im Herbst sowie zeitgleich auf einer Internetplattform präsentiert: eine Ausstellung nicht nur zum Anschauen, sondern zum Anwenden, zum allgemeinen Gebrauch und für die Nachwelt. Man könne Ideen gleichsam auch für einen späteren Zeitpunkt „ansparen“, findet Kim - nur eins sollte man nicht, an Ideen sparen.

Die Ideenbörse ist Teil des aktuellen Gesamtprojektes „Our Mind Into a Brezel“ und wird gefördert von der Stiftung Kunstfonds Bonn e.V., von der Kommune Neuhausen, vom Regierungspräsidium Stuttgart und dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Baden-Württemberg.

Byung Chul Kim ist mit seiner Ideenbörse am heutigen Samstag von 10 bis 18 Uhr und am morgigen Sonntag von 11 bis 18 Uhr auf dem Schlossplatz in Neuhausen. Am kommenden Montag und Dienstag öffnet seine Ideenbörse jeweils von 11 bis 18 Uhr auf dem Pariser Platz in Stuttgart.

Am morgigen Sonntag findet um 17 Uhr in der Rupert-Mayer-Kapelle (Rupert-Mayer-Straße 68) in Neuhausen ein Vortrag von Gerhard Schuster zum Thema „Wirtschaft wenden - Der Weg zu einer Ökonomie jenseits des Profitprinzips“ statt.